Eine Nierenentzündung (Nephritis) tritt auch bei Babys und Kindern auf. Die Nierenentzündung ist keine direkte Folge einer Infektion. Sie tritt überwiegend als Autoimmunreaktion des Körpers, also als ein fehlgeleiteter Angriff des Abwehrsystems auf das Nierengewebe auf. Vielfach ist die Erkrankung idiopathisch, das heißt, eine Ursache lässt sich nicht feststellen.
Die Nierenentzündung betrifft entweder die Nierenkörperchen, die Glomeruli, oder das haarfeine, weitverzweigte System der Nierenkanälchen und das umgebende Gewebe. Die beiden generellen Formen werden entsprechend als Glomerulonephritis und als interstitielle Nephritis bezeichnet.
Die Strukturen in der Niere üben eine Filterfunktion aus. Sie sondern Stoffwechselabfallprodukte aus, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. Sie filtern aber auch Proteine, Salze und andere Substanzen aus und führen sie zurück in den Organismus. Ist die Funktion der Niere gestört, bleiben Abfall- und Giftstoffe im Körper. Dafür werden Blut- und Eiweißzellen vermehrt ausgeschieden, so dass ein Mangel entstehen kann.
Charakteristische Symptome von Nierenentzündungen (insbesondere von einer Glomerulonephritis) können sein:
Leidet ein Kind an solchen Symptomen, sollten Eltern es am selben Tag noch beim Arzt vorstellen. Symptome treten jedoch nicht immer deutlich ausgeprägt auf.
Die Nierenentzündung kann wie beim Erwachsenen auch beim Säugling, Kleinkind oder älterem Kind verschiedenste Ursachen haben.
Die postinfektiöse Glomerulonephritis ist die Folge einer nicht vollständig ausgeheilten Infektion. Streptokokken, manchmal andere Bakterien oder auch Viren und andere Krankheitserreger führen zu einer Reaktion des Abwehrsystems. Mandelentzündung oder Scharlach sind typische Auslöser. Oft noch Wochen nach dem Abklingen der Ersterkrankung setzen sich Molekülkomplexe aus Antikörpern und weiteren Protein-Strukturen in der Niere fest und lösen Entzündungsprozesse aus. An postinfektiöser Glomerulonephritis erkrankte Kinder zeigen
Auf ähnliche Weise entsteht eine IgA-Glomerulonephritis. Hier setzen sich Antikörper der Sorte IgA in der Niere fest. Die genaue Entstehung dieser Nierenentzündung ist unbekannt, die Vererbung spielt eine Rolle und in vielen Fällen gehen ebenfalls Infektionen, zum Beispiel in den Atemwegen, voraus.
Eine andere Variante der Nierenentzündung, die üblicherweise im Kindesalter auftritt, ist die Minimal-Change-Glomerulonephritis. Sie befällt Kinder überwiegend zwischen dem zweiten und zehnten Lebensjahr. Bei Erwachsenen kommt diese Erkrankungsform seltener vor. Bei der Minimal-Change-Glomerulonephritis wird über den Urin vermehrt Eiweiß ausgeschieden, aber keine Blutzellen. Blutdruck und die Ausscheidung der üblichen Stoffwechselabfallprodukte bleiben normal. Diese Form der Nierenentzündung heilt oft spontan und ohne Therapie wieder ab. Allerdings besteht eine Tendenz zu Rückfällen von bis zu 30 Prozent. Patienten entwickeln oft Jahre später schwere Nierenfunktionsstörungen.
Eine interstitielle Nephritis betrifft das Gewebe zwischen den Nierenkörperchen und kann akut oder chronisch verlaufen. Häufig sind Arzneimittel die Ursache wie zum Beispiel Antibiotika, aber auch andere Ursachen kommen vor. Die interstitielle Nephritis kann mit verschiedenen Beschwerden einhergehen wie Fieber, verändertem Urin (oft dunkel durch Blutbeimengung) oder übermäßigen Durst.
Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) geht von den ableitenden Harnwegen aus, von denen das Nierenbecken den obersten Anteil darstellt. Sie ist ursprünglich keine Nierenentzündung im eigentlichen Sinne, aber kann in schweren Fällen auf die Niere übergreifen. In den meisten Fällen wird die Nierenbeckenentzündung durch Bakterien verursacht. Die Infektion äußert sich im akuten Fall durch Schmerzen in der Nierengegend und starkes Fieber mit Schüttelfrost.
Das sogenannte nephrotische Syndrom umfasst die wichtigsten Hinweise:
Ist das Befinden noch nicht weiter beeinträchtigt, lassen sich diese Symptome erst bei einer ärztlichen Untersuchung feststellen.
Eine Blut- und Urinuntersuchung liefert weitere Hinweise. Blut- und Eiweiß-Spuren im Urin oder auch ein Eiweißmangel im Blut bieten dem Arzt Anhaltspunkte. Möglicherweise lassen sich Antikörper-Komplexe einer vorangegangenen Infektion im Blut aufspüren.
Die Nieren können per Ultraschall untersucht werden, eine Biopsie (Gewebeprobe) gibt Aufschluss über die Ursachen und das Ausmaß aktueller Schäden.
Die Therapie einer Nierenentzündung konzentriert sich auf drei Schritte:
Die Kinder sollten Bettruhe einhalten und eiweiß- und salzarm ernährt werden.
Die postinfektiöse Nierenentzündung lässt sich gut behandeln und ausheilen. Kritischer sind chronische Verläufe. Hier droht ein allmählicher Verlust der Nierenfunktion. In späteren Jahren ist womöglich eine regelmäßige Blutwäsche (Dialyse) notwendig oder eine Nierentransplantation.
Um Nierenschäden zu verhindern, ist es wichtig, bakterielle Infektionen gründlich auszuheilen und, falls notwendig, Antibiotika ausreichend zu dosieren. Selbst wenn die Beschwerden abgeklungen sind, darf die Einnahme nicht abgebrochen werden. Einerseits können die Bakterien sonst resistent (unempfindlich) werden und breiten sich erneut aus. Andererseits reagiert der Organismus mit einer Überproduktion an Antikörpern. Diese lagern sich in der Niere an und bringen dort die beschriebenen Entzündungsprozesse in Gang.
aktualisiert am 02.03.2021