Das nephritische Syndrom (übersetzt „Nierensyndrom“) weist darauf hin, dass die Nieren nicht mehr zuverlässig und ausreichend funktionieren. Die Ursachen dafür können ganz unterschiedlicher Art sein.
Unter einem Syndrom ist ein klar definiertes „Paket“ von Symptomen oder Krankheits-Anzeichen zu verstehen. Dabei ist das Syndrom für sich nicht die Krankheit, sondern nur ein Hinweis auf eine oder mehrere mögliche Funktionsstörungen im Organismus.
Das nephritische Syndrom kann auftreten, wenn die Nierenkörperchen (Glomeruli) sich entzünden. Drei Leit-Symptome sind als „Volhard-Trias“ bekannt und benannt nach einem deutschen Internisten, der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts praktizierte:
Weitere Symptome können, müssen aber nicht auftreten und sind jedem Patienten unterschiedlich stark ausgeprägt:
Das Hauptmerkmal des nephritischen Syndroms ist die Hämaturie, die Häufung roter Blutkörperchen im Harn. Ist noch keine deutliche Verfärbung des Urins feststellbar, lassen sich die Anfänge im Labortest nachweisen. Im Urin werden auch Proteine (Eiweiße) mit ausgeschieden, was zusätzlich auf Nierenfunktionsstörungen hinweist. Betroffene beobachten, dass der Urin schäumt – das ist ein charakteristischer Hinweis auf den erhöhten Eiweiß-Anteil.
Die Situation kann sich innerhalb kurzer Zeit bis hin zum vollständigen und lebensbedrohlichen Nierenversagen verschlechtern.
Das nephritische Syndrom ist nicht zu verwechseln mit dem nephrotischen Syndrom, bei dem die Eiweißausscheidung (ohne den Abgang roter Blutzellen) im Vordergrund steht. Dennoch gibt es Überschneidungen zwischen dem nephritischen und dem nephrotischen Syndrom.
Bei drei Arten der Nierenentzündung (Glomerulonephritis) ist das nephritische Syndrom ein typischer Hinweis auf die gestörte Nierenfunktion.
Ausgelöst wird sie als Reaktion auf Infektionen mit Bakterien wie einigen Typen von A-Streptokokken, Staphylokokken, bestimmten Pilzen, Parasiten oder Viren. Dabei kann es sich um verschiedenste Infektionen des menschlichen Körpers handeln wie etwa Rachenentzündungen oder Hautinfektionen. Dabei bilden sich in ungünstigen Fällen Antikörper-Komplexe, die nicht nur die Eindringlinge, sondern auch die Nierenkörperchen (Glomeruli) angreifen. Sie verstopfen diese sowie die umgebenden haarfeinen Gefäßsysteme. Zu den Folgen gehört ein Blutstau in diesem Bereich, der zu Bluthochdruck und mangelnder Funktionsfähigkeit der Glomeruli (Nierenkörperchen) führt. Rote Blutkörperchen und Eiweiße gelangen durch den entstandenen Druck in den Urin. Diese Symptome machen sich häufig wenige Wochen nach einer Infektion bemerkbar. Konsequent eingesetzte Antibiotika gegen Streptokokken verhindern das Entstehen der überschüssigen Antikörper-Komplexe. Mehrere Wochen nach einer Infektion ist eine Nachuntersuchung sinnvoll.
Sie wird durch die Bildung der beschriebenen gefährlichen Antikörper-Komplexe ausgelöst. Vielfach lässt sich keine direkte Ursache feststellen. Das Auftreten des nephritischen Syndroms ist ein Warnsignal. Unbehandelt droht schnell ein Nierenversagen.
Eine Nierenentzündung als Folge der Schmetterlingsflechte (Lupus erythematodes), einer seltenen Autoimmunerkrankung. Bei dieser werden viele Antikörper produziert, die ihrerseits die Niere angreifen. In diesen Fällen droht eine chronische, schleichend fortschreitende Nierenfunktionsstörung.
Noch sind nicht alle Ursachen für diese Art der Nierenerkrankungen und das Auftreten des nephritischen Syndroms vollständig geklärt. Die genannten Risikofaktoren und Vorerkrankungen erleichtern die Diagnose- wenn sie denn vorhanden oder bekannt sind.
Das nephritische Syndrom mit den beschriebenen drei Leitsymptomen erleichtert die Erst-Diagnose einer Nierenfunktionsstörung oder Nierenentzündung. Kommen noch entsprechende Vorerkrankungen hinzu, kann der Arzt schnell reagieren: Einige Labortests oder sogar eine Nieren-Biopsie (Probeentnahme) erhärten den Verdacht. So ist ein schneller Therapiebeginn möglich. Neben Blut- und Urintests wird der Patient auch einer Untersuchung auf weitere Wassereinlagerungen im Gewebe unterzogen.
Zu einer erfolgversprechenden Behandlung zählen mehrere Schritte:
aktualisiert am 16.03.2020