Ältere Menschen haben nach einem Sturz besonders häufig mit einem Oberschenkelhalsbruch zu kämpfen. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass das Sturzrisiko im Alter zunimmt. Zum anderen nimmt die Knochendichte im Alter stetig ab. Gerade bei älteren Patienten ist eine erfolgreiche Rehabilitation enorm wichtig. Sonst kommen sie womöglich nicht mehr richtig „auf die Beine“ und könnten sogar an den Spätfolgen ihres Sturzes versterben. Eine klassische Rehabilitation reicht für ältere Patienten nicht immer aus. Vielmehr bietet sich eine geriatrische Rehabilitation an. Unter der sogenannten Geriatrie versteht man die Alten- oder Altersmedizin, die dementsprechend auf die Bedürfnisse von alternden Menschen eingeht.
Die klassische Rehabilitation wird den meisten reha-bedürftigen Menschen in Deutschland verordnet. Dabei steht ein klar definiertes Gesundheitsproblem, wie zum Beispiel der Oberschenkelhalsbruch, im Vordergrund (indikationsspezifische Rehabilitation). Für Menschen ab einem Alter von gut 70 Jahren wird allerdings auch eine geriatrische Rehabilitation angeboten. Dieser Ansatz geht auf die Beschwerden des Alterns ein. Nicht nur das akute Problem, wie ein Oberschenkelhalsbruch, steht dann im Fokus. Vielmehr wird eine deutlich umfassendere Betreuung angeboten.
Es geht darum, die Patienten zu mobilisieren und ihnen ihre Selbstständigkeit in weiten Teilen zurückzugeben. Die Patienten sollen wieder in ihre eigenen Wohnungen zurückkehren können und nicht zum Pflegefall werden. Dieser Ansatz sieht nicht nur Turnübungen oder medizinische Behandlungen für die Betroffenen vor. Vielmehr bezieht die Reha unterschiedliche weitere Aspekte mit ein und die Angehörigen sind dazu angehalten, mit den Therapeuten an einem Strang zu ziehen. Benötigte Hilfen für die Zeit nach der Rehabilitation werden schon während der Reha angefragt.
Im Anschluss an einen Oberschenkelhalsbruch sorgt die geriatrische Rehabilitation dafür, dass die Patienten die bestmöglichen Chancen haben, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Alle Übungen und Maßnahmen verfolgen das gleiche Ziel: Der Patient soll so selbstständig wie möglich leben können und das nach Möglichkeit in seinem bisherigen Zuhause. Dies soll im Idealfall ohne Pflegekräfte oder eine umfassende Unterstützung durch die Angehörigen möglich sein.
In einer geriatrischen Rehabilitationseinrichtung arbeiten längst nicht nur Physiotherapeuten. Von den Ärzten, Bademeistern und Masseuren über die Sozialarbeiter, Psychologen und Logopäden bis hin zu den Pflegern und Ergotherapeuten kennen sich alle Mitarbeiter dort mit den speziellen Problemen des Alterns bestens aus. Die Fähigkeiten und Voraussetzungen des Patienten werden untersucht, um zu ermitteln, was die Patienten benötigen, um auf die Beine zu kommen.
Die genannten Experten ziehen als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes alle an einem Strang, um dies bestmöglich sicherzustellen. Gleichzeitig werden die Patienten psychisch gestärkt, um sich den Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben zuzutrauen. Ebenso wird nach möglichen körperlichen Ursachen für die Stürze gesucht, um zukünftige Unfälle vermeiden zu können und eventuelle Oberschenkelhalsbrüche zu verhindern. Somit soll dieser Ansatz der Rehabilitation einer späteren Pflegebedürftigkeit bestmöglich vorbeugen, was bei einer normalen Reha zu kurz kommt.
Der rechtliche Anspruch auf eine Rehabilitation dieser Art bei gegebenen Voraussetzungen wurde im Jahr 2007 festgelegt. Trotz der vielen Vorteile kennen viele ältere Menschen diese Art der Rehabilitation nicht. Die Versorgung ist in manchen Gegenden kaum gegeben. Außerdem ist eine Rehabilitation dieser Art kostenintensiv. Auch die Krankenkassen genehmigen diese oft nicht. Wenn dann noch der behandelnde Arzt eine klassische Rehabilitation verschreibt, sind die Patienten auf sich gestellt. Da die geriatrische Rehabilitation für viele ältere Menschen jedoch die bessere Wahl ist, kann es sich lohnen, um das Recht zu kämpfen. Dies erhöht die Chancen, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Der Zugewinn an Lebensqualität, den eine Rehabilitation nach den Grundsätzen der Geriatrie bedeuten kann, ist somit nicht zu unterschätzen.
aktualisiert am 03.05.2018