Das Symptom Schwindel tritt als Folge einer Vielzahl unterschiedlicher Grunderkrankungen auf. Anhaltender Schwindel ist für den Betroffenen nicht selten mit erheblichem Leiden verbunden und infolge der erhöhten Sturzgefahr auch gefährlich. Neben Übelkeit und Erbrechen kann es zu Nystagmus kommen, der landläufig auch als Augenzittern bezeichnet wird. Um der Beschwerden Herr zu werden, kann ein geeignetes Medikament das Mittel der Wahl sein.
Welches Präparat allerdings Erfolg verspricht, hängt entscheidend von der Art der Grunderkrankung ab. Bevor eine erfolgreiche medikamentöse Therapie der Neuritis vestibularis begonnen werden kann, steht also eine sichere Diagnose der Grunderkrankung an. Im Rahmen einer Differenzialdiagnose können mögliche andere Ursachen wie beispielsweise Herz/Kreislauf-Probleme ausgeschlossen werden. Wenn starker Schwindel mit unbekannter Ursache auftritt, sollte umgehend von ärztlicher Seite abgeklärt werden, um welche Erkrankung es sich handelt.
Als Ursache einer Neuritis vestibularis gilt die Infektion des Gleichgewichtsnerven mit Herpes-simplex-Viren als wahrscheinlich. Gänzlich gesichert ist diese Annahme allerdings nicht. Zwar können die Viren nicht direkt beseitigt werden, jedoch besteht die Möglichkeit, ihre Vermehrung mithilfe sogenannter Virostatika zu hemmen. Allerdings müssen diese Medikamente dann sehr frühzeitig eingenommen werden. Eine Virusinfektion des Gleichgewichts-Nerven macht sich in der Regel jedoch erst dann bemerkbar, wenn die akuten Symptome bereits auftreten. Dann aber ist die Phase der Virusreplikation, in der sich die Viren vervielfältigen, bereits abgeschlossen. Die Virostatika bleiben wirkungslos.
Besser sieht es mit der Wirkung von Glukokortikoiden (Cortison-Varianten) aus. Diese zu den Hormonen zählende Stoffgruppe wird einerseits vom Körper selbst gebildet, andererseits aber auch künstlich für Therapiezwecke hergestellt. 2004 wurde im „New England Journal of Medicine“ eine Studie zu diesem Thema veröffentlicht. Demnach konnte eine deutliche Verbesserung der Symptome bei einer Gruppe von Patienten beobachtet werden, die mit dem Glukokortikoid Methylprednisolon behandelt wurden. Dabei soll die Wahl eines bestimmten Glukokortikoids nur eine untergeordnete Rolle spielen. Bei einer Vergleichsgruppe, deren Therapie aus der Gabe von Virostatika bestand, konnten keine Erfolge erzielt werden. Allgemein haben sich die Cortison-Medikamente zur Behandlung einer Neuritis vestibularis als Mittel der Wahl etabliert.
Zusätzlich kann kurzzeitig mit einem Medikament aus der Gruppe der Antivertiginosa, also den Medikamenten speziell gegen Schwindel, behandelt werden. Als Nebenwirkung haben diese allerdings eine sedierende (beruhigende/bewusstseinsdämpfende) Wirkung. Nicht selten treten Symptome wie Müdigkeit und Benommenheit bei ihrer Einnahme auf. Darüber hinaus verzögern sie die Anpassungsvorgänge im Gehirn, mit denen der Körper selbst versucht, gegen den Schwindel anzugehen. Ihre Einnahme sollte auf wenige Tage beschränkt bleiben.
Ein weiterer Ansatz zur Behandlung der Neuritis vestibularis ist die Gabe von durchblutungsfördernden Medikamenten, unter anderem in Form von Infusionen. Diese Art der Neuritis-vertigosa-Therapie ist umstritten und gilt in Fachkreisen überwiegend als wirkungslos. Ein wissenschaftlicher Beweis der Wirksamkeit stehe nach wie vor aus, so die Meinung zahlreicher Spezialisten. Unstrittig ist allerdings die Sanierung des körpereigenen Flüssigkeitshaushalts nach schwindelbedingtem Erbrechen durch Infusionen.
Welche medikamentöse Behandlung die richtige bei welchem Schwindel ist, kann nur auf der Grundlage einer gewissenhaften Diagnose entschieden werden. Ausschließlich ein entsprechend ausgebildeter Arzt ist hierzu in der Lage. Bei den hier dargestellten medikamentösen Therapiebeispielen zur Behandlung von Neuritis vestibularis handelt es sich um keine Therapieempfehlungen für eine individuelle Erkrankung. Wenn intensiver Schwindel, möglicherweise in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen, auftritt, sollte unbedingt unverzüglich medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Zwar sind die meisten Ursachen für Schwindel vergleichsweise harmlos, es besteht jedoch ebenso die Gefahr eines lebensbedrohlichen Schlaganfalls, einer Gehirnblutung oder einer anderen schwerwiegenden Erkrankung. Eine Bagatellisierung des Schwindels ist also fehl am Platz.
aktualisiert am 25.02.2020