Als Mobilisation wird im Bereich der Pflege die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit eines Patienten im Rahmen seiner Möglichkeiten bezeichnet. Eine Mobilisation ist insbesondere nach kurzer oder längerfristiger Bettlägerigkeit und auch bei vorübergehender oder dauerhafter Einschränkung der Beweglichkeit einzelner Körperabschnitte notwendig.
Die uneingeschränkte Beweglichkeit des Körpers ist eine Grundvoraussetzung für die Selbstständigkeit jedes Menschen. Doch im Laufe des Lebens häufen sich die Erkrankungen und Verletzungen, welche die Mobilität des Menschen einschränken können. Die Mobilisation ist ein wichtiger Bestandteil der Kranken- und Altenpflege, da sie sich der Wiederherstellung der größtmöglichen Bewegungsfreiheit widmet. Mobilisierende Übungen und Maßnahmen werden nach jeder Operation durchgeführt, weil nach den meisten Eingriffen für einige Zeit erst einmal eine Bettruhe oder Ruhigstellung bestimmter Körperregionen notwendig ist.
Gerade auch im Bereich der Altenpflege hat die Mobilisation der Patienten eine außerordentlich große Bedeutung. Alte und kranke Menschen, die sehr häufig für längere Zeit im Bett liegen, müssen in ihrer Mobilität und Beweglichkeit gefördert und unterstützt werden. Alle Maßnahmen erfolgen dabei im Rahmen der individuellen Möglichkeiten des Patienten. Ziel sollte immer die größtmögliche Bewegungsfähigkeit des Patienten sein, allerdings muss diese Zielsetzung realistisch und erreichbar sein.
Die Mobilisation wird meist in Zusammenarbeit zwischen Pflegern und Physiotherapeuten durchgeführt.
Ziele der Mobilisation sind:
Als positiven Nebenaspekt dieser Ziele bewirkt eine erfolgreiche Mobilisation für den Patienten, dass er sein Selbstvertrauen wiedererlangt und stärkt. Häufige Komplikationen einer längeren Bettlägerigkeit, wie Druckstellen auf der Haut, Lungenentzündungen oder Muskelverspannungen, können durch die Mobilisierung verhindert werden. Der positive Einfluss einer möglichst großen Beweglichkeit des Patienten auf sein körperliches und geistiges Wohlbefinden ist nicht zu unterschätzen.
Zur Mobilisation wird vom Pflegepersonal ein entsprechend den individuellen Voraussetzungen, Erkrankungen und Möglichkeiten des Patienten angepasster Pflegeplan erstellt. In ihm wird festgehalten, wann und in welchem Ausmaß die Mobilisation und das Training auch mit Physiotherapeuten durchgeführt werden. Der Pflegeplan kann sehr unterschiedlich aussehen und wird auch im Laufe der Zeit den Bedürfnissen des Patienten angepasst.
Als eines von vielen Beispielen für einen Anlass zur Mobilisation sei eine Operation zur Einbringung eines künstlichen Kniegelenks bei einem älteren Patienten genannt. Hierbei könnte eine Mobilisation etwa so ablaufen:
Der Patient erhält nach dem Eingriff in angepasster Dosierung Schmerzmedikamente, so dass er möglichst den ganzen Tag und auch nachts schmerzfrei ist. Fühlt sich der Patient wohl und sind keine Komplikationen aufgetreten, kann er sich mit Unterstützung einer Pflegekraft im Bett aufsetzen und auch an die Bettkante setzen. So wird der Kreislauf aktiviert, ohne ihn zu überfordern, und der Blutdruck kann sich an die neue Situation nach längerem Liegen gewöhnen. Anschließend kann der Patient in einen Rollstuhl gesetzt werden, damit beispielsweise ein Toilettengang oder das Essen am Tisch möglich sind. Je nach Anweisung von ärztlicher Seite wird der Patient im Umgang mit Gehhilfen geschult. Benötigt er Gehhilfen, so ist es wichtig, dem Patienten die korrekte Anwendung und Gangart zu zeigen.
Zur Förderung des Heilungsprozesses werden täglich Übungen unter Anleitung von Physiotherapeuten durchgeführt. Diese sorgen dafür, dass die Beweglichkeit des Gelenks trainiert wird und die Muskulatur wieder aufgebaut und gestärkt wird. Je nach Möglichkeit und Bereitschaft des Patienten wird auch das Treppensteigen geübt. Der Patient soll nach Abschluss des Pflegeplans sicher im Umgang mit seinen Hilfsmitteln und selbstständig in allen Tätigkeiten des Alltags sein, sodass er in sein gewohntes Umfeld entlassen werden kann.
In der Regel schließt sich als Nachbehandlung eine intensive Betreuung in einer Praxis für Krankengymnastik an. Ist es dem Patienten nicht möglich, sich allein zu Hause zu versorgen, kann ein ambulanter Pflegedienst viele Aufgaben übernehmen und den Patienten im Alltag, zum Beispiel beim Waschen und Ankleiden, unterstützen.
Am Ende einer erfolgreichen Mobilisation sollte der Patient sich frei bewegen können und sicher beim Gehen und Treppensteigen sein. Er sollte die größtmögliche Bewegungsfreiheit des neuen Gelenks erreicht haben und im Alltag so selbstständig und aktiv wie vor der Operation, oder diese Fähigkeiten möglicherweise sogar noch verbessert haben.
aktualisiert am 17.12.2020