Als Nierenschmerzen werden Schmerzen aufgefasst, die in der Gegend zwischen dem mittleren bis unteren Rücken, der seitlichen Bauchwand, den Rippen und der Hüfte und Leiste auftreten. Der Begriff Nierenschmerzen überlappt sich zum großen Teil mit Flankenschmerzen. Ursache können Erkrankungen der Niere und Harnwege sein. Wichtige Beispiele sind Nierensteine oder Harnwegsinfekte, die in die Niere aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen. Die vermeintlichen Nierenschmerzen können jedoch auch anderen Ursprungs sein. Eine weitere Überschneidung gibt es mit Rückenschmerzen. Typisch für Rücken- und Kreuzschmerzen, die von der Wirbelsäule ausgehen, sind starke Hemmungen der Beweglichkeit. Für eine Nierenerkrankung spricht, wenn die Schmerzen durch geringfügiges Schlagen wenige Zentimeter über dem Beckenkamm neben der Wirbelsäule auslösbar sind oder stark spürbar sind (Nierenklopfschmerz). Die Nierenschmerzen sind eher etwas höher und etwas tiefer im Körperinneren lokalisiert als die üblichen Rückenschmerzen.
Häufig treten Nierenschmerzen nur links oder nur rechts auf. Je nach Ursache können sie aber auch beidseitig bestehen.
Krampfartige, sehr starke Nierenschmerzen, die an- und abschwellen, heißen Nierenkoliken. Eine Nierenkolik ist häufig durch Nierensteine bedingt, die den Harnleiter verlegen. Konstante Schmerzen sind eher ein Anzeichen für eine Infektion als Ursache.
Nierenschmerzen können von der Niere selbst oder vom Nierenbecken ausgehen, aber auch vom Harnleiter oder von anderen Organen stammen.
Nierensteine bilden sich aus Mineralien und weiteren Substanzen, die nach und nach zusammenklumpen. Sie können winzig sein (Nierengrieß), aber auch größere Brocken bilden. Kleinere Nierensteine werden über den Harnleiter, die Blase und die Harnröhre ausgeschwemmt. Dies kann zu heftigen Schmerzen führen. Größere Brocken setzen sich im Harnleiter fest und führen zu Nierenkoliken (sehr starken, krampfhaften Schmerzen). Manchmal verschwinden die Schmerzen, sofern ein Nierenstein von alleine ausgeschwemmt wird. Vermehrtes oder vermindertes Wasserlassen, Schmerzen in anderen Bereichen des Harntrakts oder Übelkeit und Erbrechen gehören zu den weiteren Symptomen der Harnsteine. Zusätzlich kann sich eine Infektion bilden, bei der es zu Beschwerden wie Fieber und Schüttelfrost kommt.
Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) entsteht, wenn die Krankheitserreger bei einer Harnwegsinfektion aufsteigen. Die Nierenbeckenentzündung wird begünstigt, wenn eine Harnabflussstörung oder eine Erkrankung wie Diabetes mellitus vorliegt. Bei Betroffenen mit einer Nierenbeckenentzündung kommt es zu rasch beginnenden, starken Schmerzen in der Nierenregion, die meist auf einer Körperseite auftreten. Fieber und Schüttelfrost sowie der Drang, oft Wasser lassen zu müssen, gehören ebenfalls zu den Beschwerden. Hinzu können Übelkeit und Erbrechen, ein blutiger Urin oder Krämpfe im Unterbauch kommen.
Bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt kann es gelegentlich zu Nierenschmerzen kommen. Die Blasenentzündung äußert sich ansonsten eher durch Beschwerden wie schmerzhaftes Harnlassen oder häufigen Harndrang.
Bei der Glomerulonephritis sind kleine Einheiten der Niere, die Nierenkörperchen (Glomeruli), entzündet. Zu den vielfältigen Gründen gehören Erkrankungen, bei dem das eigene Immunsystem das Nierengewebe angreift (Autoimmunkrankheiten), oder die Einwirkung von Medikamenten. Die Glomerulonephritis führt zu vermehrtem Harndrang und zu Beimengungen von Blut und Eiweiß im Urin. Die Erkrankung kann in ein Nierenversagen münden.
