Bei einer örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) wird das Schmerzempfinden in einem bestimmten Körperbereich unterbrochen. Dies ermöglicht eine schmerzfreie Behandlung ohne Vollnarkose.
Unterschieden werden drei Arten von örtlicher Betäubung, die verschiedene Einsatzgebiete haben.
Das Betäubungsmittel wird in Form von Sprays oder Salben auf Haut oder Schleimhaut aufgetragen. Dies wird beispielsweise zur Entfernung von Warzen oder Muttermalen durch den Hautarzt oder bei Kindern vor der Blutentnahme durchgeführt.
Das Betäubungsmittel wird mit einer Kanüle unter die Haut, in das Unterhautfettgewebe oder in die Muskulatur gespritzt. Dadurch wird die Schmerzweiterleitung in diesem Bereich vorübergehend unterbrochen. Angewendet wird die Betäubungsspritze zum Beispiel:
Das Betäubungsmittel wird in den Bereich von Nervengeflechten gespritzt, die das zu betäubende Gebiet versorgen. Beispielsweise wird das Betäubungsmittel in Nervengeflechte der Achselhöhle gespritzt, um das Schmerzempfinden im Arm für dortige Eingriffe auszuschalten. Zur Schmerzausschaltung für Eingriffe an den Beinen oder zur Geburtshilfe wird das Betäubungsmittel in das Nervenwasser in der Umgebung des Rückenmarks gespritzt (Spinalanästhesie). Bei der Periduralanästhesie wird das Betäubungsmittel in die Rückenmarkshaut injiziert. Dieses Verfahren wird besonders in der Geburtshilfe (Kaiserschnitt oder Geburtserleichterung) angewendet.
Entscheidend ist, dass eine örtliche Betäubung für die anstehende Behandlung auch ausreichend ist. Die Oberflächen- und Infiltrationsanästhesie darf nicht bei Allergie auf das Betäubungsmittel durchgeführt werden. Für die Regionalanästhesien sind außerdem Verformungen der Wirbelsäule, Blutgerinnungsstörungen oder Nervenerkrankungen mögliche Ausschlusskriterien für die Durchführung.
Im Normalfall dürfen Patienten vor einer Oberflächenanästhesie oder einer Infiltrationsanästhesie (Betäubungsspritze) etwas essen. Bei der Regionalanästhesie müssen Patienten oft nüchtern bleiben. In allen Fällen ist vorher mit dem Arzt abzuklären, ob und ab wann es erforderlich ist, nichts mehr zu essen oder zu trinken.
Die örtliche Betäubung des betroffenen Bereichs wird direkt vor dem operativen Eingriff oder der jeweiligen Behandlung durchgeführt.
Das Betäubungsmittel wird in Form von Cremes auf die Haut aufgetragen. Es muss für etwa 60 Minuten unter einem Pflaster einwirken, bis es eine ausreichende Schmerzausschaltung erreicht. Sprays, zum Beispiel Kältesprays (Kryoanästhesie), betäuben umgehend, aber nur für wenige Minuten.
Das Operationsfeld wird zunächst desinfiziert. Das Betäubungsmittel kann in die Haut oder Schleimhaut, die Unterhaut oder die Muskulatur gespritzt werden. Bei einer üblichen Vorgehensweise wird die Spritze eingeführt und zunächst eine kleine Quaddel des Betäubungsmittels gesetzt. Sobald dieser Bereich schmerzfrei ist, wird von hier der gewünschte Bereich fächerförmig unterspritzt, was die Patienten bereits nicht mehr spüren können. Das Betäubungsmittel verteilt sich in den Gewebespalten und erreicht die Nervenfasern, die sich in der Nähe befinden. Dadurch kann es die Schmerzweiterleitung unterbrechen.
Als Betäubungsmittel kommen sogenannte Lokalanästhetika zum Einsatz wie Lidocain, Prilocain oder Mepivacain. Häufig ist zusätzlich ein gefäßverengender Wirkstoff (sogenannter Vasokonstriktor wie Adrenalin) enthalten. Dies verlängert die Wirkdauer und verhindert eine weitere Ausbreitung des Betäubungsmittels, darf jedoch nicht in sogenannten Endstromgebieten der Blutgefäße wie den Fingern zugesetzt sein. Sonst kann es zu Gewebeschäden durch den reduzierten Blutfluss kommen.
Durch die Injektion des Betäubungsmittels in die Nähe von Nervengeflechten (wie Wirbelsäulenbereich, Arm) können größere Bereiche schmerzunempfindlich gemacht werden. In der Regel wird dies durch einen Narkosearzt (Anästhesist) und nicht vom Chirurg selber durchgeführt.
Die Risiken einer Lokalanästhesie sind wesentlich geringer als bei einer Vollnarkose. Die Belastung für das Herzkreislaufsystem bei einer Vollnarkose kann so umgangen werden. Dennoch kann es zu Komplikationen kommen:
Wichtig zu beachten ist, dass Taubheitsgefühl und Schmerzunempfindlichkeit noch einige Stunden nach dem operativen Eingriff anhalten können.
Nach zahnärztlichen Eingriffen sollte erst wieder gegessen werden, wenn die Betäubung nachlässt. Vorher sind Kaubewegungen schwer kontrollierbar und es besteht die Gefahr, sich auf Backe oder Zunge zu beißen.
Im Anschluss an eine Plexusanästhesie sollte für einige Stunden die anhaltende Schmerzunempfindlichkeit beachtet werden. Sonst kann es leicht zu Verletzungen (beispielsweise Verbrennungen an der Herdplatte oder mit heißem Wasser) kommen.
Bis die Spinal- oder Periduralanästhesie nachlässt (etwa drei bis vier Stunden), sollte man liegen bleiben und erst vorsichtig aufstehen. Teilweise kann es zu leichten Kreislaufstörungen kommen. Auto fahren ist für 24 Stunden nicht erlaubt.
Die Heilungsdauer ist abhängig von der Art des Eingriffs. Die örtliche Betäubung lässt nach, sobald sich das Betäubungsmittel abgebaut hat.
In der Regel ist die Schmerzausschaltung mit einer örtlichen Betäubung ausreichend. Sollten dennoch Schmerzen empfunden werden, sollte dem Arzt rechtzeitig Bescheid gegeben werden. Gegebenenfalls kann er mehr Betäubungsmittel verabreichen oder zusätzlich ein Schmerzmittel geben.
Die Techniker, Dr. med. Christiane Bauch – Lokalre und regionale Anästhesie: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/operationen/lokale-und-regionale-anaesthesie-2016350 (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
BAO Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – Örtliche Betäubung: https://www.operieren.de/e3224/e10/e15/e20/e384/ (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
Netdoktor, Andreas Hofmann – Lokalanästhesie: https://www.netdoktor.de/therapien/narkose/lokalanaesthesie/ (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
DocMedicus – Infiltrationsanästhesie: http://www.gesundheits-lexikon.com/Therapie/Anaesthesie/-Infiltrationsanaesthesie.html (online, letzter Abruf: 26.05.2020)
aktualisiert am 26.05.2020