Im Gegensatz zu einer Entzündung der oberen Harnwege macht sich eine Nierenentzündung (Nephritis) nur selten durch Schmerzen bemerkbar. Häufig wird die Erkrankung erst durch einen Zufall entdeckt.
Einer der Gründe für die lange fehlenden Symptome ist die riesige Anzahl der Nierenkörperchen oder Glomeruli. Pro Niere ist eine Million von ihnen mit dem Filtern des Blutes und dem Ausscheiden von Stoffwechselabfallprodukten beschäftigt. Fällt ein Teil von ihnen aus, arbeitet die Niere dennoch weiter. Wenn ein großer Teil der Glomeruli den Dienst quittiert, wird der Organismus nicht mehr ausreichend entgiftet. Erst dann treten deutliche Krankheits-Symptome auf.
Die Nierenentzündung ist zudem nicht direkt durch eine Infektion der Niere bedingt. Daher kommt es auch nicht zu den Anzeichen einer akuten Infektion wie Schmerzen. Eine spezielle Form der Nierenentzündung, die interstitielle Nephritis, kann allerdings in seltenen Fällen durch eine Virusinfektion bedingt sein. Dennoch zeigen sich normalerweise keine starken Nierenschmerzen. Schmerzen treten im Rahmen einer Nierenentzündung vielfach unspezifisch auf – in Form von Kopf- oder Gliederschmerzen. Typisch sind dumpfe Schmerzen seitlich am Körper und am Rücken, etwa eine Handbreit über der Hüfte.
Bei einer Infektion des Nierenbeckens (Pyelonephritis), bei der es sich um ein ganz anderes Krankheitsbild als bei der Nierenentzündung handelt, treten Rücken- und Seitenschmerzen auf. Sie verstärken sich bei Erschütterungen beim Sport oder bei schnellem Gehen. Häufiger ist Wasserlassen schmerzhaft oder brennt. Bauch- oder Rückenschmerzen treten auf. Ein verlässliches Signal sind sie nicht. Die Nierenbeckenentzündung geht in vielen Fällen mit unklaren Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Übelkeit oder Kopfschmerzen einher. Fieber ist typisch. Die Nierenbeckenentzündung ist die Folge einer Infektion im Bereich der Blase und des Harnleiters. Das liefert Anhaltspunkte für eine schnelle Diagnose.
Die Nierenentzündung selbst ist für Laien und Patienten noch schwerer zu bemerken. Eine Vorstufe stellt die asymptomatische Proteinurie oder Hämaturie dar: Der Urin enthält vermehrt Eiweißanteile und Blut oder rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Dies stellt noch keine Krankheit dar, sondern eine Auffälligkeit, die beobachtet werden muss. Ein Hinweis ist trüber, rötlich bis bräunlich verfärbter Urin. Für den Patienten bedeutet dies keine fühlbaren Beschwerden.
Eine akute Glomerulonephritis (eine gängige Form der Nierenentzündung) macht sich erst nach mehreren Wochen deutlich bemerkbar. Die Patienten fühlen sich elend, klagen über Kopfschmerzen, Schmerzen im unteren Rücken und im Bereich seitlich der Lendenwirbel.
Der Verdacht auf eine Funktionsstörung der Nieren erhärtet sich, wenn zeitgleich diese Symptome auftreten:
Die primäre akute Glomerulonephritis stellt sich oft nach einer Infektion ein. Ein Beispiel dafür ist eine eitrige Mandelentzündung durch eine Infektion mit Streptokokken. Wenn kurze Zeit nach einer solchen Erkrankung bestimmte Symptome auftreten, ist eine Kontrolle der Nieren sinnvoll. Diese Symptome sind:
Je geschwächter oder älter der Patient, desto ausgeprägter sind die Symptome. Das heißt umgekehrt, dass bei fitten, jungen Patienten eine Nierenentzündung länger unentdeckt bleiben und in dieser Zeit Schaden anrichten kann. Deswegen ist es besonders wichtig, einige Wochen nach einer überstandenen Infektionserkrankung auf die beschriebenen Alarmsignale zu achten.
aktualisiert am 15.03.2021