Auch einem Blutdruck-Patienten ist das sprichwörtliche Schlückchen in Ehren grundsätzlich nicht verwehrt. Allerdings sollte sich der Konsum in mäßigen Grenzen halten. Wer im Übermaß Alkohol konsumiert, muss damit rechnen, dass er seinem Geist und seinem Körper ernsthaften Schaden zugefügt. Wer bereits unter Problemen mit dem Blutdruck leidet, kann seine Beschwerden verschlimmern. Als allgemeiner Richtwert gelten für Frauen der Konsum von maximal 10 bis 20 Gramm reinem Alkohol täglich und für Männer 20 bis 30 Gramm. Diese Werte werden als Grenzbereiche betrachtet, oberhalb derer ein Blutdruckanstieg zu verzeichnen ist. Ein kleines Bier enthält etwa 10 bis 12 Gramm Alkohol. Damit sollte für Frauen nach spätestens zwei Gläsern Bier oder Wein und für Männer nach höchstens drei Gläsern täglich Schluss sein.
Die Wirkung des Alkohols auf dem Blutdruck kann unterschiedlich ausfallen und hängt von der Situation des Konsums ab. Alkohol erweitert einerseits die Blutgefäße. Dadurch kann es beim Trinken nicht nur zur Gesichtsrötung, sondern auch zu niedrigem Blutdruck kommen. Sind beim Konsum von Alkohol allerdings Emotionen wie beispielsweise Ärger oder Stress im Spiel, kann sich der gegenteilige Effekt einstellen und der Blutdruck steigt an. Verantwortlich dafür sollen unter Alkoholeinfluss verstärkte Aktivitäten des Gehirns sein, die zur Ausschüttung blutdrucksteigernder Hormone beitragen. Die Herzfrequenz kann während des Trinkens ebenfalls gesteigert sein.
Wer über die Maßen Alkohol konsumiert, muss zudem damit rechnen, dass er durch die Aufnahme großer Mengen Kalorien an Gewicht zugelegt. Übergewicht ist ein weiterer Faktor, der einen erhöhten Blutdruck fördern kann.
Wer dauerhaft zu viel Alkohol konsumiert, muss damit rechnen, dass er an chronischem Bluthochdruck erkrankt. Damit sind in erster Linie ernsthafte Schädigungen des Herz-/Kreislaufsystems verbunden. Aber nicht nur Blutgefäße und Herz sind in Gefahr, auch weitere innere Organe können Schaden nehmen – allen voran die Leber. Durch andauernden Alkoholmissbrauch finden in der Leber nicht mehr umkehrbare Umbauprozesses statt, die mit der Zeit ein normales Leben unmöglich machen und zu schweren Erkrankungen führen. Entwickelt sich eine sogenannte Leberzirrhose, stellt die Leber ihre Funktion nach und nach gänzlich ein und es muss früher oder später eine Spenderleber transplantiert werden. Durch die Schäden an der Leber kann das Blut nicht mehr ungehindert zirkulieren, es staut sich und Aussackungen der Blutgefäße im Bereich des Verdauungstrakts können die Folge sein. Unter anderem können Krampfadern an der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) die Folge sein. Platzt eines dieser angegriffenen Gefäße, kommt es zu einer schweren Magenblutung, die nicht selten mit dem Tod endet.
Viele Untersuchungen zur Schädlichkeit des Alkohols beziehen sich auf die aufgenommene Menge an reinem Alkohol pro Tag. In welcher Form der Alkohol konsumiert wird, spielt dabei keine Rolle. Ein anderer Ansatz verfolgt die These, Alkohol sei nicht gleich Alkohol und es spiele sehr wohl eine Rolle, ob er in Form von Wein, Bier oder Schnaps konsumiert werde. Demnach sollen die Blutdruckwerte bei Schnaps- und Bierkonsumenten regelmäßig höher sein als bei Weintrinkern. In einer vom Bundesgesundheitsministerium um die Jahrtausendwende in Auftrag gegebenen Studie habe sich gezeigt, dass bei Biertrinkern bereits eine Alkoholmenge von 40 Gramm pro Tag zu einer relevanten Steigerung des Blutdrucks führe. Bei Weintrinkern soll dieser Effekt erst ab 80 Gramm Alkohol pro Tag eintreten.
Betrachtet man die medizinischen Empfehlungen zum Alkoholkonsum in ganz Europa, ergeben sich erhebliche Unterschiede. Während in Deutschland 20 Gramm Alkohol täglich für Frauen und 30 Gramm täglich für Männer als unbedenkliches Limit angesehen wird, sollen beispielsweise in Italien 30 Gramm für beide Geschlechter noch im Rahmen sein. Portugiesische Männer sollen bis zu 40 Gramm reinen Alkohol verkraften. Folgt man den medizinischen Empfehlungen, vertragen Spanier mit Abstand am meisten. Männlein wie Weiblein sollen in Katalonien bis zu 70 Gramm reinen Alkohol täglich unbeschadet konsumieren können. In Madrid sind es allerdings auch nur 30 Gramm. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Richtwerte mit Vorsicht zu genießen sind und es für den Blutdruck und die Gesundheit förderlich ist, deutlich darunter zu bleiben.
aktualisiert am 10.03.2020