Bei Operationen an Schulter, Hand oder Arm kommt als regionales Narkoseverfahren die Armplexusanästhesie in Frage. Durch die Armplexusanästhesie wird das Schmerzempfinden und die Kraft des Armes oder der Schulter herabgesetzt. Der Patient ist bei Bewusstsein, aber empfindet keine Schmerzen. Auf Wunsch des Patienten ist auch eine Sedierung möglich, wenn er während der Operation lieber schlafen möchte.
Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, für eine Operation in einem Bereich des Körpers Schmerzen auszuschalten. Wichtige Verfahren am Arm sind:
Welche Art der Betäubung vom Arzt gewählt wird, hängt im Wesentlichen vom jeweiligen Eingriff ab.
Die Armplexusanästhesie besteht darin, das Nervengeflecht, das den Arm oder die Schulter versorgt, vorübergehend zu betäuben, indem ein örtliches Betäubungsmittel injiziert wird.
Bei Hand-, Unterarm- und Ellenbogenoperationen erfolgt die Betäubung in der Achselhöhle (axillare Plexusanästhesie) oder unter dem Schlüsselbein (infraklavikuläre Plexusanästhesie). Müssen Oberarm oder Schulter operiert werden, dann erfolgt die Betäubung oberhalb des Schlüsselbeins (interskalenäre Plexusanästhesie).
Die jeweilige Methode der Betäubung oder Narkose dient dazu, eine Operation reibungslos und für den Patienten schmerzfrei durchführen zu können. Die Armplexusanästhesie kann bei vielen Eingriffen im Bereich des Armes, der Hand oder der Schulter eingesetzt werden. Ebenso kann die intravenöse Regionalanästhesie bei Operationen am Arm oder der Hand erfolgen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Operationsdauer nicht 90 Minuten überschreiten sollte. Eine örtliche Betäubung ist oft bei kleineren Eingriffen angezeigt.
Bei der Armplexusanästhesie wird das hauptsächliche Nervengeflecht des Armes (Plexus brachialis) betäubt. Dieser Armplexus zieht vom Rückenmark in den Arm hinein und dient der Nervenversorgung der Schulter und des Armes. Ein Wirkstoff zur Ausschaltung der Schmerzleitung wird für die Plexusanästhesie in die Umgebung des Nerven eingespritzt, der den (sensiblen) Bereich versorgt, in dem der Eingriff erfolgen soll. Bei der Armplexusanästhesie kann es zu einem kurzen unangenehmen Gefühl wie bei einem elektrischen Schlag kommen. Ansonsten bestehen meist keine Schmerzen beim Einstich, da vorher eine örtliche Betäubung des Areals erfolgt.
Der Anästhesist verwendet einen Nervenstimulator oder neuerdings auch ein Ultraschallgerät, um das Nervengeflecht des Armes, den Plexus brachialis, zu finden. Der mit der Injektionsnadel verbundene Nervenstimulator sendet schwache elektrische Impulse. Diese Impulse stimulieren die Nerven und lösen auf diese Weise unwillkürliche Muskelzuckungen aus, die anzeigen, an welcher Stelle sich die Injektionsnadel befinden muss. Es dauert ungefähr eine Viertelstunde, bis die Armplexusanästhesie vollständig wirkt und der Arm warm, schlaff und gefühllos wird.
Für einige Stunden lässt sich der Arm dann nicht mehr oder kaum noch aktiv bewegen.
Es gibt mehrere Einspritzpunkte, die je nach dem durch die Plexusanästhesie zu betäubenden Bereich gewählt werden. Eine Injektion in die so genannte Gefäß-Nerven-Scheide im Achselhöhlenbereich des Armplexus dient der Betäubung von Hand, Unterarm und teilweise auch dem Oberarm. Unter das Schlüsselbein wird meist gespritzt, um den kompletten Arm von der Schulter abwärts zu betäuben. Über dem Schlüsselbein schaltet eine Betäubungsspritze vornehmlich Teile von Unterarm, Oberarm und Ellenbogen aus. An den Halsbereich erfolgt eine Spritze wiederum, wenn eine Schmerzhemmung an der Schulter bis zum Oberarm erforderlich ist.
Falls die Schmerzhemmung länger andauern soll, z. B. auch zu einer Nachbehandlung, kann ein Katheter so eingelegt werden, dass der Wirkstoff über diesen kleinen Schlauch kontinuierlich oder immer wieder eingebracht wird.
Für manche Operationen kann die Betäubungsspritze als Nervenblockade auch an bestimmte Stellen am Handgelenk oder am Ellenbogen gesetzt werden, z. B. an der Hand (Handblock).
Bei dieser Methode wird das Betäubungsmittel über die Vene in das Zielgebiet gebracht. Um die intravenöse Regionalanästhesie durchzuführen, wird zunächst mit einer straffen Gummihülle, die von der Hand bis zum Oberarm reicht, das Blut aus den Armvenen gedrückt. Daraufhin kann eine Druckmanschette um den Arm gelegt und der Betäubungswirkstoff in eine Vene injiziert werden. Durch die Druckmanschette wird gewährleistet, dass das Lokalanästhetikum sich nur in der gewünschten Region ausbreitet. Die Schmerzausschaltung wirkt nach fünf bis zehn Minuten und verschwindet ebenfalls nach einigen Stunden. Am Ende des Eingriffs wird die Manschette wieder abgenommen.
Bei einer örtlichen Betäubung oder Lokalanästhesie wird der Wirkstoff zur Betäubung direkt in das Gewebe am Operationsort hineingespritzt.
