Die Ohrspeicheldrüse ist eine der drei großen Speicheldrüsen am Kopf, die neben einer Vielzahl kleiner Drüsen den Mundraum mit Speichel versorgen. Sie sind paarig im Bereich der hinteren Wangen angeordnet. Gut- und bösartige Geschwülste sowie chronische Entzündungen oder Schwellungen können eine Operation an der Ohrspeicheldrüse notwendig machen. Um die Drüsen zu erreichen, ist ein Hautschnitt vor oder unter dem Ohr unumgänglich. Auch wenn mit ihrer Hilfe eine Gefährdung der Gesundheit abgewendet wird, stellen chirurgische Schnitte eine Verletzung der Haut dar und sind immer mit der Bildung einer Narbe verbunden.
Bei der Größe und dem Aussehen der Narben gibt es allerdings erhebliche Unterschiede. Wie augenfällig eine Narbe in Erscheinung tritt, hängt von der angewandten Operationsmethode und dem Nahtmaterial ab. Aber auch die Konstitution des Betroffenen und nicht zuletzt das Geschick des operierenden Arztes spielen eine Rolle. Der Operateur wird versuchen, die Narbe im Ergebnis so unauffällig wie möglich zu machen. Die Schnittführung kann häufig so gewählt werden, dass die Narbe relativ kurz ist, von vorne aus nicht zu sehen ist und sich seitlich im Bereich hinter bis unter dem Ohr befindet. Ist eine merkliche Lücke im Gewebe entstanden, kann diese am Ende des Eingriffes durch Techniken wie Eigenfett-Transplantation oder Muskelüberführung (Schwenklappen) aufgefüllt werden.
Mit der Bildung einer Narbe reagiert der menschliche Körper auf eine Verletzung der Haut. Der Organismus versucht, eine offene Wunde durch die Bildung von Ersatzgewebe wieder zu verschließen. Dieses Gewebe ist im Vergleich zu der unversehrten Haut faserreich und von minderwertiger Beschaffenheit. Die neu gebildeten Gewebefasern (Kollagenfasern) sind nicht vernetzt, sondern parallel angeordnet. Talg- und Schweißdrüsen fehlen im Narbengewebe. Durch die veränderte Durchblutung kann sich der Narbenbereich deutlich von der umgebenden Haut unterscheiden. Das Gewebe einer frischen Narbe wird von vielen Blutgefäßen durchzogen und erscheint oft intensiv rot gefärbt. Mit der weiteren Entwicklung der Narbe bilden sich die Blutgefäße zurück und der Anteil an reißfesten Kollagenfasern steigt. Die Narbe kann dann heller als die umgebende Haut erscheinen. Auch Melanozyten, die das für die Hautfärbung verantwortliche Pigment enthalten, fehlen zunächst gänzlich, können aber mit der Zeit nach und nach wieder einwandern.
Zwar lässt sich die Narbenbildung nach einem chirurgischen Eingriff nie gänzlich vermeiden, sie kann jedoch durch geeignete Maßnahmen positiv beeinflusst werden. Die Narbe nach einer Ohrspeicheldrüsen-OP befindet sich im äußeren Gesichtsbereich und kann eine erhebliche kosmetische Beeinträchtigung darstellen. Gründe dafür können im schlechten Ausheilen oder einer übermäßigen Bildung von Narbengewebe liegen. Ob und in welchem Maß eine Narbe als störend oder sogar entstellend empfunden wird, ist individuell sehr unterschiedlich. Während manche Menschen einem derartigen Blickfang keine oder kaum Aufmerksamkeit schenken, kann sie für andere eine ernstzunehmende Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. Die Missempfindungen können bis hin zu behandlungswürdigen psychischen Erkrankungen gehen.
Um die Wundheilung positiv zu beeinflussen, stehen der modernen Medizin verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Beispiele sind Wundverschlusspflaster und Gewebekleber. Ihre Anwendung ist schmerzfrei und kann ein dezentes Erscheinungsbild einer Narbe fördern. Auch die Anwendung eines Narbenöls oder einer Narbencreme kann einen positiven Effekt auf das Aussehen einer Narbe haben. Um einen möglichst positiven Effekt zu erzielen, ist allerdings etwas Disziplin vonnöten: Über mehrere Monate hinweg sollte das Öl mehrmals täglich einmassiert werden.
Der störende Effekt von überschüssigem Narbengewebe kann mittels der sogenannten Narbenmobilisierung verringert werden. Dabei wird das Areal der Narbe leicht massiert. Das Gewebe soll auf diese Weise elastischer und eine gleichmäßige Durchblutung gefördert werden. Auch die Abtragung überschüssigen Gewebes mithilfe eines Lasers, einer operativen Narbenkorrektur oder der Stickstoffvereisung sind möglich. Allerdings besteht bei diesen invasiven Verfahren das Risiko einer verstärkten Narben-Neubildung.
aktualisiert am 24.01.2017