Bei Kindern ist für Operationen und auch für bestimmte Untersuchungen eine Vollnarkose erforderlich. Dennoch kann auch eine Regionalanästhesie, also eine Schmerzhemmung in einem größeren Körperbereich, hinreichend sein oder auch zusätzlich zur Narkose vorgenommen werden. Gängige Methoden der Regionalanästhesie sind die Periduralanästhesie (PDA), die Spinalanästhesie und die Armplexusanästhesie. Bei kleinen Eingriffen genügt es oftmals, eine örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) vorzunehmen.
Die Methoden der Regionalanästhesie bei Kindern können zu einigen verschiedenen Anlässen eingesetzt werden. Im Allgemeinen dient die jeweilige Art der Regionalanästhesie oder die Narkose dazu, die Operation, die Behandlung oder die Untersuchung reibungslos und für das Kind schmerz- und angstfrei durchführen zu können.
Eine Periduralanästhesie oder eine Spinalanästhesie kann für viele operative Eingriffe am Bein vorgenommen werden. Ebenso kann sie bei einem Teil der Operationen im unteren Bauchbereich, in der Leistengegend oder am Damm erfolgen.
Die Armplexusanästhesie kann bei vielen Eingriffen im Bereich des Armes, der Hand oder der Schulter eingesetzt werden. Kleinere Eingriffe können unter Umständen mit einer Betäubungsspritze (Lokalanästhesie) durchgeführt werden.
Bei Kindern, insbesondere bei Kleinkindern, ergibt sich bei vielen Operationen die Problematik, dass bei einer örtlichen Betäubungsmethode nicht genügend Einsicht und Ruhigbleiben möglich ist und der junge Patient sich beispielweise zu viel bewegt oder Angst bekommt. Daher kann nicht nur bei chirurgischen Eingriffen, die von sich aus eine Narkose benötigen, sondern auch bei kleineren Operationen oder verschiedenen Untersuchungen eine Vollnarkose angezeigt sein. Zu diesen Untersuchungsmethoden, die eine Narkose benötigen können, gehören beispielsweise Röntgenaufnahmen oder Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie).
Vor dem Eingriff erfolgt eine grundlegende Diagnostik, ob Erkrankungen vorliegen könnten, die ein Risiko für die Betäubung (Regionalanästhesie oder auch Narkose) sowie für die jeweilige Operation darstellen. Zu den angewendeten Methoden gehören neben der Befragung des Patienten und der Eltern (Anamnese) die körperliche Untersuchung sowie in manchen Fällen ein EKG und eine Blutuntersuchung. Gegebenenfalls sind weitergehende Untersuchungen in Bezug auf besondere Problematiken oder Krankheiten erforderlich. Wichtig ist ebenso der Ausschluss von Allergien gegen eingesetzte Narkosemittel und weitere Wirkstoffe.
Bei einer Regionalanästhesie wird im Gegensatz zur Vollnarkose nur ein Teil des Körpers betäubt, und der Patient bleibt bei Bewusstsein. Es kann allerdings sinnvoll sein, ein Schlaf- oder Beruhigungsmedikament zu geben (z. B. für einen Dämmerschlaf). Gespritzt werden können bei einer Regionalanästhesie örtliche Betäubungsmedikamente (Lokalanästhetika) oder schmerzhemmende Wirkstoffe (Opioide).
In einigen Fällen ist eine Narkose (Allgemeinanästhesie) sinnvoll, oder es muss von einer Spinal- oder Periduralanästhesie in eine Narkose gewechselt werden. Dies ist der Fall, wenn die Betäubung durch die Methoden nicht hinreichend ist oder wenn die Wirkstoffe sich zu stark im Körper verteilen. Wenn eine Narkose eingeleitet wird, kann das Kind nichts mehr bewusst wahrnehmen und verspürt auch keine Schmerzen mehr. Vergleichbar ist der Narkosezustand etwa mit einer Tiefschlafperiode.
Bisweilen werden Narkosemittel oder andere Medikamente verwendet, die lediglich eine Zulassung für erwachsene Patienten besitzen. In diesem Fall ist ein besonderes Gespräch zwischen Arzt und Eltern notwendig, um Nutzen und Risiken zu klären. Eine Einverständniserklärung ist bei Einsatz des jeweiligen Wirkstoffes vor dem Eingriff erforderlich.
In vielen Fällen wird mit Hilfe einer Nadel ein Zugang in die Vene gelegt und die Wirkstoffe zur Narkose dort hineingespritzt. Insbesondere bei kleineren Kindern kann die Einleitung der Narkose mit gasförmigen Wirkstoffen sinnvoll sein, die über die Atemluft gegeben werden, also oftmals über eine Maske (Maskennarkose) oder manchmal auch über einen Beatmungsschlauch (Intubationsnarkose). Falls die Operation länger dauert, kann mehrmals erneut das Mittel gegeben werden oder stetig eingeleitet werden.
