Die akute postinfektiöse Glomerulonephritis ist eine Form der Nierenentzündung. Sie folgt bis zu vier Wochen nach einer abgeklungenen bakteriellen Infektion des Körpers, überwiegend mit Streptokokken der Gruppe A. Mögliche Auslöser sind auch Staphylokokken (ebenfalls Bakterien), seltener virale Infekte, Pilzinfektionen und selbst Parasiten (zum Beispiel Malaria).
Die häufigsten Fälle gehen auf eine
zurück. Bei vielen anderen Infektionen kann sich eine solche Nierenerkrankung ebenfalls zeigen. In einigen Fällen lässt sich keine Ursache für die Nierenentzündung feststellen.
Die Glomeruli, die Nierenkörperchen, sind Gefäßknoten, die von einer Membran zusammengehalten werden. Sie sind über ein System von Nierenkanälchen und Bindegewebe miteinander verbunden. Ihre Aufgabe ist es, nützliche von Stoffwechselabfall-Substanzen zu trennen und das Blut zu filtern. Einige Stoffe werden „recycelt“, andere mit dem Harn ausgeschieden. Entzündungsprozesse in den Glomeruli, an der Membran sowie im umgebenden Gewebe stören die Funktionsfähigkeit der Nieren. Sie verursachen Vernarbungen und dauerhafte Schäden, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt.
Im Verlauf einer Infektionskrankheit wie Scharlach oder Mandelentzündung bilden sich Antikörper, die sich einerseits gegen die Krankheitserreger richten. Bei einer postinfektiösen Glomerulonephritis richten sich andererseits diese Antikörper auch gegen die Glomeruli (Nierenkörperchen). Sie setzen sich auf der umhüllenden Membran der Nierenkörperchen ab und verursachen hier Ausstülpungen und Entzündungsprozesse. Als erste Reaktion sammeln sich weiße Blutkörperchen (Granulozyten), die entzündungsfördernde Stoffe freisetzen. Zellen schwellen an und Kapillargefäße verschließen sich. So lange genügend Glomeruli in den Nieren zur Verfügung stehen, um die Filterfunktion im Organismus zu erfüllen, zeigen sich kaum oder nur schwache Symptome. Die Nierenentzündung kann jedoch unterschiedlich schnell fortschreiten und sich ausbreiten.
Bemerkbar macht sich die Erkrankung durch
Die Symptome treten nicht immer deutlich und vollständig bei jedem Patienten auf.
Die wichtigsten Diagnoseschritte sind eine Urin- und Blutuntersuchung. Ein erhöhter Kreatininwert in Urin und Blut zeigt an, dass die Niere dieses Stoffwechselabfallprodukt aus den Muskeln nicht mehr ordnungsgemäß abbaut. Erhöhte Werte beim Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) lassen erkennen, ob eine Entzündung im Gange ist und wie sie verläuft. Im Blut finden sich auch Antikörper, die auf die ursprüngliche Infektion hinweisen. Vermehrtes Vorkommen von Eiweiß- und Blutzellen im Urin sind Anzeichen für die gestörte Nierenfunktion.
Nach einer Mandelentzündung oder Scharlach gibt ein Abstrich der Mundschleimhaut darüber Aufschluss, ob noch Bakterien aktiv sind. In diesem Fall folgt eine zehntägige Nachbehandlung mit Antibiotika. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich immer weiter Antikörper bilden, die sich in der Niere anlagern. Bei stark erhöhtem Blutdruck muss auch dieser therapiert werden. Andernfalls wird das Nierengewebe übermäßig belastet.
Kinder erholen sich in 95 Prozent aller Fälle vollständig von einer postinfektiösen Glomerulonephritis. Die Niere scheidet über Monate hinweg weiterhin zu viel Eiweiß aus und benötigt einige Zeit, um sich vollständig zu regenerieren. Die Heilung der Glomerulonephritis selbst nimmt bis zu acht Wochen in Anspruch.
Erwachsene müssen mit Komplikationen rechnen. In schweren Fällen hilft nur eine Cortisonbehandlung, die Entzündungsprozesse in der Niere aufzuhalten. Seltener ist eine Dialyse-Behandlung notwendig, die die Nieren entlastet und deren Funktion der Blutreinigung ersetzt.
Bei Kindern wie Erwachsenen ist es wichtig, den Elektrolythaushalt, den Blutdruck und die Filterfunktion der Niere gewissenhaft zu überwachen. Erst wenn sich wieder normale Werte einstellen, ist die Heilung vollständig. In 50 Prozent aller Krankheitsfälle bei Erwachsenen bleibt die Nierenfunktion eingeschränkt. Während der Erkrankung besteht das Risiko eines akuten Nierenversagens.
Vorbeugen lässt sich einer postinfektiösen Glomerulonephritis, wenn bei einer Entzündung, beispielsweise am Hals, bakterielle Erreger wie Streptokokken bekannt sind: Eine Antibiotika-Therapie ist unvermeidlich. Sie muss so lange und gewissenhaft durchgeführt werden, bis die Bakterien ausgeschaltet sind und vom Organismus keine überzähligen Antikörper mehr produziert werden.
aktualisiert am 12.12.2023