Obwohl eine Nierenentzündung (Nephritis) selbst nicht ansteckend ist, kann in bestimmten Fällen die Behandlung mit Antibiotika helfen, die Krankheit einzudämmen. Eine Behandlung mit Antibiotika ist dann sinnvoll, wenn Bakterien an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. Dies ist bei folgenden Formen der Nierenentzündung der Fall:
Eine Poststreptokokken-Glomerulonephritis (PSGN) tritt ein, wenn eine Anzahl von bestimmten Antikörpern über die Blutbahn in die Nieren gerät. Hierbei handelt es sich um Antikörper, die der Organismus aufgrund einer Infektion mit Bakterien (Streptokokken) gebildet hat. Antikörper-Komplexe heften sich an die Gefäßwände der Nierenkörperchen (Glomeruli) an, anstatt wie andere Stoffwechsel-Abfälle ausgeschieden zu werden. Dieser Vorgang blockiert und verstopft die Nierenkörperchen und deren feines Gefäßsystem. Die Folge ist eine Entzündung und eine massive Störung der Nierenfunktion.
Eine akute Glomerulonephritis oder Nierenentzündung (Entzündung der Nierenkörperchen) ist überwiegend eine Folge von Autoimmunreaktionen im Körper. Diese werden zum Beispiel bei bakteriellen Infektionen wie Scharlach oder Mandelentzündung hervorgerufen. In der Regel sind Streptokokken der Gruppe A die Auslöser der ursprünglichen Infektion. Mittlerweile ist dokumentiert, dass auch Infektionen mit Staphylokokken, Viren oder Pilzen ähnliche Reaktionen in der Niere hervorrufen können. Der Überbegriff für diese Erkrankungen ist postinfektiose Glomerulonephritis.
Am besten erforscht ist das Risiko einer akuten beidseitigen Glomerulonephritis für A-Streptokokken. Diese lösen beispielsweise die Kinderkrankheit Scharlach oder Mandelentzündungen aus. Wird eine solche Erkrankung festgestellt, hilft eine konsequente Behandlung mit angepassten Antibiotika-Tabletten. Richtig gewählt und dosiert sollten sie die Krankheitserreger vollständig ausschalten. Auch die Anzahl der vom Immunsystem produzierten Abwehr-Komplexe sinkt im Normalfall daraufhin und wird aus dem Körper ausgeleitet.
Bei der Poststreptokokken-Glomerulonephritis treten klassische Symptome einer Nierenentzündung etwa zwei bis drei Wochen nach einer überstandenen Infektion auf:
Eine rechtzeitige und konsequente Behandlung von Streptokokken-Infektionen mit Antibiotika verhindert Spätfolgen. Geraten jedoch Abwehrkörperkomplexe in die Nieren, werden sie dort nicht immer vollständig gefiltert und ausgeschieden. Gelegentlich richten sie aufgrund einer „Fehlsteuerung“ Schaden an und verursachen eine Glomerulonephritis. Wird eine akute Nierenentzündung in diesem Zusammenhang festgestellt, kommen mehrere Präparate zum Einsatz: Sie verhindern ein lebensbedrohliches Fortschreiten der Erkrankung. Eine noch vorhandene Infektion samt der dabei produzierten Antikörper-Komplexe wird durch Antibiotika ausgeschaltet. Leichtere Fälle der PSGN oder Fälle, bei denen die Infektion bereits überstanden ist, können jedoch häufig ohne Antibiotika behandelt werden.
Außerdem ist es wichtig, die Nieren zu entlasten und vor dauerhaftem Schaden zu bewahren. Antibiotika sind daher nur ein Teil der Therapie. Parallel werden harntreibende Mittel eingesetzt. Außerdem gilt es, den typischerweise stark erhöhten Blutdruck zu senken. Dazu werden gefäßerweiternde Präparate verordnet, die notfalls mit Calciumkanalblockern ergänzt werden. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, salz- und eiweißarme Kost und körperliche Schonung ergänzen die Behandlung. Die Heilungsaussichten bei dieser Form der Nierenentzündung sind gut, für Kinder liegen sie bei über 90 Prozent. Je schneller die Therapie einsetzt, desto besser sind die Aussichten.
Weitere mögliche Spätfolgen von Scharlach und vergleichbaren Infektionen sind
Besonders bei Infektionen mit A-Streptokokken können gefährliche Nachwirkungen in der Niere auftreten. Entwickelt sich eine Glomerulonephritis nach einer Infektionskrankheit, stehen mehrere Antibiotika zur Wahl. Diese können per Infusion oder in Form von Tabletten verabreicht werden. Zur Anwendung kommen Penicillin-Präparate, die verhindern, dass die Bakterien bei der Vermehrung intakte Zellwände aufbauen. Auch Breitband-Antibiotika (gegen viele Keime effektive Mittel) der Gruppe der Cephalosporine werden verordnet. Sie wirken gut gegen Streptokokken und Staphylokokken, versagen allerdings bei einigen anderen bakteriellen Erregern.
Eine weitere wirksame Antibiotika-Gruppe sind Erythromycin-Präparate. Sie verhindern die Vermehrung von Staphylokokken und Streptokokken, indem sie deren Protein-Synthese bei der Zellteilung verhindern. Sie sind eine Alternative für Patienten, die Penicillin schlecht vertragen.
Aus einer Harnwegsinfektion (HWI) kann sich eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) entwickeln. Dabei handelt es sich nicht um eine Entzündung der Niere selbst, sondern um eine Infektion am obersten Anteil der Harnwege, dem Nierenbecken, das direkt an die Niere anschließt. Die Nierenbeckenentzündung wird ausgelöst, wenn Bakterien in den Harnwegen nach oben wandern. Sie können dabei eine Blaseninfektion verursachen, aber noch weiter nach oben gelangen und das Nierenbecken betreffen. Die Nierenbeckenentzündung wird mit Antibiotika therapiert. In der Regel kommt zunächst ein sogenanntes Breitspektrum-Antibiotikum zum Einsatz, das viele unterschiedliche Erreger bekämpft. Steht der genaue auslösende Keim fest, kann ein spezielleres Antibiotikum gegeben werden.
Eine chronische Nierenbeckenentzündung (chronische Pyelonephritis) wiederum kann eine Form der Nierenentzündung hervorrufen: Sie ist ein möglicher Grund für die interstitielle Nephritis, einer Entzündung des „Zwischengewebes“ der Niere. Auch andere Infektionen, zum Beispiel Streptokokken-Infektionen, können eine sekundäre Form der interstitiellen Nephritis auslösen. Hierbei erfolgt in vielen Fällen ebenso eine Antibiotika-Behandlung.
aktualisiert am 16.03.2020