Beatmungsvorrichtungen werden benötigt, um die ausreichende Zufuhr von Sauerstoff zu gewährleisten. Neben der Atemmaske kann auch ein Schlauch (Tubus) sinnvoll sein, der in die Luftröhre gelegt wird (Intubation). Ein Vorteil der Intubation ist, dass kein Speisebrei aus dem Magen und keine Speichelflüssigkeit in die Atemwege gelangen. Um den Tubus einzuführen, müssen Wirkstoffe zur Muskelerschlaffung (Muskelrelaxantien) gespritzt werden. Diese sind meist auch für die jeweilige Operation von Vorteil. Ein modernes System zur Beatmung ist die Larynxmaske, eine Maske, die sich über dem Kehlkopf befindet. Die Larynxmaske stellt gewissermaßen einen Kompromiss aus Maske und Tubus dar.
Im Zuge einer Operation in Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) kann zusätzlich eine Regionalanästhesie sinnvoll sein, da hierdurch eine geringere Wirkstoffmenge genügt, um die Schmerzhemmung zu erzielen.
Weitere Möglichkeiten der Schmerzhemmung bei Kindern können die Plexusanästhesie am Bein, die intravenöse Regionalanästhesie (Gabe des Betäubungsmittels mit spezieller Abschnürtechnik in eine Vene) sowie die örtliche Betäubung sein.
Neben den Risiken durch die Operation selbst können auch durch das Betäubungsverfahren Komplikationen verursacht werden. Schwerwiegende Auswirkungen treten allerdings sehr selten auf. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse im Einstichbereich können vorkommen. Entzündungen (z. B. Abszesse = abgekapselte Entzündungsherde), Reizungen oder abgestorbene Gewebestellen können nicht ausgeschlossen werden. Eine Infektion kann sehr selten auch über die Blutbahn im Körper verteilt werden (Sepsis). Wird ein Nerv geschädigt, so kann es zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Bei versehentlicher Injektion der Medikamente in eine Arterie (Schlagader) können die Wirkungen verstärkt werden. Unter Umständen können dadurch weitere Probleme entstehen.
Allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades, insbesondere durch die eingespritzten Mittel, sind möglich. Bisweilen kann Übelkeit und Erbrechen hervorgerufen werden. In manchen Fällen zieht sich die Luftröhre krampfartig zusammen. Eine ausgesprochen seltene, aber lebensgefährliche Komplikation ist die maligne Hyperthermie, bei der es durch Stoffwechselverschiebungen zu starker Temperaturerhöhung kommt.
Durch die Spinal- und Periduralanästhesie können mehrere Tage anhaltende schwere Kopfschmerzen verursacht werden. Äußerst selten können diese allerdings wesentlich länger andauern. Blasenentleerungsstörungen können auftreten, verschwinden allerdings im Regelfall wieder von selbst. Außerst selten kann es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) kommen.
Bei der Armplexusanästhesie kann es selten zu einem Durchstich in Richtung Lunge kommen. Dabei kann sich unter anderem eine die Atmung behindernde Luftansammlung zwischen Lunge und Brustwand ausbilden.
Nach einer Intubation oder der Verwendung einer Larynxmaske kann ein Reizzustand im Hals mit Schmerzen und Husten bestehen. Nicht auszuschließen sind Verletzungen im Rachenbereich, an den Stimmbändern sowie auch an den Zähnen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Durch die Auswahl des geeigneten Verfahrens, gegebenenfalls auch einer guten Kombination, kann in den meisten Fällen eine effektive Schmerzausschaltung während des Eingriffs bei nur geringer Belastung des Organismus ermöglicht werden. Die weitere Prognose richtet sich nach der Operation beziehungsweise der Grunderkrankung.
Vor der Einleitung dieser Anästhesiemaßnahmen muss der junge Patient eine bestimmte Zeit mehr oder weniger nüchtern bleiben. Bis sechs Stunden vorher dürfen kleinere Portionen gegessen und getrunken werden, ab diesem Zeitpunkt ist Essen, Trinken sowie auch Rauchen nicht mehr erlaubt. Bis zu zwei Stunden vorher dürfen allerdings noch geringe Mengen Wasser, Tee oder Limonade getrunken werden. Eventuell notwendige Arzneimittel können auch noch kurz vorher mit etwas Wasser genommen werden. Bei Nichtbeachtung muss der Arzt darüber informiert werden, gegebenenfalls muss der Eingriff verschoben werden.
Möglicherweise müssen Medikamente, falls das Kind diese regelmäßig bekommt, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
Körperschmuck (inklusive Piercings), Kontaktlinsen und Ähnliches muss vor dem Eingriff abgelegt werden. Auch Kosmetika sollten weggelassen werden.
Eine Überwachung und Behandlung auf der Intensivstation kann sich an die Operation anschließen. Zunächst kann es erforderlich sein, den Patienten vor Verletzungen zu schützen, wenn noch Narkose-Nachwirkungen bestehen. Hierzu kann beispielsweise ein Bettgitter installiert werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss beachtet werden, dass das Kind aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden nicht für die aktive Teilnahme am Straßenverkehr geeignet ist. Weitere Arzneimittel sollten in dieser Zeit nur in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hinweisen könnten, sollte baldmöglichst der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023