Blinddarmoperationen sind alltägliche, in der Regel komplikationslose Eingriffe. Deshalb sollte man eigentlich davon ausgehen, dass sich der Preis einer solchen Operation in einem festen Rahmen bewegt. Nicht so jedoch in den USA. Wehe dem, der eine Blinddarmentzündung hat. Eine kalifornische Studie hat jetzt herausgefunden, dass man für eine Appendix-Operation zwischen günstigen 1.500 und fantastischen 180.000 Dollar bezahlen kann. Diese enormen Kostendiskrepanzen sind bei Weitem nicht auf Kalifornien beschränkt.
Die preiswerteste Blinddarm-OP, die die Studie der University of California aufführt, kostete 1.529 Dollar und wurde in Nordkalifornien ausgeführt. Die teuerste kostete 182.955 Dollar und fand im Silicon Valley statt. Beiden Patienten wurde der Blinddarm entfernt. Beide wurden minimal-invasiv behandelt. Beide blieben einen Tag im Krankenhaus und hatten vergleichbare Untersuchungen und Behandlungen auf ihrer Rechnung verbucht.
Für diese immensen Preisdifferenzen gibt es keine plausiblen Erklärungen. Selbst wann man in Betracht zieht, dass es Unterschiede in der Behandlung gibt, dass Patienten mit einem schlechteren Allgemeinzustand intensivere Betreuung brauchen und vielleicht einige Tage länger im Krankenhaus bleiben müssen. Selbst wenn man Komplikationen mit einrechnet, rechtfertigt nichts eine Preisdifferenz von über Zehntausenden von Dollar.
Es gibt in den USA kein fixes Preissystem und auch keine gesetzlichen Regelungen, die die Kosten für einen Krankenhausaufenthalt in Schach halten. Somit können die Preise nahezu willkürlich festgelegt werden. Es ist keine Seltenheit, dass dieselbe Behandlung im Krankenhaus nebenan ohne ersichtlichen Grund das Doppelte kostet. Die privatwirtschaftlich geführten Einrichtungen sind dabei in der Regel um einiges teurer als öffentliche Krankenhäuser.
Es ist ein Geschäft mit den Schwachen. Wer schneller Hilfe bedarf, der hat nicht die Zeit und die Muse, die Kosten verschiedener Krankenhäuser zu vergleichen, und er hat auch oft keinen Einfluss darauf, welche Art von Behandlung, welche Medikamente er bekommt.
Aufgrund der exorbitanten Summen können allerdings nur circa ein Viertel der hohen Krankenhausrechnungen überhaupt beglichen werden. Die Krankenhäuser versuchen deshalb wiederum ihre Preise zu erhöhen und sich von den Versicherungsunternehmen das zurückzuholen, was sie von mittellosen Patienten nicht bekommen. Ein fatales System, das den maroden Zustand des US-amerikanischen Gesundheitssystems aufzeigt.
aktualisiert am 15.04.2020