Postoperative Funktionsstörungen sind Beeinträchtigungen, die nach medizinischen Eingriffen auftreten können. Sie umfassen Komplikationen, bei denen die Funktion einzelner oder mehrerer Organe eingeschränkt ist. Postoperative Funktionsstörungen sind insgesamt selten. Sie treten jedoch gehäuft nach größeren Operationen insbesondere in der Bauchhöhle und bei Operationen in sehr nervenreichen Regionen auf.
Die Ursache für die nachoperativen Funktionsstörungen sind häufig Verletzungen von feinen Nervengebilden, die bei verschiedenen operativen Eingriffen nicht immer zu vermeiden sind. Je nach Art und Schwere des Eingriffs können Nerven vorübergehend oder dauerhaft in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Die Organe, die von den entsprechenden Nerven gesteuert werden, können nicht mehr richtig arbeiten.
Diese Funktionseinschränkung kann sich wieder vollständig zurückbilden, so dass sich das Organ wieder erholt und nach einiger Zeit voll funktionsfähig ist. In einigen Fällen aber ist der Funktionsverlust nicht mehr zu beheben und führt zu einer dauerhaften Einschränkung. Diese kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein.
Bei bestimmten Operationen ist es bekannt, dass es häufiger zu Funktionsstörungen nach dem Eingriff kommen kann. Die Patienten werden im Aufklärungsgespräch vor jeder Operation vom Arzt darüber informiert, welche Komplikationen und Funktionsstörungen nach dem anstehenden Eingriff auftreten können.
Postoperative Funktionsstörungen und deren entsprechende Therapie spielen häufig in den folgenden Bereichen eine Rolle.
Offene und mikrochirurgische Eingriffe in der Bauchhöhle bedeuten häufig für den Patienten eine besondere Vorbereitung vor der Operation und eine längerfristige Nachbehandlung. Sie sind mit besonderen Risiken und Komplikationen behaftet, die bei anderen Eingriffen seltener auftreten. Zu den spezifischen postoperativen Funktionsstörungen bei Operationen am Verdauungstrakt gehören:
Diese möglichen Komplikationen äußern sich in Übelkeit und Erbrechen, starken Bauchschmerzen, Blähungen, veränderten Darmgeräuschen und weiteren spezifischen Symptomen. Daher wird nach Eingriffen am Verdauungstrakt besonders aufmerksam von Ärzten und Pflegern auf Anzeichen einer solchen postoperativen Funktionsstörung geachtet, um möglichst früh eine entsprechende Behandlung einleiten zu können.
Dazu zählen Operationen an den Eierstöcken, der Gebärmutter, der Prostata, des Enddarms und der Blase. Da in das Becken vom Kreuzbein aus ein sehr feines Geflecht von Nervenfasern hineinzieht, sind bei Eingriffen in diesem Bereich Nervenverletzungen häufig nicht zu vermeiden. Sie werden mit zunehmender Verbesserung und Weiterentwicklung der Operationstechniken immer mehr verringert, gehören jedoch immer noch zu den häufigen Komplikationen bei Operationen an Organen des Beckens.
Besonders häufig treten in diesen Bereich als postoperative Komplikationen die Funktionsstörungen von Blase und Enddarm auf. Bei Männern können nach Prostataoperationen Erektionsstörungen (erektile Dysfunktionen) auftreten. Es kommen verschiedene Formen der Inkontinenz vor, also die Unfähigkeit, Harn- oder Stuhlabgang zu kontrollieren. Ebenfalls ist eine Blasenatonie möglich, also die Unfähigkeit, die Blase zu entleeren. Jede Funktionsstörung nach einer Operation im Harn- und Geschlechtsbereich (Urogenitalbereich) muss umgehend behandelt werden.
Praktisch alle größeren Operationen können für den Patienten einen schweren Blutverlust bedeuten, der mit Flüssigkeit und eventuell auch Blutkonserven ausgeglichen werden muss. Diese Volumenschwankungen stellen vor allem für das Herz-Kreislauf-System eine große Herausforderung dar. Das Herz muss sich mit seiner Pumpleistung und -frequenz anpassen, damit der Blutdruck und damit die Blutversorgung aller Organe konstant gehalten werden.
Dies gelingt dem Herzen in einer großen Spanne der vorhandenen Blutmenge. Ist jedoch der Blutverlust zu groß, so kommt es zum Schock und zu einer Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff. Um dem entgegen zu wirken, wird während einer Operation und während des gesamten stationären Aufenthalts eines Patienten die Funktion des Herz-Kreislaufsystems kontinuierlich überwacht. Dazu gehört die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks, der Herzfrequenz und -erregungsleitung (über ein EKG) und die Sauerstoffsättigung im Blut.
Die Behandlung der möglichen Funktionsstörungen richtet sich nach Art der vorausgegangenen Operation und der zugrundeliegenden Ursache.
Bei Komplikationen nach Operationen am Verdauungstrakt muss eine umfassende Diagnostik erfolgen. Damit lässt sich die Art und Ursache der Störung sicher erkennen und schließlich behandeln. Zu den Untersuchungen gehört vor allem die Bildgebung in der Computertomographie (CT). Bei Magen- oder Darmatonien (Lähmungen) können verschiedene Medikamente bewirken, dass die Bewegungen wieder aktiviert werden. Mechanische Hindernisse können einen zweiten operativen Eingriff erforderlich machen, um die Engstelle zu beseitigen.
Auch bei Funktionsstörungen nach Eingriffen am Becken muss durch ausführliche Diagnostik sichergestellt werden, welche Ursache der Störung zugrunde liegt. Eine Blasenatonie (Harnverhalt) kann häufig medikamentös mit so genannten Alphablockern verbessert werden. Ist dies nicht möglich, muss eine Blasenentleerung über einen Katheter erfolgen.
Zur Behandlung der Inkontinenz (Unfähigkeit, Harn oder Stuhl zu halten) stehen verschiedene konservative (nicht operative) Behandlungsmethoden zur Verfügung. Aber auch Operationen zur Wiederherstellung der Blasenkontrolle können gute Erfolge verzeichnen. Bei Erektionsstörungen (erektilen Dysfunktionen) bei Männern insbesondere nach Prostataoperationen gibt es mittlerweile gute Therapien mit Medikamenten. Sie zeigen zufriedenstellende bis sehr gute Ergebnisse.
Postoperative Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufsystems gehen in der Regel vollständig wieder zurück und sind auch gut behandelbar. Da sie durch die intensive Überwachung besonders gefährdeter Patienten schnell erkannt und therapiert werden, entstehen nur sehr selten langfristige Funktionsverluste oder Einschränkungen.
aktualisiert am 15.12.2020