Besonders ältere Menschen sind im Anschluss an einen Sturz häufig von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen. Dies hat unteren anderem mit der abnehmenden Knochendichte im Alter zu tun. Gleichzeitig erholen sich ältere Patienten von solch einer Verletzung deutlich langsamer, als dies bei einem jüngeren Patienten der Fall ist. Dies kann fatale Folgen haben. Wenn ein Oberschenkelhalsbruch zu spät erkannt und zu spät operiert wird, besteht für die Patienten die Gefahr von ernsten Komplikationen. Einige der Patienten werden nicht wieder richtig mobil. Wer sich von einem Oberschenkelhalsbruch nicht erholt, kann an den Folgen dieser Verletzung sterben.
Im Prinzip handelt es sich bei einem Oberschenkelhalsbruch um einen Notfall, der nicht ganz so dringend wie einige andere Erkrankungen behandelt werden muss, dessen Therapie dennoch nicht lange aufgeschoben werden darf.
Zum einen ist jeder Knochenbruch von sich aus eine Verletzung, die nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Zum anderen handelt es sich bei einem Oberschenkelhalsbruch um einen besonders schwerwiegenden Knochenbruch an einer ungünstigen Stelle. Im Vergleich beispielsweise zu einem einfachen Finger- oder Armbruch ist ein weitaus größerer Knochen bei einem Oberschenkelhalsbruch betroffen. Der Oberschenkelknochen trägt beim Stehen und Gehen das Gewicht eines großen Teils des Körpers. Wird der Bruch nicht schnellstmöglich korrekt therapiert, kommen gerade die älteren Patienten womöglich nie wieder auf die Beine. Das Wiedererlangen der Mobilität ist wesentlich dafür, verschiedene schwere bis lebensbedrohliche Folgen zu verhindern und ein normales Alltagsleben zu ermöglichen.
Die Sterblichkeitsrate im Anschluss an diese Verletzung kann signifikant verringert werden, wenn eine schnelle Operation erfolgt. Die Operation sollte spätestens binnen der ersten 36 Stunden erfolgen, nachdem der Patient ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Noch besser ist es jedoch, wenn der Bruch bereits binnen 12 Stunden operiert werden kann. Die schnelle Durchführung der Operation sorgt dafür, dass das Komplikationsrisiko sinkt.
Wer länger auf die Operation warten muss, muss anschließend tendenziell mit mehr Komplikationen rechnen. Daher weisen einige Mediziner darauf hin, dass ein Oberschenkelhalsbruch im besten Fall genauso schnell operiert werden sollte, wie eine Behandlung bei Schlaganfallpatienten erfolgt. Bei Schlaganfällen ist der rasche Therapiebeginn längst gängige Praxis. Die geltenden Behandlungsrichtlinien der Unfallchirurgie sehen ebenso vor, dass ein Oberschenkelhalsbruch im Idealfall innerhalb von sechs Stunden bis maximal 24 Stunden zu operieren ist.
In einigen Fällen besteht das Problem darin, dass der Knochenbruch über einige Zeit nicht erkannt wird. Charakteristische Anzeichen für einen Oberschenkelhalsbruch sind Schmerzen und ein nach außen gedrehtes und kürzeres Bein. Doch nicht immer fallen die Symptome so deutlich aus und manche Patienten klagen nur über undeutliche, tiefe Schmerzen.
Nur sehr selten ist eine Therapie ohne Operation bei einem Schenkelhalsbruch möglich, beispielsweise bei manchen Patienten mit nicht verschobenen Brüchen mit geringer Tendenz zu Verschiebungen oder wenn Vorerkrankungen eine Operation nicht erlauben.
Je später der Oberschenkelhalsbruch operiert wird, desto höher ist das Risiko, dass der Knochen in großem Umfang abstirbt. Es kommt dann zur sogenannten Hüftkopfnekrose. In diesem Fall kann nur noch eine Hüftprothese die Beweglichkeit wiederherstellen.
Jede zusätzliche Stunde, die bis zur Operation vergeht, bedeutet, dass die Erfolgschancen sinken. Eine gelungene Rehabilitation wird immer unwahrscheinlicher. Das Risiko folgender Komplikationen nimmt ebenfalls zu:
Die Patienten müssen deshalb auch nach der Operation so früh wie möglich mobilisiert werden und sich bewegen. Eine Ruhigstellung darf nur über einen möglichst geringen Zeitraum erfolgen.
Je später die Patienten operiert werden, desto länger benötigen sie, um sich von dem Eingriff zu erholen. Dies bedeutet auch, dass die Rehabilitationsmaßnahmen länger warten müssen. Die Muskeln können länger nicht belastet werden, so dass der Muskelverfall zunehmend einsetzt. Somit haben es die Patienten aufgrund der verzögerten Operation auch bei der anschließenden Krankengymnastik schwerer. Wenn die Patienten aufgrund solcher Folgen im Anschluss an einen Oberschenkelhalsbruch gar nicht mehr auf die Beine kommen, kann es zu den bereits angesprochenen Komplikationen mit einem möglichen Todesfall kommen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss zur Qualitätssicherung hat bei einer Praxisstudie festgestellt, dass die vorgesehenen Behandlungszeiten regelmäßig nicht eingehalten werden. Gut 20 Prozent der Patienten werden in Deutschland nicht so schnell operiert, wie dies bei einem Oberschenkelhalsbruch wünschenswert ist. Fehlende Kapazitäten in den Krankenhäusern bedeuten somit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die betroffenen Personen. Patienten und Angehörige sollten daher auf eine Einhaltung der rechtzeitigen Behandlung bei einem Oberschenkelhalsbruch bestehen.
aktualisiert am 01.11.2022