Nierenentzündungen treten in verschiedenen Formen auf. Eine davon ist die membranöse Glomerulonephritis.
Bei der membranösen Glomerulonephritis lagern sich Antikörper und weitere Substanzen als sogenannte Immunkomplexe in der Niere ab. Ähnliche Prozesse laufen ebenfalls bei anderen Formen der Glomerulonephritis (Entzündung an den Nierenkörperchen) ab. Im Falle der membranösen Glomerulonephritis setzen sich die Immunkomplexe in einer bestimmten Schicht ab (an der glomerulären Basalmembran).
Die membranöse Nierenentzündung ist bei Kindern selten, bei Männern ist sie häufiger als bei Frauen zu beobachten.
In über 30 Prozent der Fälle heilt eine membranöse Glomerulonephritis spontan ab. Weitere 30 Prozent verlaufen chronisch. Dabei wird laufend Eiweiß über den Harn ausgeschieden. Ein weiteres Drittel der Erkrankungen verstärkt sich bis hin zu einer vollständigen Nieren-Insuffizienz (Nierenversagen).
Bei der membranösen Glomerulonephritis lässt sich nicht in jedem Fall ein Auslöser finden – die Erkrankung ist in solchen Fällen idiopathisch. Nur in weniger als 20 Prozent der Fälle ist eine Ursache feststellbar (sekundäre membranöse Glomerulonephritis). Als bekannte Risikofaktoren gelten
Hintergrund: Die Niere enthält über eine Million kleiner Einheiten, die Nierenkörperchen. Über das dortige Knäuel feiner spezieller Blutgefäße, den Glomerulus, findet eine Filtrierung des Blutes statt. Der vorläufige Harn (Primärharn) entsteht. An dem Gefäßknäuel findet sich eine äußere Schicht von Zellen, die Podozyten. Unter diesen Podozyten liegt eine Membran, die (glomeruläre) Basalmembran. Über diese Schichten gelangt die Flüssigkeit aus dem Blut heraus, die später zum Harn wird.
Bei der membranösen Glomerulonephritis finden sich Ablagerungen von Immunkomplexen unterhalb der Podozyten (äußeren Zellen) an der Basalmembran. Die Immunkomplexe entstehen, da sich Antikörper gegen Strukturen der Podozyten bilden. Sie sammeln sich dort an und setzen einen komplexen Ablauf in Gang, der mit einer Entzündungsreaktion endet. Die Basalmembran bildet Ausstülpungen und versucht, die Immunkomplexe abzukapseln. Ihre Filtereigenschaften gehen an den betroffenen Stellen nach und nach verloren.
In über 80 Prozent der Krankheitsfälle ist als Beschwerdebild ein nephrotisches Syndrom feststellbar. Darunter ist ein „Paket“ von Symptomen zu verstehen, die dem Patienten wie dem Arzt Hinweise auf eine Nierenfunktionsstörung liefern. Diese sind
Die membranöse Glomerulonephritis ist bei Erwachsenen der häufigste Grund, weshalb ein nephrotisches Syndrom auftritt.
In einem Teil der Fälle kommt es bei der membranösen Glomerulonephritis auch zur Ausscheidung von Blut über den Urin. Diese ist normalerweise nicht sichtbar (Mikrohämaturie).
Nicht immer warnen ausgeprägte Symptome wie beispielsweise Rückenschmerzen. Viele Nierenentzündungen werden erst durch Zufall entdeckt, wenn eine Routine-Blutuntersuchung ansteht. Patienten mit einschlägigen Vorerkrankungen erhalten oft schneller eine Diagnose und Therapie als bislang gesunde Personen.
Beim Verdacht auf eine Nierenentzündung werden mehrere Untersuchungen durchgeführt. Marker-Substanzen in Blut und Urin liefern Informationen über Art und Status der Nierenerkrankung.
Dazu zählt beispielsweise der Kreatinin-Wert. Ist er im Blut erhöht, heißt dies, die Nieren sind nicht mehr in der Lage, dieses Stoffwechsel-Abfallprodukt zu filtern. Erhöhtes Kreatinin ist zugleich ein Hinweis darauf, dass weitere harnpflichtige Stoffe nicht mehr in ausreichendem Maße ausgeschieden werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, Patienten auf Schilddrüsenantikörper, Rheumafaktor und Antikörper von Infektionskrankheiten wie Hepatitis B zu untersuchen.
Am aussagekräftigsten ist eine Nierenbiopsie - Nierengewebe wird über eine spezielle Nadel entnommen und unter dem Lichtmikroskop untersucht. Im Falle einer membranösen Glomerulonephritis lassen sich beispielsweise charakteristische Ausstülpungen (Spikes) der Basalmembran gut erkennen.
Um die Krankheit zu therapieren, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Die Patienten werden in Risikogruppen eingeteilt. Leichte Fälle erholen sich oft spontan und vollständig. Schwere Fälle entwickeln im Laufe der Jahre dauernde Nierenschäden bis hin zu vollständigem und lebensbedrohendem Nierenversagen. Die Einschätzung des Risikos entscheidet über die Therapie-Maßnahmen. Medikamente wie Immunsuppressiva oder Cortison sind ihrerseits eine Belastung für die Patienten.
Eine gute Prognose gilt für jüngere Patienten bis 16 Jahre oder für Frauen. Günstig ist eine lediglich leichte Proteinausscheidung, eine ansonsten normale Nierenfunktion und weiter keine Symptome. Fehlen Bluthochdruck und auffällige Veränderungen am Bindegewebe der Niere (tubulointerstitielle Fibrose), sind die Heilungsaussichten ebenfalls gut.
Dauert die Proteinurie (Abgang von Protein) länger als sechs Monate an, steigt auch das Risiko einer späteren Niereninsuffizienz (Nierenversagen) auf bis zu 80 Prozent an. Besonders gefährdet für dauerhafte fortschreitende Nierenschäden durch eine membranöse Glomerulonephritis sind Männer über 50 Jahre. Ausgeprägte Proteinurie (Protein-Ausscheidung), starker Bluthochdruck und deutlich messbare „Filterdefizite“ der Niere sind Alarmzeichen. Medikamente, Schonung, salz- und eiweißarme Diät dienen dazu, den fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion aufzuhalten.
aktualisiert am 21.04.2023