Eine Netzhautablösung (Amotio oder Ablatio retinae) hat ohne Behandlung eine schlechte Prognose. Die Ablösung kann sich ausdehnen und zur Erblindung führen. Um dies zu verhindern und möglichst viel Sehfähigkeit des betroffenen Auges zu erhalten, muss eine Operation zum Anlegen der Netzhaut durchgeführt werden. Mit dem Eingriff lässt sich meist ein Zustand schaffen, bei dem die Netzhaut stabil bleibt und das Sehvermögen nicht weiter abnimmt. Häufig lässt sich das Sehen damit wieder etwas verbessern. Voraussetzung dafür ist, dass die Ablösung nicht den mittleren Bereich der Netzhaut betrifft. Eine Einschränkung im Sichtfeld bleibt trotzdem meist bestehen.
Wenn eine Netzhautablösung nicht oder nicht rechtzeitig behandelt wird, weitet sie sich nach und nach auf angrenzende Bereiche aus. Immer größere Teile des Gesichtsfeldes werden mit einbezogen und fallen für das Sehen aus. Schließlich erreicht die Ablösung das Zentrum der Netzhaut, an der das Scharfsehen stattfindet. Wenn sich dort die Netzhaut abtrennt, kommt es zu einem erheblichen Verlust an Sehschärfe (Visus). Im weiteren Verlauf kann das Auge komplett und unwiederbringlich erblinden.
Eine Operation wird dazu durchgeführt, die Netzhaut wieder auf die weiter außen liegende Schicht der Augapfelwand, die Aderhaut, aufzubringen. Liegt die Netzhaut dort an, bekommt sie wieder Nährstoffe und kann sich erholen, wenn die Ablösung nicht schon zu lange besteht. Die Operation kann zum einen von innen erfolgen (Vitrektomie mit Öl oder Gas, das die Netzhaut von innen auf die Aderhaut drückt), zum anderen von außen durch eine Eindellung des Augapfels (mit einer Plombe oder einem einschnürenden Faden, der Cerclage genannt wird). Zusätzlich zu der jeweiligen Operation ist eine Behandlung mit dem Laser nötig. Damit wird die Netzhaut angeheftet und die Umgebung von Netzhautlöchern und Netzhautrissen abgedichtet. Auf diese Weise wird ein erneutes Ablösen verhindert. Alternativ kann die Verbindung mit einer Kältesonde geschehen (Kryotherapie, Vereisung).
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Die Heilungsaussichten der Netzhautoperation sind verhältnismäßig günstig. In den meisten Fällen kann durch die Operation die Netzhaut wieder erfolgreich angelegt werden. Die Erfolgsquote beträgt hierfür etwa 90 Prozent. Die Bereiche, in denen das sehfähige Gewebe rechtzeitig mit Nährstoffen versorgt wird, können häufig wieder besser sehen. Vor allem nach einer über Tage oder Wochen bestehenden Netzhautablösung bleibt das Sehen jedoch eingeschränkt. Gleiches gilt, wenn sich Narben entwickeln oder wenn zu starke Blutungen entstehen.
Ungünstig wirkt sich eine Ablösung in der Netzhautmitte an der Stelle des schärfsten Sehens aus. Ist die Abtrennung der Netzhaut bis dahin vorgedrungen, kann sich die Sehschärfe nicht wieder erholen. Mit diesem Auge lassen sich allenfalls noch mit den äußeren Bereichen undeutlich etwas wahrnehmen.
Für das operierte Auge gibt es eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich die Netzhaut erneut ablöst. Auf die Sehschärfe des anderen Auges hat die Netzhautablösung eines Auges primär keinen Einfluss. Das Risiko einer Netzhautablösung ist jedoch auch dort erhöht. Die Faktoren, die die Erkrankung begünstigen, sind auf der Seite meist ebenfalls vorhanden.
Besonders wichtig ist es, eine Netzhautablösung rechtzeitig zu erkennen, damit so bald wie möglich eine Behandlung erfolgen kann. Zu den möglichen Hinweisen zählen:
Sollten diese Anzeichen auftreten, dann ist eine umgehende augenärztliche Untersuchung erforderlich. Auf das Auge sollten möglichst wenig Bewegungen oder Erschütterungen einwirken, denn es besteht die Gefahr, dass sich die Netzhaut weiter ablöst. Deshalb sollten Betroffene zum Beispiel nicht lesen.
Nach erfolgter Operation muss das Auge weiterhin geschont werden. Wann Aktivitäten wie Sport, körperlich schwere Arbeit oder Fliegen wieder möglich sind, hängt von der Operation und vom Heilungsverlauf ab und sollte mit der Augenklinik abgesprochen werden. Wichtig sind zudem die Nachuntersuchungen am Auge. Falls sich das Sehen erneut verschlechtert, muss kurzfristig eine augenärztliche Kontrolle stattfinden.
Deutsches Ärzteblatt, Nicolas Feltgen; Peter Walter – Rissbedingte Netzhautablösung – ein ophthalmologischer Notfall: https://www.aerzteblatt.de/archiv/152678/Rissbedingte-Netzhautabloesung-ein-ophthalmologischer-Notfall (online, letzter Abruf: 12.05.2022)
Augenklinik Sulzbach – Netzhautablösung und Netzhautlöcher: https://augenklinik-sulzbach.de/behandlungsspektrum/netzhaut-chirurgie/netzhautabloesung-und-netzhautloecher (online, letzter Abruf: 12.05.2022)
aktualisiert am 12.05.2022