Laut Weltgesundheitsorganisation ist ein Blutdruck von 120 zu 80 Millimeter Quecksilbersäule (mmHG) als optimal einzustufen. Liegen die Blutdruckwerte deutlich unter diesem Normalwert, ist von Blutniederdruck oder Hypotonie die Rede. Einen genauen Grenzwert, ab dem der Blutniederdruck beginnt, gibt es nicht. Ein Richtwert, der häufig angeführt wird, liegt bei 100 zu 60 mmHG.
Der niedrige Blutdruck hat für viele Betroffenen keine schweren Auswirkungen. Selten kann er zu gefährlichen Situationen führen.
Eine Hypotonie ruft bei dem Betroffenen häufig Benommenheit, Schwindel oder das so genannte Sternchensehen hervor. Vor allen Dingen morgens, wenn der Kreislauf noch nicht richtig in Schwung ist, treten die Beschwerden auf. Weitere Anzeichen können rasche Ermüdung, Appetitlosigkeit und Konzentrationsmangel sein. Ein gesteigertes Schlafbedürfnis sowie Ohrensausen oder Augenflimmern können ebenfalls auftreten.
Ein weitaus gefährlicheres Symptom der Hypotonie ist die Ohnmacht. Tritt sie unvermittelt auf, können Stürze und andere gefährliche Situationen, beispielsweise im Straßenverkehr, von ihr ausgehen. Stürzt ein Betroffener aufgrund des zu niedrigen Blutdrucks, weil das Bewusstsein aussetzt, dann kann er sich verletzen. Knochenbrüche können beispielsweise die Folge davon sein. Beim Autofahren, beim Ausüben des Berufes oder ähnlichen Begebenheiten können durch den Bewusstseinsverlust oder die Bewusstseinstrübung schwere Unfälle passieren.
Die Hypotonie an sich ist keine eigenständige Krankheit. Sie ist vielmehr erblich bedingt oder eine Begleiterscheinung von einer Vielzahl unterschiedlicher Grunderkrankungen. Nicht selten kann auch gar kein genauer Grund ermittelt werden. Meist muss die Hypotonie nicht medizinisch behandelt werden. Es gibt aber auch Ausnahmen, bei denen eine Erkrankung mit Hypotonie gefährlich werden kann.
Bei einer sogenannten Dehydrierung werden dem Körper beispielsweise durch hohe Temperaturen große Mengen an Flüssigkeit entzogen. Weitere Faktoren, die eine Dehydrierung begünstigen, sind Durchfall und Erbrechen. Der Flüssigkeitsentzug macht auch vor dem Blut nicht halt. Es wird dickflüssiger und verliert an Volumen. Das verringerte Volumen ist nicht mehr in der Lage, den ursprünglichen Blutdruck aufrecht zu erhalten, es kommt zu Blutniederdruck. Der Mangel an Flüssigkeit ist meist vergleichsweise einfach zu beheben und muss in der Regel nicht über einen längeren Zeitraum hinweg medizinisch behandelt werden. Durch die reichliche Aufnahme von Flüssigkeit sollte sich rasch Besserung einstellen.
Nach einem ausgedehnten Herzinfarkt, einer Herzmuskelerkrankung oder fortbestehendem Bluthochdruck kann die Pumpleistung des Herzmuskels stark eingeschränkt sein. Die verbleibende Kraft des wichtigsten Muskels im menschlichen Körper reicht dann nicht mehr aus, um das Blut mit dem nötigen Druck durch den Körper zu pumpen. Es ist in diesem Fall von einer Herzschwäche oder Herzinsuffizienz die Rede. Eine weitere Herzerkrankung, die zu Niederdruck führen kann, ist die Verengung der Aortenklappe (einer der Herzklappen) oder Aortenstenose. Herzerkrankungen gehören zu den gefährlichen Ursachen für Blutniederdruck. Sie müssen unbedingt von ärztlicher Seite diagnostiziert und behandelt werden, um gefährliche Folgeschäden für den Betroffenen zu vermeiden.
Nachdem das Blut seine Nährstoffe und den Sauerstoff im Körper abgegeben hat, fließt es in den Venen zurück zur Lunge und zum Herzen. Durch den anhaltenden Druck kann es in den Venen zur Bildung von Erweiterungen bis hin zu regelrechten Aussackungen kommen. Diese Varizen oder Krampfadern sind dünnwandig und neigen besonders bei langem Stehen zum Ausbeulen. Dann sammelt sich in ihnen viel Blut, das dem restlichen Kreislauf nicht mehr zur Verfügung steht. Es kann zu Blutniederdruck oder sogar zu einem Kollaps kommen. Bei einer ausgeprägten Venenschwäche handelt es sich um eine behandlungswürdige Erkrankung. Neben den Kreislaufproblemen kann es zur Bildung gefährlicher Blutverklumpungen kommen, die eine Lungenembolie, einen Infarkt oder einen Hirnschlag auslösen können.
Hormonelle Störungen, die auf Erkrankungen der Schilddrüse und der Nebennieren zurückgehen, können für zu niederen Blutdruck verantwortlich sein. Die in der Schilddrüse gebildeten Hormone haben Einfluss auf die Herzfrequenz und den Blutdruck. In der Nebenniere wird der Salzhaushalt des Körpers reguliert, der ebenfalls Einfluss auf den Blutdruck hat. Geht der zu niedrige Blutdruck auf eine Hormonstörung zurück, muss medizinisch eingegriffen werden. Sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion als auch eine Störung der Nebennieren sind ernstzunehmende Erkrankungen.
Auch Medikamente, die eigentlich für ein gesteigertes Wohlbefinden des Patienten sorgen sollen, können für eine Hypotonie verantwortlich sein. Wassertreibende Mittel, die sogenannten Diuretika, gehören ebenso dazu wie die Blutdrucksenker. Aber auch unter den Psychopharmaka finden sich Mittel, die sich blutdrucksenkend bemerkbar machen.
Neben den genannten kommt eine Vielzahl weiterer Gründe für eine Hypotonie infrage. In den meisten Fällen sind die Ursachen nicht gefährlich und müssen auch nicht medizinisch behandelt werden. Wenn ein zu niedriger Blutdruck zeitweise oder permanent auftritt, sollten dennoch die Ursachen abgeklärt werden. Ein erfahrener Arzt ist in der Lage, eine sichere Diagnose zu stellen und mit einer geeigneten Therapie zu reagieren.
aktualisiert am 11.01.2021