Die Ohrspeicheldrüse ist an der wichtigen Aufgabe beteiligt, den Mundraum mit ausreichend Speichel zu versorgen. Der Speichel wird zum Schutz der Mundschleimhaut und der Zahnsubstanz ebenso benötigt wie zur Abwehr von Krankheitserregern und zur Zersetzung der Nahrung. Die beiden links und rechts unterhalb der Ohren sitzenden Ohrspeicheldrüsen sind nicht die einzigen Speichelproduzenten. Unzählige kleine und zwei weitere, ebenfalls paarig angeordnete Speicheldrüsen unterstützen sie bei ihrer Arbeit. Dies sind die Unterkiefer- und die Unterzungenspeicheldrüsen. Zusammen bringen sie es auf die beachtliche Menge von ein bis zwei Liter Speichel pro Tag. Die ausreichende Versorgung des Mundraums mit Speichel ist in den meisten Fällen auch dann sichergestellt, wenn eine Ohrspeicheldrüse entfernt werden muss. Im ungünstigen Fall kann es zu Mundtrockenheit und Folgeerkrankungen wie bakteriellen Infektionen kommen.
Jede Operation birgt allgemeine Risiken wie Blutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen. Darüber hinaus sind viele Eingriffe mit ihnen eigenen Risiken behaftet. Wundinfektionen im Bereich der Ohrspeicheldrüse kommen selten vor. Ein Indiz für eine Wundinfektion sind Schwellungen, Schmerzen und Schluckbeschwerden.
Im Fall der Ohrspeicheldrüse geht das größte Risiko von der Form und der Lage des Organs aus. Die unterhalb des Ohres und hinter dem Kiefer sitzende Drüse ist in einen tiefen und einen oberflächlichen Lappen aufgeteilt, die sich um die Äste des Gesichtsnervs legen. Wird der Nerv während der Operation gereizt oder gar beschädigt, drohen zeitweise oder dauerhafte Störungen der Mimik. Die Bewegungseinschränkungen und Lähmungserscheinungen können eine Gesichtshälfte ganz oder teilweise betreffen. Sie sind von wochen- bis monatelanger Dauer. Kommt es zu irreparablen Schäden am Nervus facialis, wie der Gesichtsnerv genannt wird, bilden sich die Lähmungserscheinungen nicht mehr zurück und es bleiben dauerhafte Schäden.
Um die häufig als sehr störend empfundenen Lähmungserscheinungen im Gesichtsbereich rasch und vollständig los zu werden, kann der Patient einiges tun. Mit gezieltem Bewegungstraining lässt sich die Rückbildung von mimischen Störungen nach einer Reizung des Gesichtsnervs fördern. Unterstützend können Cortison-Präparate gegeben werden. Wenn die Ohrspeicheldrüse von einem bösartigen Tumor betroffen ist und entfernt werden muss, kann es notwendig sein, einen Teil des Gesichtsnervs zu entfernen. In diesen Fällen muss der Betroffene mit einer dauerhaften Beeinträchtigung seiner Mimik rechnen. Ein Gesichtsbewegungstraining mildert die Symptome ab.
Eine weitere Beeinträchtigung, die bei der Entfernung der Ohrspeicheldrüse droht, ist die Absonderung von Flüssigkeit über die Haut. In der Folge einer Operation kann es zur Ausbildung von sogenannten Speichelfisteln kommen, über die insbesondere während der Nahrungsaufnahme Speichel im Bereich der hinteren Wangen austreten kann. Ein weiteres Phänomen ist das Kauschwitzen. Während des Kauens kommt es zur verstärkten Schweißbildung auf den Wangen.
Da von einer Operation an der Ohrspeicheldrüse der Gesichtsbereich betroffen ist, kann sich die Bildung einer sichtbaren Narbe ungünstig auf das Wohlbefinden der Patientin oder des Patienten auswirken. Zwar kann das OP-Team durch die Wahl der OP-Technik und des Nahtmaterials die Narbenbildung positiv beeinflussen, ganz verhindern lässt sie sich nicht. Im Bereich der Narbe kann es zeitweise oder dauerhaft zu Taubheitsgefühl und Missempfindungen bei Berührung kommen. Muss ein großer Teil oder gar die komplette Ohrspeicheldrüse entfernt werden, kann eine augenfällige Eintiefung im Bereich der hinteren Wange die Folge sein.
aktualisiert am 04.11.2022