Die interstitielle Nephritis (genauere Bezeichnung: tubulo-interstitielle Nephritis) ist eine andere Form der Nierenentzündung. Das Entzündungsgeschehen findet im „Zwischengewebe“ der Niere statt. Diese Nierenentzündung kann viele verschiedene Ursachen von Viren über Medikamente bis zu Stoffwechselstörungen oder anderen Erkrankungen haben. In einigen Fällen kommt es zu Schmerzen.
Ein Abszess ist eine abgekapselte Ansammlung von Eiter aufgrund eines Infektionsherdes mit Bakterien. Findet sich ein Abszess an der Niere, macht er sich durch Schmerzen an der Flanke bemerkbar. Weitere Hinweise können eine Rötung an der Haut und eine Schwellung im Nierenbereich sein.
Zysten sind Hohlkammern im Gewebe, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Eine Zyste in der Niere kann schmerzhaft werden, wenn sie groß ist. Ein dumpfer Schmerz kann sich hinten, seitlich oder im Oberbauch bemerkbar machen.
Eine Zystenniere ist eine Erkrankung, bei der es zur Bildung von vielen Zysten innerhalb der Nieren kommt. Diese Störung ist erblich. Die Niere vergrößert sich und kann nach und nach ihre Funktionsfähigkeit verlieren. Zu den Anzeichen können eine Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, Blut im Urin oder hoher Blutdruck gehören – viele der Betroffenen haben oft Schmerzen in der Flanke, in der Seite, am Bauch- und Rückenbereich.
Der Verschluss der Nierenvene durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) führt zu anhaltenden, intensiven Schmerzen an der Flanke. Im Bereich der Niere zwischen Rippen und Wirbelsäule kann die Haut weh tun. Die Symptome sind oft eher gering ausgeprägt, zu den weiteren Beschwerden können verminderte Urinausscheidung, Wasser im Körper (Ödeme) oder Blut und Eiweiß im Urin gehören.
Die Niere kann verletzt werden und deshalb Schmerzen bereiten. Eine Nierenverletzung entsteht meist aufgrund stumpfer Gewalteinwirkung auf diesen Bereich, zum Beispiel bei Unfällen oder bei gefährdenden Sportarten wie Fußball oder Kampfsport. In Deutschland selten sind Schuss- oder Stichverletzungen als Ursache. Der Blutfluss zur Niere kann durch eine Verletzung beeinträchtigt sein, es kann zu einem kurzfristig eintretenden Nierenversagen kommen. Eine Nierenblutung ist ebenfalls möglich.
Bei Schwangeren ist immer weniger Platz im Bauchraum, je näher der Geburtstermin rückt. Das bedeutet, dass die Gebärmutter mitsamt dem ungeborenen Kind in ihrem Inneren auf umgebende Organe drückt. Der Harnleiter kann dadurch zusammengepresst werden und Urin kann sich bis ins Nierenbecken und in die Nieren aufstauen. Das verspürt die werdende Mutter oft als Schmerz, in einigen Fällen in beiden Körperseiten. Besonders beim Liegen auf den Rücken in der Nacht treten die Nierenschmerzen in der Schwangerschaft auf. Nach dem Drehen in eine seitliche Lage gehen sie wieder zurück.
Wirkt ein Druck auf die Niere ein, kann es zu Schmerzen kommen, zum Beispiel bei einem großen Tumor, der von außen die Niere quetscht. Druck auf den Harnleiter kann aufgrund einer daraus entstehenden Abflussstörung einen Nierenschmerz auslösen.
Die Hydronephrose ist eine Schwellung der Niere, die entsteht, wenn der Harn nicht richtig abließen kann und sich aufstaut. Diese Nierenveränderung ist in einigen Fällen schmerzhaft. Zu einer Hydronephrose kommt es bei Veränderungen wie Fehlbildungen, Druck auf den Harnleiter oder weiteren Harnabflussstörungen wie beispielsweise durch Harnsteine, durch eine Prostatavergrößerung oder durch eine Blasenentleerungsstörung bei Nervenkrankheiten.
