Sowohl während Operationen als auch nach Verletzungen können Blutungen verschiedenster Art auftreten. Als Blutstillung werden alle Maßnahmen bezeichnet, die eine Blutung stoppen können. Neben Blutstillungsmechanismen, die der Körper selbst veranlasst (Hämostase), gibt es verschiedene medizinische Methoden, die eine Versiegelung von blutenden Gefäßen bewirken. Sie können mechanisch, thermisch (mittels Hitze) oder durch Strom funktionieren. Es existieren auch Arzneistoffe, die den Stillstand (das Sistieren) einer Blutung beschleunigen können. Diese werden als Hämostatika oder Antihämorrhagika bezeichnet.
Wann muss eine Blutung gestillt werden?
Eine Blutstillung ist vor allem dann erforderlich, wenn das Risiko besteht, größere Mengen Blut zu verlieren. Dies ist vor allem bei Verletzungen oder im Rahmen von Operationen der Fall. Zudem gibt es Erkrankungen, die zu einer erhöhten Blutungsneigung führen (hämorrhagische Diathesen). Diese sind meist angeboren. Kann eine Blutung trotz der Durchführung blutstillender Maßnahmen nicht gestoppt werden, müssen vorübergehend Bluttransfusionen durchgeführt werden.
Welche Möglichkeiten der intraoperativen Blutstillung gibt es?
In der Chirurgie existieren verschiedenste Möglichkeiten, Blutungen während einer Operation (intraoperativ) zu stoppen. Die häufigsten Maßnahmen sind
- die Verwendung von Gewebekleber oder Fibrinkleber. So kann unter Umständen auch eine herkömmliche chirurgische Naht vermieden werden, da die Substanz die Wundränder zusammenklebt. Dieser Klebstoff fördert die physiologische Wundheilung des Körpers, ohne dass sich die Wunde wieder öffnet. Damit kann vor allem empfindliches Gewebe geschont werden.
- das direkte mechanische Abbinden von Gefäßen mit einer Naht (Ligatur).
- die „Umstechung" von Gefäßen durch eine Z-förmige Naht um das Blutgefäß herum.
- eine lokale Tamponade, durch die vor allem kleinere diffuse Blutungen gestillt werden können. Dazu werden in der Regel in Adrenalin getränkte Tupfer verwendet. Dies bewirkt ein zusammenziehen der Blutgefäße (Vasokonstriktion).
- die Verätzung, vor allem bei Schleimhautblutungen.
- physikalische Methoden (so genannte Kauterisation durch elektrischen Strom oder Wärme). Unterschieden werden die monopolare und die bipolare Hochfrequenzchirurgie (HF-Chirurgie).
- Bei der monopolaren HF-Chirurgie wird an die Instrumente (beispielsweise das Elektroskalpell) Wechselstrom mit hoher Frequenz angelegt. Somit setzt in dem geschnittenen Gewebe sogleich oberflächlich die Koagulation ("Verbrutzelung", Gewebeverschorfung/Blutstillung) ein. Zum Abtragen größerer Gewebemengen wird die Tiefenkoagulation genutzt.
- Bei der bipolaren HF-Chirurgie wird zwischen zwei Elektroden eine Hochfrequenzspannung angelegt. Aufgrund des elektrischen Widerstands entsteht viel Wärmeenergie, die zu einer Versiegelung der Blutgefäße führt.
- Zum Teil werden auch noch direkte thermische Verfahren mit Hitze eingesetzt, indem ein heißer Glühwendel (Thermokauter) an den Ort der Blutung gesetzt wird.
- ein so genannter Argon-Beamer, der vor allem bei endoskopischen (mit Spiegelung erfolgenden) Eingriffen zur Blutstillung verwendet wird. Über einen Katheter können bei sehr schweren Blutungen flüssige Kunststoffe, Kunststoffkügelchen oder Fibrinschwämme an die Blutungsstelle gebracht werden, was als Embolisation bezeichnet wird.
- Knochenwachs, das vor allem zur mechanischen Blutstillung bei Knochenschäden zum Einsatz kommt. Dies ist häufig eine Mischung aus sterilisiertem Bienenwachs und Vaseline, mit dem die feinen Poren der Knochenschwammsubstanz (Spongiosa) verschlossen werden.
- Resektion ("Herausschneiden"). Bei Blutungen aus Tumoren oder Geschwüren (Ulzera) müssen zum Teil ganze Gewebeabschnitte entfernt (reseziert) werden.