Das Thema "Organspende" wird seit vielen Jahren heiß diskutiert. Ärzte und Organisationen leisten wertvolle Aufklärungsarbeit. Doch noch immer sterben täglich Menschen, weil sie vergeblich auf ein lebensnotwendiges Organ warten. Zwar wären laut Statistiken über 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland bereit, nach ihrem Tod ein Organ zu spenden, aber nur ein Drittel von ihnen besitzt einen Spenderausweis. Tatsächlich bleibt die Zahl der tatsächlich erfolgten Transplantationen weiterhin gering: 2011 waren es in Deutschland 4.054.
Was viele noch nicht wissen: nicht nur Herz oder Nieren, Leber oder Bauchspeicheldrüse können Leben retten, auch das Knochenmark könnte in Zukunft wertvolle Hilfe zum Überleben sein. Dafür werden dem Knochenmark des Toten mesenchymale Stammzellen (MSC) entnommen und dem Tumorpatienten übertragen. Forscher an der Universität Miami in Florida fanden heraus, dass MSC, da sie in gering durchbluteten Knochen an sauerstoffarme Bedingungen gewöhnt sind, noch bis zu fünf Tage nach dem Tod zur Transplantation geeignet sind. Je nachdem, in welchen Körperteil die Stammzellen injiziert werden, können sie sich zu Knochen-, Knorpel- oder Fettzellen entwickeln und weitervermehren. Die Transplantation von MSC bietet damit weitreichende Einsatzmöglichkeiten.
Zudem scheinen die fremden Stammzellen das Immunsystem des Patienten nicht anzugreifen, sondern im Gegenteil sogar zu beruhigen. Bei Knochenmarkspenden von Lebenden werden derzeit Blutstammzellen zur Transplantation extrahiert, sogenannte "hämatopoetische" Stammzellen. Die Schwierigkeit liegt darin, ausreichend Zellmaterial zu gewinnen, denn für eine erfolgreiche Therapie werden viele Stammzellen benötigt. Der Lebendspender benötigt jedoch einen Großteil der Blutstammzellen weiterhin selbst. Die Verwendung von Stammzellen von Toten, könnte dieses Problem lösen.
Im Laborversuch wurden einem Toten MSC aus Fingerknochen entnommen. Diese reiften innerhalb von fünf Wochen zu Knorpel- und Fettgewebe. Im nächsten Schritt wollen sich Forscher mit dem Produzieren von Nerven- und Darmgewebe beschäftigen.
Sollte auch dieser Versuch gelingen, könnte in Zukunft ein einziger toter Spender Billionen wertvoller Zellen für das Überleben eines Kranken zur Verfügung stellen. Weitere Forschungen sind jedoch notwendig, um auszuschließen, dass die Zellen von Toten auch wirklich gesund und heilsam sind und die DNA nicht geschädigt wurde.
aktualisiert am 15.04.2020