Die hochansteckenden Noroviren sind die insgesamt häufigsten Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenteritiden) und Brechdurchfall. Kinder sowie geschwächte und alte Menschen sind besonders anfällig, doch auch sonst gesunde Erwachsene sind betroffen. Der schnelle und heftige Ausbruch der Symptome ist charakteristisch für eine Erkrankung an Noroviren. Durch gezielte Hygienemaßnahmen werden Ansteckungen im Umfeld vermieden.
Das humane Norovirus gehört zu der Familie der Caliciviren. Es ist auch unter dem Namen Norwalk-Virus bekannt und wurde erstmals 1972 entdeckt. Das Norovirus ist Verursacher von Gastroenteritiden, Magen-Darm-Erkrankungen. Laut dem Robert-Koch-Institut ist dieses Virus in über 30 Prozent der Magen-Darm-Infektionen bei Kindern und 50 Prozent der Magen-Darm-Infektionen bei Erwachsenen verantwortlich.
Noroviren überstehen extreme Temperaturen und Bedingungen. Ob eingefroren oder gekocht – die Viren sind extrem widerstandsfähig. Viele Desinfektionsmittel sind wirkungslos gegenüber dem Erreger. Nur spezielle (viruzide = gegen Viren wirksame) Mittel vernichten das Virus.
Das humane Norovirus ist weltweit verbreitet. Als Reservoir ist der Mensch bekannt. Vor allem in Einrichtungen, in denen viele Menschen zusammen sind, kann es zu Epidemien kommen. Diese halten teils Wochen an. Betroffen sind typischerweise Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäuser, Kindergärten, Altenheime, Schulen, aber auch Kreuzfahrtschiffe.
Die meisten Erkrankungen finden in den Wintermonaten zwischen Oktober und März statt. Der Erreger kursiert jedoch das ganze Jahr über, sodass eine Ansteckung jederzeit möglich ist.
Der Infektionsweg des Norovirus kann in drei verschiedene Möglichkeiten gegliedert werden: Kontaktinfektion, orale und fäkal-orale Infektion. Bei der Kontaktinfektion überträgt sich der Erreger durch Gegenstände, welche zuvor ein Erkrankter berührt hat. Türklinken, Toiletten, Besteck sind häufige Überträger. Über die Hände kann das Virus leicht in den Mund geraten und damit in den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden. Auch Lebensmittel und Wasser können mit Noroviren verunreinigt sein.
Die orale und fäkal-orale Übertragung geschieht über Stuhl und Erbrochenes. Reste an Händen oder in der Luft, durch winzige Tröpfchen, gelangen hierbei in den Mund. Letztere Übertragungsart wird auch Tröpfcheninfektion genannt.
Die Dauer bis zu den ersten Krankheitszeichen ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Inkubationszeit kann sechs bis 50 Stunden betragen. Nach dieser Zeit treten die typischen Symptome schnell und heftig auf. Das Norovirus ist hochansteckend, eine Übertragung erfolgt bereits über wenige Partikel, welche dann die Infektion auslösen.
Die Erkrankung verläuft heftig und kurz und kann ein bis drei Tage anhalten. Auch diese Zeitspanne kann individuell sein, denn jeder Mensch erlebt die Erkrankung anders und steckt sie unterschiedlich gut weg. Ist für eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr gesorgt, klingen die Symptome von alleine, nach wenigen Tagen, ab. Spätfolgen sind nicht bekannt.
Das Norovirus kann noch mehrere Wochen nach Abklingen der letzten Symptome über den Stuhl ausgeschieden werden. Aufgrund dessen, kann die Dauer der Ansteckungsfähigkeit nicht exakt genannt werden. Von einer verfrühten Wiederaufnahme der Arbeit ist dringend abzuraten. Vor allem Menschen, die mit Lebensmitteln arbeiten, sollten ein paar Tage länger zu Hause bleiben und sich auskurieren. In solchen Berufsgruppen gilt, dass nach dem Rückgang der Symptome mindestens zwei Tage gewartet werden muss, bis eine Rückkehr zum Job möglich ist.
Die Gastroenteritis, Brechdurchfall, ist das Leitsymptom bei einer Erkrankung mit Noroviren. Durchfall und Erbrechen sind charakteristisch. Dadurch bedingt können Muskelschmerzen im Bauchbereich auftreten. Hinzu kommt Übelkeit, in einigen Fällen auch leichtes Fieber und Kopfschmerzen. Die Erkrankung verläuft nicht chronisch und die Symptome klingen nach wenigen Tagen von alleine ab.
