Im Gegensatz zur schmerzhaften und deutlich unangenehmeren Nierenbeckenentzündung ist die Nierenentzündung in vielen Fällen schwer festzustellen. Eindeutige Symptome wie akute Schmerzen oder Fieber entfallen. Die Nierenentzündung wird nicht auf direktem Wege durch Bakterien oder Viren ausgelöst. Doch wie bemerkt ein Patient, dass die Nieren entzündet und in ihrer Funktion beeinträchtigt sind? Treffen bestimmte Risiko-Faktoren und beobachtete Symptome zusammen, sollten Betroffene umgehend zum Arzt gehen.
Die hochaktiven Nierenkörperchen oder Glomeruli sind winzig und zahlreich: Pro Niere filtert eine Million von ihnen das über feine Gefäße zugeführte Blut und sondert Stoffwechsel-Abfallprodukte aus. Feine Harnkanälchen, die von den Glomeruli ausgehen, erweitern die Filterfunktion. Im Durchschnitt produzieren die Glomeruli und Harnkanälchen zusammen täglich zwei Liter Endharn. Die Nieren entgiften nicht nur den Körper. Sie steuern den Blutdruck, regulieren den Wasser- und Salzhaushalt im Körper und sind an der Bildung roter Blutkörperchen beteiligt.
Eine Nierenentzündung ist entweder
Eine Glomerulonephritis kann in eine interstitielle Nephritis übergehen. In allen Fällen ist die Funktion der Niere als Filter-Organ beeinträchtigt. Eine Nephritis ist die häufigste Ursache für ein vollständiges, lebensbedrohliches Nierenversagen. Wie und warum eine Nephritis entsteht, ist noch nicht in allen Details erklärbar.
Nierenentzündungen treten entweder akut, schleichend oder chronisch auf. Daher können die Anzeichen, an denen man die Erkrankung erkennt, verschieden sein. Bei der primären Variante attackiert das körpereigene Immunsystem die Niere. Bei der sekundären Form ist die Nierenentzündung die Folge von Vorerkrankungen. Dazu zählen Diabetes mellitus, bestimmte Krebsformen und verschiedene Infektionskrankheiten. Viele davon betroffene Patienten wissen um das Risiko und unterziehen sich regelmäßigen Urin- und Blutproben. Sinnvoll ist eine solche Untersuchung beispielsweise auch nach einer überstandenen Streptokokken-Infektion.
Ein früher Behandlungsbeginn verbessert die Heilungschancen. Doch eine Nephritis macht sich oft erst dann bemerkbar, wenn die Niere Schaden genommen hat. Wer über eine Vorerkrankung Bescheid weiß oder zum Beispiel eine schwere Infektionserkrankung hinter sich hat, sollte selbst besonders auf Anzeichen der Nierenentzündung achten. Ist die Niere entzündet, merkt man das oft an folgenden Symptomen:
Weitere Anzeichen einer entzündeten Niere sind
Diese Symptome weisen nicht zwingend auf eine Nierenerkrankung hin. Sie dürfen aber weder vom Arzt noch vom Patienten übersehen oder bagatellisiert werden. Mit einer genauen Diagnose lässt sich feststellen, ob eine Nierenentzündung oder eine andere Erkrankung vorliegt.
Ein wichtiger erster Schritt zur Diagnose ist eine Blut- und Harnuntersuchung: Entzündungsmarker im Blut und Blut- und Eiweißspuren im Urin geben wichtige Hinweise. Der Anteil von Abbaustoffen wie Kreatinin im Blut ist im fortgeschrittenen Stadium der Nephritis erhöht. Nach einer Streptokokken-Infektion ist ein auffälliger Anstieg der Antikörper gegen diese Bakterien zu beobachten.
Weitere Untersuchungswege sind:
Die Nierenbeckenentzündung ist eine direkte Reaktion auf Bakterien, die im Harn- und Blasenbereich in den Körper eindringen. Im Vergleich dazu ist die Nierenentzündung eine „sterile“ Entzündung (ohne Krankheitserreger), die indirekt ausgelöst wird: Akute, primäre Nierenentzündungen gehen überwiegend auf eine Autoimmunreaktion des Organismus zurück. Das bedeutet, dass das eigene Immunsystem des Betroffenen das Nierengewebe angreift.
Gegen eine akute Nephritis werden keine Antibiotika verordnet. Zum Einsatz kommen stattdessen das Immunsystem unterdrückende und entzündungshemmende Medikamente wie Cortison. Die Heilungsaussichten sind bei rechtzeitiger Diagnose gut. Die Patienten müssen während der Therapie zwingend jede körperliche Anstrengung vermeiden und auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Regelmäßige Blut- und Urinkontrollen in der Folgezeit sind ratsam.
Chronische Formen der Nierenentzündung sind nicht heilbar. Wenn die Nierenfunktion zu schlecht wird, muss die Niere mit einer regelmäßigen Dialyse unterstützt oder durch eine Transplantation ersetzt werden.
aktualisiert am 02.03.2021