Der Oberflächenersatz im Hüftgelenk ist eine Art der Hüftprothese. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Hüftprothese wird aber nicht der Oberschenkelkopf entfernt und eine vollständige Prothese eingesetzt, sondern die Gelenkflächen werden nur oberflächlich ersetzt. Der Oberflächenersatz ist aus Metall (einer Kobalt-Chrom-Legierung) hergestellt und besteht aus einer Kappe für den Oberschenkelkopf und entsprechend einer Hohlform für die Gelenkpfanne. Das Verfahren wird auch Oberflächenersatz nach McMinn oder Birmingham Hip Resurfacing (BHR, auch: Birmingham Hip Replacement) genannt. Vereinfacht kann von einer Kappenprothese oder Hüftkappe gesprochen werden. Die Oberflächenprothese kommt besonders bei eher jungen Patienten in Frage, die sportlich sehr aktiv sein wollen.
Der Oberflächenersatz-Hüftprothese kann bei Patienten eingesetzt werden, die ein künstliches Hüftgelenk benötigen. Die Voraussetzung ist allerdings ein stabiles Knochengewebe. Bei Erkrankungen wie Osteoporose ist eine Oberflächenprothese nicht geeignet.
Deshalb handelt es sich eher um jüngere Menschen bis zum 60. Lebensjahr, für die eine Oberflächenprothese der Hüfte in Betracht kommt. Doch zunehmend wird auch bei älteren Menschen, die noch feste Knochen aufweisen, diese Art der Hüftprothese eingesetzt. Besonders profitieren Menschen von dem Oberflächenersatz, die intensiven körperlichen Aktivitäten nachgehen wollen. Bei sehr aktiven Menschen kommt es nämlich oft relativ früh (teils innerhalb von zehn Jahren) zu einer Lockerung der herkömmlichen Totalendoprothese (Hüft-TEP).
Hüftprothesen allgemein kommen dann zum Einsatz, wenn Schäden des Hüftgelenks zu Einschränkungen in der Beweglichkeit oder auch zu Schmerzen geführt haben. Die Ursache ist häufig ein Gelenkverschleiß (Arthrose), aber auch Verletzungen können den Anlass für eine Hüftprothesen-Operation darstellen.
Die Operation findet stationär statt, der Patient bleibt in der Regel für etwa eine Woche in der Klinik. Die Hüft-Oberflächenprothese wird in Vollnarkose eingesetzt. Es ist eine offene Operation, sie geschieht also über einen Schnitt, der an der Seite des Oberschenkels angelegt wird. Der Schnitt kann meist vergleichsweise klein gehalten werden.
Der Operateur eröffnet das Gelenk und entfernt mit Instrumenten die geschädigten Gelenkflächen, also den Knorpel und zum Teil auch Knochen. Die Knochen werden mit Fräsen bearbeitet, um dann den Gelenkersatz aufbringen zu können. Erst wird die Metallschale für die Gelenkpfanne eingebracht, die geringfügig größer ist als die Vertiefung, in die sie gesetzt wird, weshalb sie von selbst hält (Press-Fit). Daraufhin wird der Metallaufsatz für den Gelenkkopf (Oberschenkelkopf) befestigt, wofür ein aushärtendes Mittel, der so genannte Knochenzement, verwendet wird. Schließlich wird der künstliche Gelenkkopf in die künstliche Gelenkpfanne gerenkt, so dass ein intaktes Ersatzgelenk vorliegt. Eine Drainage wird eingeführt, um aus der Wunde Blut und Flüssigkeit aufzunehmen, und die Operationsöffnung wird vernäht.
Die Drainage kann nach ein bis zwei Tagen entfernt werden. Nach ein bis zwei Tagen kann der Operierte auch wieder mit dem Gehen anfangen. Die Beweglichkeit ist in den ersten Wochen eingeschränkt, so dass viele Alltagstätigkeiten zunächst nur schwierig möglich sind. Für etwa vier Wochen nach der Operation sollte der Patient seine Hüfte schonen. Er sollte zunächst Gehhilfen verwenden. Zu tiefes Sitzen sowie Bewegungen, die mit Bückstellung oder Hocke verbunden sind, sollten vermieden werden. Der Patient sollte beispielsweise duschen statt baden. Der Patient muss zudem sechs Wochen lang auf Autofahren verzichten, da die Koordination noch nicht hundertprozentig gelingt. Besonders wichtig zur Nachbehandlung einer Hüftprothesen-OP sind krankengymnastische Übungen, die der Patient unter Anleitung eines Physiotherapeuten oder auch alleine durchführt.
Bei der Einsetzung der Hüftprothese kann es zu Komplikationen kommen. Blutungen und Blutergüsse sowie Nachblutungen sind möglich, in der Regel sind sie nicht schwerwiegend. Infektionen können in die Wunde gelangen, Wundheilungsstörungen können auftreten. Narben können sich bilden. Auch Nerven können geschädigt werden, so dass z. B. ein Taubheitsgefühl entstehen kann. Thrombosen sind ebenfalls mögliche Komplikationen. Die Gelenkaufsätze können sich lockern, auch kann das Kunstgelenk ausrenken. In einigen Fällen kann ein Oberschenkelhalsbruch hervorgerufen werden. Knochen, der unter dem Metallaufsatz liegt, kann unter Umständen absterben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Patienten allergisch auf das verwendete Material reagieren.
Im Allgemeinen ist die Prognose nach eingesetztem Oberflächen-Kunstgelenk in der Hüfte gut. Im Gelenkspalt des Kunstgelenks befindet sich eine kleine Menge Flüssigkeit, die für ein sehr reibungsarmes Gleiten sorgt. Deshalb weist eine funktionierende Oberflächen-Gelenkprothese nur einen geringen Verschleiß auf. Das Gelenk kann nach der Heilungsphase gut bewegt werden und ist auch bei Beanspruchung sehr stabil. Patienten können mit der Hüftprothese wieder Sport treiben, bei vielen Patienten sind sogar strapazierende Sportarten wie Fußball, Judo oder Reiten möglich. Die vorherigen beruflichen Tätigkeiten können normalerweise ebenfalls ausgeübt werden. Weil nur die Gelenkflächen abgetragen und ersetzt werden, bleibt der Oberschenkelknochen nahezu komplett und die Statik und das gewohnte Körpergefühl bleibt erhalten. Der nur oberflächliche Ersatz vereinfacht auch eventuelle spätere Wechseloperationen der Hüftprothese. Für den Oberflächenersatz des Hüftgelenks lässt sich die Lebensdauer nicht genau einschätzen, da das Verfahren erst seit Ende der 1990er Jahre etabliert ist. Bislang sind die meisten der eingesetzten Oberflächenprothesen noch funktionsfähig.
Wenn eine nicht operative Behandlung der Hüftbeschwerden keinen Erfolg bringt, ist die Totalendoprothese (Hüft-TEP) die bislang übliche Variante. Diese Prothese wird tief im Oberschenkelknochen verankert. Hüftprothesen gibt es neben der TEP und der Oberflächenprothese noch in weiteren Formen. Operationen ohne Protheseneinsatz haben bei Schäden im Hüftgelenk bis dato noch keinen durchschlagenden Erfolg.
aktualisiert am 11.12.2020