Unterstützend zu den oben genannten Verfahren kann ein Beruhigungsmedikament gegeben werden (Sedierung). Wenn keine Sedierung gewünscht wird, können die Patienten während der Operation über Kopfhörer Musik hören und sich so vom Operationsgeschehen ablenken lassen.
In manchen Fällen muss von einer Regionalanästhesie oder örtlichen Betäubung in eine Narkose (Allgemeinanästhesie) gewechselt werden. Vor allem kann dies notwendig werden, wenn die Schmerzhemmung durch die andere Methode nicht vollständig ist und eine weitere Spritze nicht möglich ist.
Auch wenn sich die jeweilige Betäubung zu sehr im Körper ausbreitet, kann eine Narkose angezeigt sein. Der Narkosewirkstoff wird in eine Vene injiziert. In der Narkose kann der Patient nichts mehr bewusst wahrnehmen und verspürt auch keine Schmerzen mehr. Vergleichbar ist der Narkosezustand etwa mit einer Tiefschlafperiode. Damit eine ausreichende Zufuhr von Sauerstoff gewährleistet ist, muss dann der Patient beatmet werden. Dies geschieht entweder über eine spezielle Maske oder über einen Schlauch (Tubus), der in die Luftröhre gelegt wird (Intubation). Ein Vorteil der Intubation ist, dass kein Speisebrei aus dem Magen und keine Speichelflüssigkeit in die Atemwege gelangen kann. Um den Tubus einzuführen, müssen Wirkstoffe zur Muskelerschlaffung (Muskelrelaxantien) gespritzt werden. Diese sind meist auch für die jeweilige Operation von Vorteil.
Während und nach den Verfahren der Schmerzausschaltung wird der Patient überwacht.
Die jeweilige Methode der Betäubung oder Narkose dient dazu, die Operation reibungslos und für den Patienten schmerzfrei durchführen zu können.
Neben den Risiken durch die Operation selbst können auch durch die örtliche Betäubung, Regionalanästhesie oder Narkose Komplikationen verursacht werden. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse im Einstichbereich können vorkommen. Entzündungen (z. B. Abszesse = abgekapselte Entzündungsherde), Reizungen oder abgestorbene Gewebestellen können nicht ausgeschlossen werden. Eine Infektion kann sehr selten auch über die Blutbahn im Körper verteilt werden (Sepsis). Wird ein Nerv geschädigt, so kann es zu Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen oder anderen Funktionsausfällen kommen. In den meisten Fällen handelt es sich aber nicht um bleibende Schäden. Sie bilden sich in aller Regel von selbst zurück.
Bei versehentlicher Injektion der Medikamente in eine Arterie (Schlagader) können die Wirkungen verstärkt werden. Unter Umständen können dadurch weitere Probleme entstehen. Allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades, insbesondere durch die eingespritzten Mittel, sind möglich. Manchmal kann Übelkeit und Erbrechen hervorgerufen werden.
Bei der intraskalenären Armplexusanästhesie kann es ganz selten zu einem Durchstich in Richtung Lunge kommen. Dabei kann sich unter anderem eine die Atmung behindernde Luftansammlung zwischen Lunge und Brustwand ausbilden (Pneumothorax). Auch eine Verletzung des Rippenfells ist möglich. In einigen Fällen kann es zu einem Wärmegefühl im Gesicht, zu einem hängenden Augenlid und zu einer leicht erschwerten Atmung und Heiserkeit kommen.
Bei der intravenösen Regionalanästhesie kann es zusätzlich durch eine zu enge Manschette zu Problemen im Sinne einer Abklemmung kommen.
Speziell bei der Narkose bestehen weitere Risiken. In manchen Fällen zieht sich die Luftröhre krampfartig zusammen. Eine ausgesprochen seltene, aber lebensgefährliche Komplikation ist die maligne Hyperthermie, bei der es durch Stoffwechselverschiebungen zu starker Temperaturerhöhung kommt.
Nach einer Intubation kann durch den Beatmungsschlauch ein Reizzustand im Hals mit Schmerzen und Husten bestehen. Nicht auszuschließen sind Verletzungen im Rachenbereich, an den Stimmbändern sowie auch an den Zähnen.
Durch die Auswahl des geeigneten Verfahrens kann in den meisten Fällen eine effektive Schmerzausschaltung während des Eingriffs ermöglicht werden. Die weitere Prognose richtet sich nach der Operation beziehungsweise der Grunderkrankung.
Vor der Einleitung vieler Anästhesiemaßnahmen muss der Patient eine bestimmte Zeit mehr oder weniger nüchtern bleiben. Bis sechs Stunden vorher dürfen kleinere Portionen gegessen und getrunken werden, ab diesem Zeitpunkt ist Essen, Trinken sowie auch Rauchen nicht mehr erlaubt. Bis zu zwei Stunden vorher dürfen allerdings noch geringe Mengen Wasser, Tee oder Limonade getrunken werden. Arzneimittel können auch noch kurz vorher mit etwas Wasser genommen werden. Bei Nichtbeachtung muss der Arzt darüber informiert werden, eventuell muss der Eingriff verschoben werden.
Möglicherweise müssen verschiedene Medikamente, die der Patient sonst einnimmt, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Es empfiehlt sich oft, ein Beruhigungsmedikament am selben Tag oder am Abend vor der OP zu geben.
Körperschmuck (inklusive Piercings), Kontaktlinsen, herausnehmbare Zahnprothesen und Ähnliches muss vor dem Eingriff abgelegt werden. Auch Kosmetika sollten weggelassen werden.
In manchen Fällen muss der Patient nach dem Eingriff auf der Intensivstation überwacht werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden. Weitere Arzneimittel sollten in dieser Zeit nur in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hinweisen könnten, sollte baldmöglichst der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 15.11.2023