Bei Nierenkrebs handelt es sich meist um ein Nierenzellkarzinom. Die Krebserkrankung führt oft lange Zeit nicht zu Schmerzen oder zu anderen Symptomen. Sie kann sich jedoch auch als Dauerschmerz in der Nierengegend äußern. Weitere mögliche Anzeichen sind Blut im Urin, eine Vorwölbung unter der Haut, Abgeschlagenheit oder Appetitverlust.
Ein gutartiger Tumor innerhalb der Niere kann ebenfalls zu Nierenschmerzen führen.
Ein akutes oder chronisches Nierenversagen (Niereninsuffizienz) kann mit Schmerzen einhergehen. Das Nierenversagen kann unterschiedliche Ursachen haben. Verschiedenste Krankheiten können dahinterstecken. Die Niere kann auch durch Gifte oder Medikamente Schaden nehmen. Zu den verantwortlichen Substanzen gehören Pestizide oder das Schmerzmittel Ibuprofen, wenn es dauerhaft eingenommen wird. Zu den Symptomen eines akuten Nierenversagens gehört eine stark herabgesetzte Urinausscheidung und eine Wassereinlagerung im Körper (Ödeme, zum Beispiel in den Beinen oder der Lunge).
Folgende weitere mögliche Ursachen können Schmerzen in der Nierengegend hervorrufen, die nicht durch Veränderungen an Niere und Harnwegen bedingt sind:
Nierenschmerzen sind immer ein Signal, sich beim Arzt untersuchen zu lassen. In den folgenden Fällen erfolgt am besten noch am selben Tag eine ärztliche Untersuchung:
Treten plötzlich heftige Schmerzen in der Nierengegend auf, dann ist dies als Notfall zu werten.
Bei Nierenschmerzen versucht der Arzt im Untersuchungsgespräch (Anamnese) erste Hinweise auf die ursächliche Erkrankung zu bekommen. Eine körperliche Untersuchung schließt sich an. Eine Urinprobe wird gewonnen und im Labor analysiert. Geprüft wird, ob sich Blut im Urin befindet, ob Eiweiß im Urin nachweisbar ist oder ob sich vermehrt weiße Blutkörperchen als Hinweis auf eine Infektion finden. Auf weitere Substanzen, die auf verschiedene Nierenerkrankungen hindeuten, wird ebenfalls getestet. Eine Blutprobe mit einem Blutbild und einer Erfassung der Entzündungs- und Nierenwerte trägt ebenfalls zur Diagnose bei. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Computertomographie (CT) werden durchgeführt, um Auffälligkeiten wie Harnsteine, Gewebeveränderungen der Niere oder Abweichungen des Blutflusses feststellen zu können.
Die Therapie richtet sich nach der Erkrankung, die die Nierenschmerzen verursacht.
Nierensteine gehen häufig von alleine ab. Dem Abgang lässt sich durch Trinken von reichlich Wasser nachhelfen. Dadurch wird viel Urin erzeugt, welcher den Stein ausschwemmen kann. Schmerzmittel erleichtern die Koliken. Setzt sich ein Harnstein komplett fest oder führt zu Komplikationen wie einer Harnwegsinfektion, dann kann die Entfernung über einen Katheter oder eine Operation erforderlich sein. In Betracht kommt ebenfalls eine Stoßwellenbehandlung, um den Stein zu zertrümmern.
Eine Nierenbeckenentzündung, die durch Bakterien verursacht wird, muss konsequent mit Antibiotika behandelt werden. Die Beschwerden können mit schmerzlindernden, entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden wie Metamizol oder Paracetamol. Außerdem sind Bettruhe und eine reichliche Flüssigkeitszufuhr wichtig.
Der Harnwegsinfekt wird mit Antibiotika behandelt, viel Flüssigkeit trinken ist ebenfalls sinnvoll.
Die Behandlung dieser Form der Nierenentzündung ist abhängig von der Ursache. Einige zugrundeliegende Erkrankungen lassen sich durch die Gabe von Cortison bessern. Bei anderen Ursachen kann die Gabe von Medikamenten notwendig sein, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).
