Unter Arrosion versteht der Mediziner Prozesse, die das Körpergewebe, beispielsweise Blutgefäße, Knochen oder Organe angreifen. Das Wort leitet sich aus dem Lateinischen ab, frei übersetzt bedeutet es „annagen“.
Entzündungen nach Verletzung oder durch Infektion oder Tumore führen dazu, dass Gewebe zerstört wird und Zellen absterben: Der Fachausdruck für dieses tote Gewebe ist Nekrose. Durch den Krankheitsprozess wird das Gewebe gewissermaßen „angefressen“. Die zwangsläufige Folge sind verletzte oder in ihrer Stabilität geschwächte Blutgefäße. In diesen Fällen kommt es zu Arrosionsblutungen.
Ein Arrosions-Aneurysma entsteht, wenn das Umgebungsgewebe und die Wände von Arterien so geschwächt werden, dass sich punktuelle Ausbuchtungen bilden. An dieser Stelle können Blutgefäße auch reißen oder platzen, weshalb das Risiko von Einblutungen durch Aneurysmen erhöht ist.
Häufige Auslöser von Arrosionsblutungen sind:
Um nach Operations- oder Unfallverletzungen oder bei Abszessen Wundflüssigkeit auszuleiten, legt der Chirurg Drainagen. Diese lassen Blut, Wundsekret, Eiter oder auch von außen eingedrungene Gase abfließen. Einen Teil davon kann der Organismus selbst „verarbeiten“. Erleichtern entsprechend eingebrachte Kunststoffschläuche den Prozess, verläuft die Heilung sehr viel schneller. Solche Drainagen sind meist problemlos zu tragen und können nach einigen Tagen entfernt werden. Müssen die Drainagen jedoch längere Zeit liegen, schädigt der Drainageschlauch möglicherweise das Weichteilgewebe rund um das Ende der Drainage. Sind größere Blutgefäße beziehungsweise Arterien in diesem Bereich betroffen, können in seltenen Fällen gefährliche Arrosionsblutungen auftreten.
Ob mechanische Verletzungen, Infektionen oder Tumorbildung – in allen Fällen kommt es möglicherweise zu einer Schwächung oder zu Verletzungen von Gewebe oder Gefäßwänden. Die Blutung selbst, die aufgrund einer Arrosion entstanden ist, verteilt sich im Umgebungsgewebe oder füllt Organe, beispielsweise den Magen.
Je nach Ursache der Arrosion müssen deren Herde oft chirurgisch entfernt werden. Dies ist der Fall, wenn beispielsweise nekrotisches oder verletztes Gewebe oder Tumore vorliegen. Auch das Verlegen einer Drainage nach einer Arrosionsblutung ist ein operativer Eingriff. Bei einer Magenblutung erfolgt eine Blutstillung über eine Magenspiegelung, manchmal ist ebenfalls eine Notoperation erforderlich. Je nach der Schwere der Blutung kann es notwendig sein, über Transfusionen das fehlende Blut zu ersetzen.
Bei schwerwiegenden Organerkrankungen wie Tuberkulose oder Pankreatitis ist eine gezielte medikamentöse Behandlung angezeigt. Eine rechtzeitige Therapie verhindert, dass Arrosions-Prozesse in Gang kommen.
aktualisiert am 11.12.2023