Bei einer Nierenverletzung können verschiedene Anteile der Niere beschädigt sein. Dazu zählen vor allem die Nierenkapsel, das Nierengewebe, das Nierenbecken und Gefäße der Niere. Im Falle von Nierenverletzungen bilden sich Blutergüsse und Geweberisse.
Die Beschwerden des Betroffenen hängen in der Regel vom Schweregrad und von der Art der Verletzung ab. Leichte Nierenverletzungen (Prellungen) heilen meist problemlos aus. Schwerere Verletzungen können eine Operation erfordern. Aufgrund der hohen Funktionsreserven der Nieren kann das Ausscheidungsorgan auch nach Entfernung einer Niere seine Aufgabe noch erfüllen.
Die Nieren sind ein als Paar angelegtes Ausscheidungsorgan, das den Körper von den beim Stoffwechsel anfallenden Schadstoffen reinigt. Sie filtern abgebaute Stoffwechselprodukte, Natrium und Wasser aus dem Blut und produzieren damit den Harn zur Ausscheidung aus dem Körper.
Die Nieren liegen unterhalb der Rippen an der Lendenwirbelsäule, sind von einer Fettkapsel umgeben und von den anderen Bauchorganen durch das hintere Bauchfell getrennt. Insgesamt sind die Nieren somit relativ gut vor schweren Verletzungen geschützt. Die Ursachen von Nierenverletzungen sind meist stumpfe Gewalteinwirkungen auf das Organ. Durch Sturz, Druck oder Schlag kann es zu leichten Funktionsstörungen der Nieren kommen.
Schwere Nierenverletzungen werden meist durch Verkehrsunfälle und durch Sportunfälle verursacht, bei denen ein Druck oder Schlag auf die Niere ausgeübt wurde. So können die Nieren oder das Nierengewebe sowie die blutzuführenden oder harnableitenden Gefäße geschädigt und in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
Dabei kommt es nicht selten zu:
Leichte Nierenverletzungen können auch durch die Behandlung eines Nierensteins bei einer Stoßwellentherapie (ESWL) verursacht werden.
Die Beschwerden bei einer Nierenverletzung können von Person zu Person sehr stark variieren. Oft treten nur leichte Symptome auf. Im Falle eines Blutergusses entwickeln sich aber auch starke Schmerzen in der Nierengegend.
Bei einem Geweberiss sind die lokalen Beschwerden eher gering, es kommt zu mehr oder weniger starken Blutausscheidungen mit dem Urin (Hämaturie). Dies ist bei etwa 80 Prozent aller Fälle von Nierenverletzungen der Fall. Beim vollständigen Abriss des Nierenstiels ist hingegen kein Blut im Harn feststellbar.
Ist das Nierenbecken gerissen, tritt Harn in die Bauchhöhe aus und verursacht Schmerzen in der Flankengegend (Urinom). Durch den darauf folgenden Organschock kommt es zu einer Verminderung der Harnausscheidung (Oligurie).
Wenn die Nieren nicht mehr arbeiten, erhöht sich infolge der verminderten Filterung des Blutes in den Nierenkörperchen der Stickstoffanteil im Blut (Azotämie). Es kommt zu einer deutlich verminderten Harnausscheidung. Dieser Zustand kann für den Betroffenen lebensbedrohlich sein und erfordert in jedem Fall eine notfallmedizinische Versorgung.
Bei Verdacht auf eine Verletzung an den Nieren empfiehlt sich umgehend eine ärztliche Untersuchung, auch zur Kontrolle nach einem Sturz oder Fall.
Als Folge einer Nierenverletzung kann sich zudem eine Nierenentzündung (Nephritis) entwickeln. Wird die Niere aufgrund einer Verletzung nicht durchblutet, stirbt das Nierengewebe ab und vernarbt. Dies führt Wochen oder Monate nach einer Nierenverletzung nicht selten zu Bluthochdruck (sekundäre Hypertonie).
Zunächst kann der behandelnde Arzt durch das Abtasten der Nieren eine Verletzung oft gut lokalisieren. Vor allem bei Blutergüssen wird der Nierenbereich meist druckempfindlich. Zudem wird der Harn auf Blutspuren untersucht. Die Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) der Nieren dient vor allem der Darstellung möglicher Gefäß- und Hohlraumverletzungen im Bereich der Nieren sowie Blutergüssen.
Zur Untersuchung der Blutgefäße im Nierenbereich kann eine so genannte Angiografie, also eine Darstellung der Gefäße mithilfe von Röntgenkontrastmittel, durchgeführt werden. Weitere Untersuchungsmöglichkeiten zur Diagnose von Nierenverletzungen sind Computertomografie und Magnetresonanztomografie.
Des Weiteren können Nierenverletzungen, je nach Schweregrad, in drei Typen eingeteilt werden:
Die Nieren sind sehr widerstandsfähige Organe, die sich unter Umständen auch von einem hochgradigen Funktionsverlust wieder erholen können. Je nach Schweregrad der Nierenverletzung heilt diese oft nach ein bis zwei Wochen Bettruhe wieder aus. Bei drohender Nierenentzündung werden prophylaktisch Antibiotika verabreicht.
Bei Nierenverletzung nach einem Unfall erfolgt eine intravenöse Flüssigkeitsgabe, um den Blutdruck zu normalisieren. Schwere Verletzungen der Nieren können zudem chirurgisch versorgt werden. Vor allem bei Typ II und III der Nierenverletzung kann eine Operation mit dem Ziel der Organerhaltung erforderlich sein. Einrisse der Nierenkapsel oder des Nierenbeckens werden vernäht. Bei Verletzungen der Gruppe 3 wird die Niere operativ entfernt (Nephrektomie oder Nierenresektion).
Die Nieren haben eine relativ hohe Funktionsreserve. Der Verlust einer Niere führt meist noch zu keinen Einschränkungen, erst eine Gewebeschädigung von über 60 Prozent des gesamten Nierenpaars führt zu einem Funktionsverlust der Nieren. Wird eine Niere entfernt, dann übernimmt bei ausreichender Funktionstüchtigkeit die verbleibende Niere die gesamte Harnfilterung.
Zur Nachsorge einer Nierenverletzung sind vor allem regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den behandelnden Arzt sind bis zu einem Jahr nach einer Nierenoperation nötig, um einer möglichen Entstehung von Bluthochdruck vorzubeugen.
aktualisiert am 15.12.2020