Bei dieser Art der Nierenentzündung ist eine Behandlung der Ursache wichtig. Beispielsweise muss ein Medikament, das zu der Erkrankung geführt hat, abgesetzt werden. Hinzu kann eine Therapie mit Cortison kommen. Eine Dialyse (Blutwäsche) kann ebenfalls notwendig sein, wenn die Nierenfunktion durch die Entzündung zu stark herabgesetzt ist.
Die Eiteransammlung muss durch den Arzt mit einer Kanüle angestochen (Punktion) und entleert werden. In einigen Fällen ist eine Operation notwendig. Antibiotika werden gegen die verursachenden Bakterien verabreicht.
Bei Zysten, die Beschwerden machen, kann die Flüssigkeit aus dem Inneren über eine eingeführte Kanüle abgesaugt werden (Punktion, Drainage). In seltenen Fällen muss ein Teil der Niere entfernt werden.
Zur Behandlung der Zystenniere wird der Blutdruck durch Medikamente (ACE-Hemmer) gesenkt, da ein Bluthochdruck das Krankheitsgeschehen fördert. Das spezielle Medikament Tolvaptan erhöht die ausgeschiedene Urinmenge und wird bei fortschreitender Erkrankung eingesetzt. Viel Flüssigkeit trinken ist ratsam. Häufig werden die Nieren im Laufe der Zeit so weit geschädigt, dass die Patienten eine Dialyse bekommen müssen. In diesem Fall ist auch die Nierentransplantation eine Behandlungsmöglichkeit.
Die Thrombose der Nierenvene wird mit gerinnungshemmenden Mitteln behandelt (Heparin, im weiteren Verlauf Phenprocoumon). In einzelnen Fällen wird das Blutgerinnsel in einer Operation entfernt.
Bei mäßigen Verletzungen muss der Patient überwacht und kontrolliert werden, um etwaige Blutungen bemerken zu können. Bei schwerwiegenden Schäden der Niere oder bei verletzten Blutgefäßen der Niere muss eine Operation durchgeführt werden. Dabei wird das Organ möglichst zu erhalten versucht. Manchmal muss die Niere aufgrund zu massiver Schäden entfernt werden.
Meist gehen die Schmerzen zurück, wenn sich die Schwangere statt auf den Rücken auf die Seite legt. Der Urin kann dann wieder ungehindert durch den Harnleiter fließen. Ansonsten hilft Wärme und Aufnahme von viel Flüssigkeit.
Der Druck auf den Harnleiter muss beseitigt werden. Die Behandlung richtet sich hierbei nach der Ursache. Mit einem Katheter kann der Harnabfluss gewährleistet werden. Eine Operation ist oft erforderlich.
Das Abflusshindernis, das die Nierenschwellung verursacht, muss entfernt werden. Das Legen eines Katheters oder eine Operation kann ebenfalls notwendig sein.
Nach Möglichkeit wird der bösartige Tumor der Niere entfernt. Eine vorherige Behandlung des Nierenkarzinoms durch Chemotherapie kann erforderlich sein. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die Verödung mittels Kälte (Kryotherapie) oder durch ein Verfahren mit Hitze (Radiofrequenzablation).
Gutartige Tumore werden in der Regel chirurgisch entfernt.
Ein akutes Nierenversagen (akute Niereninsuffizienz) kann häufig durch die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache rückgängig gemacht werden. Dabei wird auf die richtige Flüssigkeitszufuhr geachtet und durch Medikamente (Diuretika) die Harnausscheidung gefördert. Besteht ein chronisches Nierenversagen (chronische Niereninsuffizienz), dann ist häufig eine Dialyse beziehungsweise eine Nierentransplantation notwendig.
Da die möglichen Ursachen für Schmerzen in diesem Bereich vielfältig sind, kommen verschiedenste Behandlungsmethoden in Betracht.
Um die Schmerzen zu lindern, können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt werden. Wärme hilft ebenfalls, zum Beispiel durch eine Wärmflasche oder eine umgewickelte Decke. Betroffene sollten viel Wasser oder Tee trinken. Insbesondere eignet sich Tee mit pflanzlichen Bestandteilen, die die Niere unterstützen, wie Schachtelhalm oder Brennnessel. Diese Maßnahmen können eine Untersuchung beim Arzt jedoch nicht ersetzen.
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aktualisiert am 13.10.2020