Während einer Schwangerschaft werden dem weiblichen Körper Höchstleistungen abverlangt. Der Hormonhaushalt ändert sich gravierend und mit ihm viele Körperfunktionen. Auch das Herz-Kreislaufsystem reagiert auf das sich entwickelnde neue Leben. Der Puls erhöht sich, während sich der Blutdruck normalerweise leicht absenkt. Durch die Produktion des Schwangerschaftshormons Progesteron weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck nimmt ab. Von einem niedrigen Blutdruck ist dann die Rede, wenn die Werte unter 100 zu 60 Millimeter Quecksilbersäule (mmHG) liegen. Problematisch wird ein niedriger Blutdruck dann, wenn der Körper die Druckverhältnisse im Gefäß-System nicht von selbst der Körperaktivität anpasst. Steigt beispielsweise beim Aufstehen der Blutdruck nicht an, können Schwindel und Unwohlsein die Folge sein.
Ob der niedrige Blutdruck schwangerschaftsbedingt und damit zunächst harmlos ist oder ob eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt, kann am besten ein Gynäkologe beurteilen. Eine schlechte Sauerstoffversorgung aufgrund von Eisenmangel ist ebenso eine mögliche Ursache wie eine Schilddrüsenerkrankung. Darüber hinaus können aber auch vergleichsweise einfach zu behebende Ursachen für die Hypotonie, wie der niedrige Blutdruck auch genannt wird, verantwortlich sein. Veränderte Essgewohnheiten können zu Nährstoffmangel und in der Folge zu Schwindel und Unwohlsein führen.
Regelmäßiges und gesundes Essen während der Schwangerschaft ist ein Aspekt, der wichtig für das Wohlbefinden der werdenden Mutter ist. Die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit wirkt sich ebenfalls stabilisierend auf den Blutdruck aus. Die Flüssigkeit hält das Blutvolumen hoch und verhindert die Dehydrierung. Mineralwasser mit oder ohne Kohlensäure ist eine gute Wahl, wenn es um die Regulierung des Flüssigkeitshaushalts geht. Aber auch Tees und verdünnte Fruchtsäfte können bedenkenlos konsumiert werden. Weniger empfehlenswert sind Limonaden und Softdrinks. 2 bis 3 Liter Flüssigkeit täglich sind an Tagen mit normalen Witterungsbedingungen ein gutes Maß. In der Schwangerschaft muss aber auch nicht auf die belebende Wirkung des Kaffees verzichtet werden. Ein bis zwei Tassen täglich sind, je nach den Voraussetzungen, unbedenklich.
Wer auch während einer Schwangerschaft aktiv bleibt, sorgt nicht nur für einen stabilen Kreislauf, sondern bereitet den Körper gleichzeitig auf die Strapazen der Geburt vor. Morgendliche Gymnastik ist ebenso empfehlenswert wie Spaziergänge oder Radfahren. Auch Schwimmen und Yoga können einen positiven Effekt haben. Physikalische Anwendungen können viel zu einem stabilen Blutdruck beitragen. Trockenbürstenmassagen können ebenso zuträglich sein wie Wassertreten oder Kneipp-Kuren. Auch gegen den Gang in die Sauna spricht nichts, vorausgesetzt die werdende Mutter hat schon vor der Schwangerschaft regelmäßig sauniert. Grundsätzlich ist alles erlaubt, was den eigenen Körper nicht überanstrengt und dem Nachwuchs nicht schaden kann. Körperbetonte Sportarten wie Basketball oder Fußball sollten allerdings besser vermieden werden.
Wenn organische Ursachen für einen niedrigen Blutdruck als Ursache ausgeschlossen werden können, muss von Schwindel oder Müdigkeit keine Gefahr ausgehen. Wenn also des Öfteren das dringende Bedürfnis besteht, sich ein wenig auszuruhen, ist das während des körperlichen Ausnahmezustands Schwangerschaft in gewissen Grenzen normal. Oft sind mehrere kleine, über den Tag verteilte Pausen ein ausgezeichnetes Mittel, um den Rest des Tages gut zu überstehen und auch während der Schwangerschaft aktiv am Leben teilzunehmen. Bedenklich oder sogar gefährlich wird ein zu niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft, wenn der Betroffenen schwarz vor Augen wird oder es schon zur Ohnmacht gekommen ist.
Während der Schwangerschaft ist das Wohl des werdenden Kindes untrennbar mit dem der Mutter verbunden. Aus diesem Grund sollte unbedingt ärztlicher Rat in Anspruch genommen werden, wenn es zu Ausfallerscheinungen wie Ohnmachtszuständen kommt. Durch einen Kollaps oder Sturz aufgrund einer Hypotonie können dem Ungeborenen irreparable Schäden zugefügt werden. Bestehen Zweifel bezüglich des eigenen Gesundheitszustands, kann ein Besuch beim Gynäkologen Klarheit bringen. Er wird die nötigen Untersuchungen durchführen oder veranlassen, damit es zu keinem Schaden für Mutter und Kind kommen kann.
Bewegt sich der Blutdruck einer Schwangeren dauerhaft in einem zu niedrigen Bereich, kann die Versorgung des Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen in Gefahr geraten. Eine verzögerte oder sogar gestörte Entwicklung des ungeborenen Kindes kann die Folge sein. Ob eine medikamentöse Behandlung notwendig und sinnvoll ist, kann letzten Endes nur der Arzt entscheiden. Darüber, ob während der Schwangerschaft blutdrucksteigernde Medikamente verabreicht werden sollten, herrscht allerdings Uneinigkeit.
Übereinstimmung im Bezug auf blutdruckerhöhende Mittel während der Schwangerschaft herrscht dahingehend, dass nur in ausgeprägten Fällen die Gabe von Medikamenten erwogen werden sollte. Für die Gegner der medikamentösen Behandlung wiegt die Gefahr besonders schwer, dass durch die Verengung der Blutgefäße die Versorgung des Fötus nachteilig beeinflusst werden könnte. Die Befürworter sehen in Mitteln wie Etilefrin oder Norfenefrin die Möglichkeit, den Blutdruck ohne schädliche Nebenwirkungen für Mutter und Kind anzuheben.
Die medikamentöse Behandlung von zu niedrigem Blutdruck in der Schwangerschaft gehört so oder so in Expertenhände. Ein erfahrener Gynäkologe ist am besten in der Lage, in dieser Situation die richtige Entscheidung zu treffen. Bestehen weiter Zweifel, kann eine unabhängige Zweitmeinung Aufschluss bringen.
aktualisiert am 09.01.2019