Eine Zyste ist ein Hohlraum, der Flüssigkeit enthält. Am Ohr können an verschiedenen Stellen Zysten vorliegen, die auch Verbindungsgänge (Fisteln) zur Haut oder nach innen zur Schleimhaut oder Organen ausbilden können. Ohrzysten werden operativ behandelt, wenn sie wiederholte Beschwerden verursachen.
Es wird zwischen präaurikulären (vor der Ohrmuschel liegenden) Zysten und Ohr-Hals-Zysten unterschieden. Es handelt sich bei beiden Formen um eine Fehlentwicklung, von der Anteile verbleiben und sich eventuell vergrößern.
Eine präaurikuläre Zyste oder Fistel befindet sich in der Regel vor der Ohrmuschel und tritt oftmals beidseitig auf. Der Gang hat meist keine Verbindung zu inneren Schleimhäuten, kann aber selten bis in das Mitelohr verlaufen.
Eine Ohr-Hals-Fistel besitzt nicht selten eine Öffnung im Gehörgang und eine weitere im Halsbereich. Diese Art der Fistel zieht oftmals in der Nähe des Gesichtsnervs entlang.
Außer einer Schwellung und der Öffnung nach außen bestehen bei beiden Arten der Halszyste oftmals keine Beschwerden. Es kann Sekret aus den Öffnungen fließen. Ohrzysten und -fisteln können sich entzünden beziehungsweise zu einem Abszess (eitrige abgekapselte Entzündung) entwickeln. Es können sich durch diese Entzündungen weitere Folgeschäden ergeben, z. B. durch Beeinträchtigung des Gesichtsnervs. In seltenen Fällen kann sich auf dem Boden der Zyste oder einer Fistel auch ein bösartiger Tumor bilden. Die Hohlräume und Kanäle verschwinden nicht von alleine.
Zunächst erfolgt eine Befragung des Patienten (Anamnese) sowie die körperliche Untersuchung. Die Zyste kann oftmals dabei gut ertastet werden. Um die Ausdehnung und Lage der Zyste genau darzustellen, werden bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Röntgen (eventuell mit Kontrastmittel) durchgeführt.
Eine Zyste muss von einem (gutartigen oder bösartigen) Tumor in diesem Bereich oder auch von einer durch andere Ursachen entstandenen Entzündung, beispielsweise einem Abszess, unterschieden werden.
Ohne weitere Symptome kann die Fistel beziehungsweise Zyste oft belassen werden, sollte aber regelmäßig kontrolliert werden. Bei Beschwerden kann unter anderem eine Therapie mit Arzneimitteln versucht werden. Diese ist jedoch auf Dauer nicht wirkungsvoll.
Die Zysten und Fisteln im Ohrbereich verschwinden nicht von selbst und können auch nicht durch konservative Therapie beseitigt werden. Die Entzündung kann immer wieder auftreten. Sollte es wiederholt zu solchen Beschwerden kommen, dann wird in der Regel eine Operation zur Beseitigung der Ohrzysten und -fisteln durchgeführt.
Auch Ohrzysten werden komplett herausgeschnitten.
Komplikationen und unvorhergesehene Befunde können es erforderlich machen, dass die Operationsmethode abgeändert oder erweitert wird.
Bei der Operation kann es unter anderem zu Blutungen, Nachblutungen und Narbenbildungen kommen. Durch Verletzung verschiedener Nerven im Bereich der Operation kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder weiteren Ausfällen an verschiedenen Stellen kommen, was vorübergehend, aber manchmal auch dauerhaft bestehen kann. Betroffen ist oftmals der Gesichtsnerv, wobei sich dann unter anderem eine eingeschränkte Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur mit Herabhängen einer Seite und eventuell Schließunfähigkeit des Augenlides ergeben kann. Bei Herausnahme der Ohrspeicheldrüse kann sich später das so genannte Kauschwitzen, eine Flüssigkeitsabsonderung an der Wangenhaut, ergeben, wenn der Patient Nahrung zu sich nimmt. Weitere Strukturen in der Nähe des Befundes können in Mitleidenschaft gezogen werden. Es können sich Wundheilungsstörungen ausbilden, oder es kann eine Infektion, Entzündung beziehungsweise ein Abszess (abgekapselte eitrige Entzündung) entstehen. Allergische Reaktionen können des Weiteren in verschiedener Ausprägung vorkommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel kann die Ohrzyste und meist auch die Fistelgänge komplett beseitigt werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) kommt. Falls ein Abschnitt der Fisteln nicht herausgenommen werden konnte, ist die Gefahr eines Wiederauftretens größer.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Bei Durchführung der Operation in örtlicher Betäubung darf vier Stunden vorher nicht mehr gegessen und geraucht, zwei Stunden vorher nichts mehr getrunken werden. Bei einer Operation in Vollnarkose erhöht sich die Zeitspanne.
Erfolgt die Operation unter ambulanten Bedingungen, so muss sich der Patient abholen lassen und darf innerhalb eines Tages keine Autos oder Maschinen bedienen. Ebenso sollten wichtige Entscheidungen vertagt werden.
Ergeben sich Beschwerden, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte rasch der Arzt benachrichtigt werden.
aktualisiert am 16.11.2023