Viele hergebrachte Methoden der Wundversorgung sind heute überholt. Längst gibt es bessere Wege, um eine komplikationslose Heilung ohne allzu deutliche Narben zu fördern.
Eine Wundheilung erfolgt üblicherweise in drei Phasen. Vom ersten bis zum vierten Tag nach einer Erstversorgung gibt die Wunde in der Regel Sekret ab. In der Proliferationsphase vom vierten bis siebten Tag bildet sich allmählich Reparaturgewebe. Die zügige Bildung von neuem Kollagen dabei erfordert allerdings einen ausreichend hohen Vitamin-C-Spiegel.
Nach dem siebten Tag setzt die Regenerationsphase ein, die Kollagenbündel richten sich wieder dem lokalen Umgebungsgewebe entsprechend aus, die Narbe stabilisiert sich.
Bereits bei der Erstversorgung, der Desinfektion oder einer notwendigen Naht werden die Weichen für eine problemlose Wundheilung gestellt. Zu enge Nähte etwa stören die Durchblutung – deren korrekte Funktion allerdings ist für die Wundheilung extrem wichtig.
Zur Wahl stehen diverse Desinfektionsmittel. Einige davon, wie etwa Isopropanol oder Polyvidon-Jod, brennen recht stark und dürfen entweder nur auf betäubter Wundumgebung oder stark verdünnt eingesetzt werden. Octenidin oder Polyhexanid 0,02% eignen sich dagegen wegen ihrer milden, nichtbrennenden Wirkung auch für verletzte Schleimhäute.
Je stärker die Zelltoxizität eines Desinfektionsmittels, desto kritischer kann die Heilungsphase verlaufen: Polyvidon-Jod, Isopropanol und Octenidin wirken sich hier oft ungünstig aus. Für die Wundspülung tiefer Verletzungen eignet sich Octenidin nicht wirklich: Häufiger wurde die Ausbildung einer Fasziitis beobachtet, die schlussendlich nur mit NaCl-Spülungen erfolgreich aufgehalten werden konnte. Bei der Fasziitis entzünden sich Unterhaut und Bindegewebe durch bakterielle Erreger, was zu einem Absterben, einer Nekrotisierung des Gewebes führen kann.
Auch die Auflage auf der Wunde sollte einige wichtige Aufgaben erfüllen können, nämlich Wundsekret aufnehmen, ohne den Gasaustausch zu behindern oder die Wunde zu stark auszutrocknen. Toxine oder Erreger von Sekundärinfektionen dürfen dabei keinesfalls Fuß fassen. Natürlich sollte die Wunde vor mechanischen Einflüssen, wie Anstoßen oder Hängenbleiben geschützt werden. Fest klebende Pflaster oder unmittelbar auf der Wunde festklebende Auflagen, bei denen ein Verbandswechsel nur mit schmerzhaftem Ruck und einer erneuten Gewebezerstörung verbunden sind, gilt es zu vermeiden.
Die Art des Verbandes sollte sich auch der jeweiligen Wundheilungsphase anpassen. In Heilungsphase Eins etwa empfehlen sich hydroaktive Salbenkompressen mit einer saugfähigen Mullkompresse als zweiter Schicht darüber.
Je besser Desinfektion, Erstversorgung und Verband der jeweiligen Verletzung angepasst sind, desto komplikationsloser und rascher verläuft die Heilung.
aktualisiert am 01.03.2019