Der Speichel erfüllt zahlreiche wichtige Funktionen, die weit über die Verflüssigung der Nahrung hinausgehen. Angereichert mit Enzymen, Antikörpern und vielen weiteren Bestandteilen verhindert er die Attacken unliebsamer Bakterien auf die Schleimhäute in der Mundhöhle, aber auch auf die Zähne. Darüber hinaus ist die Zusammensetzung des Speichels dazu geeignet, die Zersetzungsprozesse der Nahrung einzuleiten. Pro Tag ergießen sich zwischen 0,8 und 2 Liter Speichel in den Mundraum. An der Sekretion sind gleich mehrere Drüsen beteiligt. Dabei handelt es sich um drei große paarige Drüsen, die nach ihrer Lage als Unterzungenspeicheldrüse, Unterkieferspeicheldrüse und Ohrspeicheldrüse bezeichnet werden. Darüber hinaus finden sich in der Mundhöhle eine Vielzahl kleiner Drüsen, die sowohl innen an den Lippen, an den Wangen, der Zunge und dem Gaumen zu finden sind.
Bei der Ohrspeicheldrüse handelt es sich um einen der Hauptlieferanten des Speichels. Muss eine der beiden Drüsen ganz oder teilweise entfernt werden, kann es auch insgesamt zur Reduzierung des Speichelflusses kommen. Zwar führt die Entfernung einer der beiden Ohrspeicheldrüsen nie zum völligen Versiegen des Speichelflusses, subjektiv kann die Verminderung des Speichelvolumens jedoch durchaus als Mundtrockenheit empfunden werden. Neben der direkten Verringerung der Speichelmenge durch die Entnahme der Ohrspeicheldrüse droht durch den Eingriff aber noch eine weitere Gefahr.
Trotz größter Umsicht seitens des Operateurs kommt es im Verlauf von Ohrspeicheldrüsen-OPs immer wieder zu Schädigungen des Gesichtsnervs. Je nach Lage der Schädigung kann hieraus eine verminderte Speichelsekretion resultieren. Neben dem auf Dauer überaus unangenehmen Gefühl der Mundtrockenheit kann es zu Problemen beim Kauen, Sprechen und Schlucken kommen. Ist der Nerv lediglich gereizt, verschwinden die Symptome meist mit der Zeit von selbst. Wenn der Nerv beschädigt oder durchtrennt ist, sind die Beschwerden dauerhaft.
Neben den Problemen, die direkt oder indirekt mit der Ohrspeicheldrüse zusammenhängen, kommen zahlreiche weitere Ursachen für Mundtrockenheit in Betracht. Es besteht immer die Möglichkeit, dass trotz der Entnahme einer Ohrspeicheldrüse die Mundtrockenheit ganz andere Ursachen hat.
Mundtrockenheit kann vergleichsweise harmlose Ursachen haben. Beispielsweise kann sie auf Flüssigkeitsmangel durch zu wenig Trinken oder Durchfall zurückgehen. Auch trockene Luft, Rauchen oder ganz einfach eine permanente Mundatmung sind mögliche Ursachen. Weitaus gefährlicher ist Mundtrockenheit infolge von Speicheldrüsentumoren oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus. Arzneien zur Blutdruckregulierung, zur Behandlung von Allergien oder Epilepsie können ebenso wie eine Vielzahl weiterer Medikamente Mundtrockenheit auslösen. Kommen mehrere dieser Faktoren infrage, kann die Identifizierung der Ursache wahre Detektivarbeit sein, die in Expertenhände gehört.
aktualisiert am 20.02.2017