Durch die heftigen Durchfälle, das Erbrechen und den damit verbundenen Flüssigkeitsverlust kann es zu einer Störung im Elektrolythaushalt kommen. Das kann vor allem bei Kindern und älteren Personen zu Komplikationen führen. In manchen Fällen ist ein Klinikaufenthalt nötig. Ein Verlauf ohne Symptome tritt in Einzelfällen auf.
Die Dauer der akuten Beschwerden beträgt meist 12 bis 72 Stunden. Auch ein Krankheitsverlauf ohne Symptomatik (asymptomatisch) ist möglich. Die Erkrankung limitiert sich selbst. Chronische Verläufe kommen nicht vor.
Der Arzt stellt die Diagnose auf Verdacht, da Patienten die typische Symptomatik zeigen. Ein Antigennachweis (Nachweis des Erregers) kann im Labor erbracht werden, dies dauert mehrere Tage. Da die Symptome nach 72 Stunden nachlassen, ist ein Nachweis in vielen Fällen nicht lohnenswert. Gerade bei Epidemien oder in Gemeinschaftseinrichtungen kann der Nachweis von Noroviren jedoch sinnvoll sein.
Die Entscheidung, ob die Durchführung einer Diagnose sinnvoll ist, liegt beim behandelnden Arzt. Bei Gemeinschaftseinrichtungen ist der Betriebsarzt zuständig.
Laut Infektionsschutzgesetz § 7 ist der Nachweis der akuten Infektion namentlich meldepflichtig.
Die Behandlung erfolgt konservativ und beschränkt sich auf die Symptome. Es gibt keine Impfung und keine speziell wirksamen Medikamente gegen das Norovirus. Während der akuten Phase der Erkrankung sollte Bettruhe eingehalten werden. Gegen das Erbrechen und die anhaltende Übelkeit kann ein Brechmittel, ein sogenanntes Antiemetikum, eingenommen werden.
Es ist unerlässlich, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um eine Exsikkose, Austrocknung, zu verhindern. Salzhaltige, leicht verdauliche Speisen, wie Gemüse- und Hühnersuppe, können Patienten immer wieder in kleinen Mengen zu sich nehmen. Elektrolytische Substitutionslösungen aus der Apotheke können selbst angerührt werden und gegen den Flüssigkeitsverlust helfen. Insbesondere bei älteren Menschen und Kindern kann ein starker Verlust an Elektrolyten und Flüssigkeit schnell gefährlich werden. Einzelne Betroffene können sogar an den Folgen versterben. Gegebenenfalls kann ein Klinikaufenthalt notwendig sein, um einer Austrocknung mit Hilfe von Infusionen entgegenzuwirken.
Hausmittel und pflanzliche Medizinpräparate unterstützen sanft die Genesung und sind frei verkäuflich:
Die effektivste Maßnahme zur Vorbeugung ist eine strikte Hygiene. Nach dem Toilettengang sollten die Hände gründlich gewaschen und desinfiziert werden. Die Toilette ist immer sauber zu halten. Gleiches gilt für Türklinken, Waschbecken und andere Gegenstände, die der Erkrankte berührt. Handtücher sind häufiger zu wechseln.
Ebenso kann das Tragen von Handschuhen und Schutzkitteln sinnvoll sein. Der Verzicht auf Händeschütteln ist eine einfache Strategie zur Vermeidung vor einer Ansteckung.
Betroffene sollten keine Gläser und Besteck mit anderen Menschen teilen. Alle Flächen und Gegenstände sollte man konsequent reinigen und desinfizieren. Wenn möglich, sollte der Infizierte eine eigene Toilette oder ein eigenes Badezimmer benutzen. Ist das nicht möglich, dann sollten verunreinigte Flächen, insbesondere im Sanitärsbereichen, desinfiziert werden. Dabei ist zu beachten, dass nur Desinfektionsmittel verwendet werden, die über eine nachgewiesene Viruswirksamkeit verfügen. Das Robert-Koch-Institut stellt eine Liste mit wirksamen und anerkannten Präparaten zur Verfügung.
Im Falle eines Ausbruchs in einer Gemeinschaftseinrichtung unterstützt das zuständige Gesundheitsamt dabei, die Infektion in den Griff zu bekommen. Eltern können sich grundsätzlich an das Gesundheitsamt wenden, um weitere Informationen zu erhalten.
Prävention ist, im Falle des Norovirus, die beste Therapie.
aktualisiert am 31.05.2019