Viele der bisher eingesetzten Antibiotika verlieren ihre Wirkung. Bakterien werden gegen sie resistent. Das bedeutet, dass diese Antibiotika bakterielle Infektionen nicht mehr bekämpfen können. Schätzungen zufolge sterben in der EU jedes Jahr 33 000 Menschen an den Folgen von Infektionen, die durch resistente Bakterien verursacht wurden. Einem Forscherteam um Kelvin Wu von der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, ist es gelungen, einen neuen synthetischen Wirkstoff (Cresomycin - kurz CRM) herzustellen, der auch gegen multiresistente Bakterienstämme wirkt.
Bei Cresomycin handelt es sich um ein Antibiotikum, das auch gegen Bakterien wirkt, die gegen viele andere Antibiotika resistent sind. Es wirkt, indem es sich an einen bestimmten Teil der Bakterienzelle, das Ribosom, bindet. Auf diese Weise werden die Bakterien effektiver bekämpft.
Das neue Antibiotikum wirkt gegen multiresistente Bakterien, die häufige Krankenhausinfektionen verursachen, wie Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa. Es wirkt gegen alle ESKAPE-Keime, die für schwer behandelbare Infektionen in Kliniken verantwortllich sind. Zu den Keimen gehören:
Ein großes Problem ist vor allem Staphylococcus aureus. Dieser Keim besiedelt viele Schleimhäute. Er kommt zum Beispiel in der Nase vor, ohne Krankheiten auszulösen. Das Bakterium kann jedoch Wundinfektionen bis hin zur Sepsis (Blutvergiftung) verursachen, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Gegen herkömmliche Antibiotika sind viele Staphylococcus-aureus-Varianten resistent.
Das Antibiotikum ist noch nicht zugelassen. Klinische Studien an Menschen stehen noch aus. Bis jetzt beruhen die Erkenntisse aus Tests, die im Labor durchgeführt wurden. Wann und ob das Antibiotikum beim Menschen eingesetzt wird, steht noch nicht fest.
Kelvin J. Y. Wu et al. ,An antibiotic preorganized for ribosomal binding overcomes antimicrobial resistance.Science383,721-726(2024).DOI:10.1126/science.adk8013
aktualisiert am 19.02.2024