Prof. Kramann: Eine Nierenfibrose ist die Vernarbung der Nieren. Ähnlich wie bei einer Narbe der Haut nach einer Schnittwunde, kommt es bei einer chronischen Verletzung der Niere zu einer Vernarbung. Die Vernarbung zerstört die Architektur der Niere und führt letztendlich zum Organversagen.
Prof. Kramann: Eine Fibrose bzw. Vernarbung kann in nahezu jedem Organ und Gewebe entstehen. Chronische Verletzungen, wie z.B. Bluthochdruck oder ein hoher Blutzucker (Diabetes), können eine Fibrose in den Nieren und dem Herz verursachen. Auch Autoimmunerkrankungen oder Virusinfektionen können eine Fibrose verursachen sowie vieles mehr.
In der Niere ist es häufig ein Diabetes, Bluthochdruck oder aber Autoimmunerkrankungen oder seltener genetische Erkrankungen, die dann eine Fibrose hervorrufen können.
Eine Fibrose bzw. Vernarbung kann in nahezu jedem Organ und Gewebe entstehen.
Prof. Kramann: Es kommt zur Vernarbung des Organs, funktionelles Gewebe wird ersetzt und letztendlich kommt es zu einer verminderten Organfunktion bis hin zum vollständigen Funktionsverlust der Nieren. Dann muss die Nierenfunktion über eine Maschine ersetzt werden. Das ist möglich über eine sogenannte Hämodialyse (4-5 h 3x/Woche), eine Peritoneal oder Bauchfelldialyse. Auch eine Nierentransplantation durch einen Lebendspender (naher Verwandter oder Partner) wäre denkbar. Die Nierentransplantation von einem verstorbenen Spender kann auch stattfinden, jedoch beträgt hier die Wartezeit 7-8 Jahre.
Prof. Kramann: Das ist das große Problem! Meist gibt es keine Anzeichen und Schmerzen. Bei manchen Patienten kann es zu einer Schaumbildung des Urins kommen. Im fortgeschrittenen Fall kann es zu Müdigkeit, Übelkeit, Juckreiz der Haut und auch Herzrhythmusstörungen kommen.
Meist gibt es keine Anzeichen und Schmerzen...
Prof. Kramann: Die Nierenfibrose ist die Endstrecke nahezu aller Erkrankungen der Niere. Es gibt zwar Erkrankungen, die zunächst eine Entzündung oder eine Veränderung in bestimmten Untereinheiten der Niere verursachen (den Glomeruli), aber letztendlich führen diese Erkrankungen auch zu einer Nierenfibrose und zu einem Funktionsverlust der Niere.
Prof. Kramann: Die Nierenfibrose ist das morphologische Korrelat für einer chronische Niereninsuffizienz. Diese wird diagnostiziert durch Blut- und Urinuntersuchungen.
Prof. Kramann: Aktuell gibt es keine zugelassene antifibrotische Therapie für die Nierenfibrose. Für die chronische Niereninsuffizienz gibt es einige Maßnahmen, wie eine gute Blutdruck- und Blutzucker-Einstellung (letzteres bei Diabetes) und eine Therapie mit sogenannten SGLT2 Inhibitoren oder andere neue Medikamente, die die Nierenfunktionsverschlechterung teilweise etwas verlangsamen können. Meist gelingt jedoch kein vollständiger Stopp der Funktionsverschlechterung. Hier ist die Hoffnung, dass in Zukunft ggf. ein neues antifibrotisches Medikament diesen Prozess weiter verlangsamen oder sogar ganz aufhalten kann.
Prof. Kramann: Die Auswirkungen kommen von der Niereninsuffizienz. Es kommt vor allem zu kardiovaskulären Erkrankungen, wie Gefäßverkalkung, Herzinfarkten, Herzinsuffizienz (Herzversagen). Es kommt ebenfalls zu Störungen des Knochenstoffwechsels und der Blutbildung. Die Patienten haben ein höheres Risiko für Infekte.
Prof. Kramann: Regelmäßige Arztbesuche zur Früherkennung, wenn eine Nierenerkrankung vorliegt, sind unabdingbar. Das bedeutet regelmäßige Besuche beim Facharzt, dem Nephrologen. Dieser stellt den Blutdruck, bzw. bei Vorliegen eines Diabetes den Blutzucker, gut ein und verschreibt ggf. eines der oben genannten Medikamente.
Regelmäßige Arztbesuche zur Früherkennung, wenn eine Nierenerkrankung vorliegt, sind unabdingbar.
Prof. Kramann: Es gibt wie gesagt keine Therapie. Für die Niereninsuffizienz gibt es ein paar neue zugelassenen Medikamente, wie z.B. SGLT2 Inhibitoren oder auch nichtsteroidale Mineralokortikoid Rezeptor Antagonisten, welche die Nierenfunktionsverschlechterung verlangsamen können.
Prof. Kramann: Es werden die zellulären und molekularen Vorgänge untersucht, um insbesondere auch nicht-invasive Biomarker zu identifizieren. Auch neue Therapietargets zur Entwicklung einer antifibrotischen Therapie werden getestet.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 14.05.2024.