29.11.2005 - Das Pfeiffersche Drüsenfieber (synonym: infektiöse Mononukleose) wird durch einen zu den Herpesviridae gehörenden Erreger, das Epstein-Barr-Virus (EBV), verursacht. Die Infektion ist weltweit vorkommend und durch eine nahezu 100%ige Durchseuchung im Erwachsenenalter gekennzeichnet. Da das Erregerreservoir ausschließlich der Mensch ist, findet sich keine saisonale Krankheitshäufung. Bei der Primärinfektion, die meist bei älteren Kindern oder jüngeren Erwachsenen auftritt, kommt es zu hohem Fieber, Lymphadenopathie, Angina und
Pharyngitis.
Auffällig ist bei den Patienten ein fauliger
Mundgeruch. Nicht selten werden im Gefolge der akuten Infektion eine
Splenomegalie,
Hepatomegalie,
Ikterus und ein generalisiertes Exanthem beobachtet. Asymptomatische Verläufe sind insbesondere bei kleineren Kindern möglich. Während die akute EBV-Infektion bei sonst gesunden Personen in aller Regel eine benigne Erkrankung darstellt, kann diese bei Kindern mit angeborenem oder erworbenen Immundefekt einen schweren, oftmals letalen Verlauf nehmen.
Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion. EBV ist mit verschiedenen Malignomen, wie dem Nasopharynxkarzinom und dem Burkitt-Lymphom, assoziiert Als klassischer Übertragungsweg von EBV gilt das Küssen ("kissing disease").
Auch durch
Bluttransfusion oder Organtransplantation kann EBV übertragen werden. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 10 bis 50 Tage. Nach der Infektion befällt das Virus zunächst das lymphoepitheliale Gewebe des Rachenraums. Es kommt dann sekundär zur Infektion der im Blut zirkulierenden B-Lymphozyten, die sich zu Lymphoblasten transformieren. Diese Lymphoblasten können sich unbegrenzt teilen. Bei Immunkompetenten wird dieser rasch proliferierende B-Lymphozyten-Zellklon durch virusspezifische zytotoxische T-Lymphozyten und natürliche Killerzellen eliminiert.
Wie auch bei anderen
Infektionen durch Herpesviridae persistiert EBV nach der durchgemachten akuten Erkrankung. Das Virus lässt sich dann in B-Lymphozyten nachweisen. Reaktivierungen sind jederzeit, z. B. im Rahmen einer anderen Infektion, bei immunsuppressiver Therapie oder Organtransplantation, möglich. Eine spezifische antivirale Therapie besteht nicht. In der akuten Krankheitsphase ist Bettruhe meist die wirksamste Therapie. Eine Isolierung akut Erkrankter ist nicht notwendig.
Die Diagnose eines
Pfeifferschen Drüsenfiebers lässt sich oftmals bereits durch den Nachweis von aktivierten B-Lymphozyten ("Pfeiffer-Zellen") im Blutausstrich stellen. Ansonsten erlaubt die Virusserologie den Nachweis und die Differenzierung einer akuten, durchgemachten, reaktivierten oder chronischen EBV-Infektion. Schnelltests, mit denen heterophile Antikörper nachgewiesen werden, sind in der Praxis oftmals hilfreich. An rekombinanten Impfstoffen gegen EBV wird zwar gearbeitet, jedoch ist in den nächsten Jahren nicht mit einer Einführung zu rechnen.