Ohrenschmalz (medizinischer Begriff: Cerumen, altgriechisch für Wachssalbe) ist eine gelblich-bräunliche fettige Absonderung der Ohrenschmalzdrüsen des äußeren Gehörgangs. Es erfüllt viele wichtige Funktionen wie die Befeuchtung und Pflege der Haut im äußeren Gehörgang. Außerdem ist es durch die Entfernung von Staub und Schmutz wichtig für die Selbstreinigungsfunktion des Ohrs. Es besteht aus mehr als 1000 Substanzen. Ein Bestandteil ist das Lysozym, ein Enzym, das Bakterien abtötet, die dann aus dem Gehörgang abtransportiert werden können.
Bei einem Ohrenschmalzpfropf sammelt sich vermehrt Ohrenschmalz und verlegt den äußeren Gehörgang. Ursache für die Ansammlung kann eine vermehrte Produktion von Ohrensekret durch die Ohrenschmalzdrüsen oder ein gestörter Selbstreinigungsprozess sein. Besonders eine unsachgemäße Anwendung von Wattestäbchen zur Ohrreinigung verursacht häufig einen Pfropf. Hierbei wird das Ohrdrüsensekret häufig tiefer in das Ohr geschoben, anstatt es zu entfernen. Es bilden sich größere Ansammlungen von Ohrenschmalz in der Tiefe des Gehörgangs, sie vermischen sich mit Hautschuppen und Schmutzpartikeln und mit der Zeit entsteht daraus ein Pfropf. Auch das regelmäßige Tragen von Ohrstöpseln oder Hörgeräten erhöht das Risiko. Betroffene sollten auf eine entsprechende Ohrhygiene achten.
Typische Beschwerden bei einem Ohrenschmalzpfropf sind zunehmender Hörverlust auf der betroffenen Seite. Die Verlegung des Gehörgangs löst ein Druckgefühl aus, oft werden Geräusche wie ein Pfeifen oder Ohrsausen wahrgenommen. Im weiteren Verlauf kann es zu
kommen. Manchmal löst der verstopfte Gehörgang ein Schwindelgefühl aus. Die Stärke der Symptome hängt von der Größe des Pfropfs und der Erkrankungsdauer ab. In der Regel ist ein Ohrenschmalzpfropf harmlos, wird er jedoch nicht zeitnah entfernt, kann es zu schmerzhaften Ohrentzündungen kommen. Grund hierfür ist eine schlechte Durchlüftung des Gehörgangs und fehlender Abtransport von Bakterien und Schmutzpartikeln.
Betroffene stellen sich meist wegen plötzlich auftretendem, einseitigem Hörverlust beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt vor oder werden dorthin überwiesen. Mittels Otoskop (einem Ohrtrichter mit Lampe und Lupe) wird der Gehörgang gründlich untersucht. Liegt ein Ohrschmalzpfropf vor, ist er für den Arzt in der Tiefe des Gehörgangs sichtbar. Gleichzeitig können hierbei mögliche andere Ursachen für einen Ohrverschluss entdeckt werden.
Wird das Ohr von einem Spezialisten gründlich untersucht, kann ein Ohrpfropf leicht entdeckt werden. Mögliche weitere Ursachen für die Verlegung des Gehörgangs wie Tumoren oder Fremdkörper können bei der Untersuchung direkt ausgeschlossen werden.
Bei Verdacht sollten Betroffene einen Spezialisten aufsuchen, der den Ohrpfropf mit einem Sauger, einer Ohrspülung oder speziellen Häkchen entfernt. Bei einer Ohrspülung wird lauwarmes Wasser mit einer stumpfen Spritze in den Gehörgang gespült. Der Pfropf wird aufgeweicht und läuft in Wasser gelöst aus dem Gehörgang heraus. Bei hartnäckigen Ansammlungen kann die Spülung mehrmals wiederholt werden. Gegebenenfalls verwendet der Arzt vor der Spülung Ohrentropfen (z.B. mit Wasserstoffperoxid oder Glycerin), die den Pfropf auflösen. Grundsätzlich darf eine Ohrspülung nur bei intaktem Trommelfell durchgeführt werden.
Bei hartnäckigen Ansammlungen wird der Arzt den Pfropf unter Sichtkontrolle (spezielle Ohrmikroskope) mit speziellen Geräten (Ohrküretten) herausschälen oder absaugen.
Patienten sollten aufgrund der Verletzungsgefahr niemals versuchen, den Ohrpfropf mit spitzen Gegenständen zu entfernen. Möglich ist der Versuch mit entsprechenden Ohrreinigungssprays oder Spülungen aus der Apotheke. Bei Unsicherheit oder stärkeren Beschwerden sollte dennoch immer ein Spezialist aufgesucht werden.
Bei sachgemäßer, ärztlicher Entfernung des Ohrenschmalzpfropfs ist die Erkrankung harmlos. Mit einem erneuten Auftreten ist nicht zu rechnen. Sobald der Pfropf entfernt wird, verschwinden auch die Symptome. Wird der Pfropf nicht zeitnah entfernt und es entwickelt sich eine Gehörgangsentzündung (teilweise kann das Mittelohr betroffen sein), ist der Krankheitsverlauf langwieriger und behandlungsintensiver.
Grundsätzlich ist Ohrenschmalz wichtig für die Gesundhaltung der Ohren und sollte nur entfernt werden, wenn zu viel davon produziert wird. Im Falle einer Überproduktion kontrolliert und reinigt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt die Ohren in regelmäßigen Abständen. Dies gilt besonders für Patienten, die Hörgeräte tragen, sehr enge Gehörgänge oder eine pfropffördernde Ohrschmalzzusammensetzung haben. Ansonsten sollte bei der Ohrenreinigung nur Ohrenschmalz entfernt werden, das sich im äußeren Bereich der Ohrmuschel befindet. Am besten erfolgt dies mit einem feuchten Lappen, auf Wattestäbchen sollte bei der Ohrreinigung grundsätzlich verzichtet werden. Bei unsachgemäßer Anwendung können sie nicht nur die Bildung von Ohrenpfropfen fördern, sondern auch den Gehörgang oder das Trommelfell verletzen. Wer gar nicht darauf verzichten möchte, sollte auf spezielle Babywattestäbchen zurückgreifen – das verdickte Ende schützt vor Verletzungen.
Grundsätzlich sollten Betroffene bei plötzlich auftretender oder zunehmender Hörminderung, bei Druckgefühl, Schwindel oder Ohrgeräuschen den Arzt aufsuchen. Von einem Versuch, die Blockade selber zu entfernen, sowohl mechanisch mit spitzen Gegenständen oder mit einer der zahlreich angebotenen Hausmittel (Ohrkerzen, Sprays, Öle), ist abzuraten. Zum einen können Trommelfell oder Gehörgang durch die Manipulation verletzt werden, zum anderen können bereits vorhandene Trommelfelldefekte oder andere Ursachen für die Gehörgangsverlegung nicht erkannt werden, was fatale Auswirkungen haben kann.
aktualisiert am 24.05.2022