Die Neuritis vestibularis ist eine Entzündung oder Störung des Nervs, der die Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan weiterleitet. Im weiteren Sinne wird als Neuritis vestibularis eine Störung des Gleichgewichtssystems einer Seite bezeichnet. Die Erkrankung, deren Ursache nicht genau bekannt ist, führt zu einem Drehschwindel und zu weiteren Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen. Die Neuritis vestibularis wird mit einer Infusionstherapie und später teils auch mit einem speziellen Training behandelt. In den meisten Fällen bestehen die Symptome nicht länger als einige Tage, doch manchmal können sie auch über diese Zeit hinaus vorhanden sein.
Die Ursache der Störung ist nicht genau zu ermitteln. Eine Rolle bei der Entstehung könnten möglicherweise Viren spielen, die den Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) oder auch das Gleichgewichtsorgan beeinträchtigen. Es kommt dabei zu entzündlichen Vorgängen. Ebenfalls besteht die Vermutung, dass es sich bei der Ursache um eine Durchblutungsstörung im Bereich des Nervs oder des Gleichgewichtsorgans handelt.
Die Neuritis vestibularis führt zu einem heftigen, meist akut auftretenden Drehschwindel. Häufige Begleiterscheinungen sind Übelkeit oder auch Erbrechen. Betroffene haben Gleichgewichtsstörungen, so dass sie dazu tendieren, zur erkrankten Seite hin zu fallen. Die Augen führen ruckartige Bewegungen aus (Nystagmus), die schnelle Ruckbewegung zeigt in Richtung des nicht beeinträchtigten Gleichgewichtsorgans beziehungsweise -nervs. Üblicherweise geht das Schwindelgefühl nach Stunden bis Tagen wieder zurück.
Das Gehör bleibt durch die Neuritis vestibularis normalerweise unbehelligt.
Der Arzt führt ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) mit dem Patienten, in dem dieser die Beschwerden beschreibt und Auskunft über mögliche Vorerkrankungen gibt. Daraufhin erfolgt eine HNO-ärztliche Grunduntersuchung.
Der Arzt betrachtet genau den Nystagmus (das ruckelnde Bewegen der Augen), indem er dem Patienten eine so genannte Frenzelbrille aufsetzt. Darüber hinaus führt er eine Gleichgewichtsprüfung (Vestibularisprüfung) mittels warmer Spülung des Gehörgangs durch und betrachtet dann ebenfalls die Augenbewegungen. Patienten mit Neuritis vestibularis zeigen dabei keine Veränderung der Nystagmus-Richtung.
Im späteren Verlauf können Spezialuntersuchungen aus der HNO (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde) sowie bildgebende Verfahren wie CT (Computertomographie), MRT (Magnetresonanz- oder Kernspintomographie) oder Ultraschall sinnvoll sein.
Schwindel hat viele mögliche andere Ursachen, die von einer Neuritis vestibularis abgegrenzt werden müssen. Zu den häufigsten Schwindelursachen gehören die Innenohr-Erkrankung Morbus Menière und der gutartige Lagerungsschwindel (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel). Doch es gibt noch weitere, mitunter schwerwiegende Ursachen von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, die der Arzt mit den Untersuchungen ausschließen oder feststellen kann.
Häufig werden Betroffene mit einer solchen Störung stationär auf eine Krankenhausstation aufgenommen und halten erst einmal Bettruhe ein. Medikamente werden eingesetzt, die Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen eindämmen (Antivertiginosa).
Durch eine Reihe von Infusionen wird versucht, die Durchblutungssituation zu verbessern. Infusionen können auch gegeben werden, um bei eventuellem Erbrechen verlorengegangene Flüssigkeit zu ersetzen.
Im Verlauf üben die Betroffenen in einem Training, mit dem Schwindel und den Gleichgewichtsproblemen umzugehen, falls die Störung weiterhin vorhanden ist.
Nach Stunden bis Tagen verbessern sich die Beschwerden und das Schwindelgefühl gibt sich schließlich komplett wieder. Nur selten bleibt der Schwindel über lange Zeit bestehen oder geht in eine andere Form von Schwindel und Gleichgewichtsstörung über.
aktualisiert am 25.01.2022