Optisch naturgetreue Silikon-Finger werden seit sechs Monaten von einem Unternehmen in Dresden hergestellt, das sich auf die individuelle Anfertigung von perfekt und unauffällig aussehenden Prothesen spezialisiert hat.
Die Designer Alex Stamos und Christoph Braun sind die kreativen Köpfe hinter dem Label Stamos und Braun Prothesenwerk. Die beiden verstehen ihre Arbeit als Kunst, so Braun. Ihre Grundidee: Prothesen müssen durchaus nicht hässlich oder erschreckend aussehen, und wer sie benötigt, sollte sich damit auch wohl fühlen. Braun selbst ist seit fünf Jahren in der Silikon-Prothesenherstellung tätig, sein Partner Stamos seit 14 Jahren. Braun konstruierte zuvor bereits 18 Jahre lang herkömmliche Prothesen. Doch jeder Patient hat unterschiedliche Bedürfnisse, und diesem Umstand wollten die beiden Unternehmer Rechnung tragen. Während Alex Stamos die Außen-Optik perfektioniert, arbeitet Braun vor allem an der Technik im Inneren.
Jede in Dresden hergestellte Prothese wird individuell entworfen und angefertigt. Bis auf die Hautfarbe müssen alle Details stimmen. Obendrein sollte das künstliche Körperteil auch angenehm zu tragen sein. Entsprechend ist der Zeitaufwand für jedes der kleinen „Kunstwerke“ unterschiedlich hoch. „Wenn wir nur einen kleinen Daumen konstruieren, schaffen wir das in zwei Tagen“, sagt Braun in einem Zeitungsinterview. Dagegen erfordert die Herstellung eines vollständigen Armes oder Beines etwa eine Woche. Die Anpassung ist auch abhängig vom Zustand des Stumpfes: Ist der Heilungsprozess abgeschlossen, wie empfindlich ist die Narbe, welche individuellen Wünsche und Ansprüche hat der Patient.
Den Unterschied im Arbeitsaufwand bestimmen die kleinen, feinen Details in Punkto Optik und Beweglichkeit. Finger- und Zehennägel werden aus Acryl hergestellt, dem gleichen Material, das man in Schönheitsstudios für künstliche Nägel verwendet.
Braun gibt zu, dass die von ihm geschaffenen Prothesen zwar realistischer aussehen, aber nicht so vielseitig und perfekt funktionieren wie solche mit eingebauten bionischen Elementen. Dennoch helfen sie nach einer Amputation, wieder ein normaleres Alltagsleben zu führen. Sogar Musiker können ihre Instrumente wieder spielen.
Die Kosten für eine derartige Prothese bewegen sich zwischen etwa 1850 und 6500 Euro, je nach Zeitaufwand bei der Produktion.
aktualisiert am 24.07.2014