Nesselsucht bezeichnet ein Krankheitsbild, das sich in Quaddeln oder Schleimhautschwellungen äußert. Die Erkrankung ist häufig. Jeder vierte Mensch leidet mindestens einmal im Lauf seines Lebens darunter.
Urtikaria, wie die Nesselsucht bei Medizinern heißt, ist meist harmlos. Häufig verläuft die akute Nesselsucht spontan. Scheinbar ohne offensichtlichen Auslöser bilden sich juckende Quaddeln, die innerhalb von Stunden oder Tagen, manchmal Wochen wieder verschwunden sind. Für viele Menschen bleibt es bei dieser einen Episode.
Die Erkrankung kann aber chronisch werden und Betroffene über Jahre oder Jahrzehnte begleiten. Vor allem dann, wenn es nur geringe Mengen des Auslösers braucht, es mehrere Auslöser gibt oder der Auslöser unbekannt ist, wenn größere Hautareale betroffen sind oder die Urtikaria sich im Gesicht bemerkbar macht, kann der Leidensdruck hoch sein. Zusätzlich kann ein starker Juckreiz das Wohlbefinden beeinträchtigen und zu Schlafstörungen führen. Krankheitsgefühle, Fieber oder Kopfschmerzen treten kaum auf. Gefährlich ist die Erkrankung nur in seltenen Fällen. Vorsicht ist geboten bei Schwellungen im Mund- und Rachenraum. Lebensbedrohlich kann ein anaphylaktischer Schock sein, eine Komplikation, die nur sehr selten auftritt.
Die Auslöser von Nesselsucht sind so vielfältig, dass eine Kategorisierung nicht einfach ist. Grob unterteilen kann man die Nesselsucht in:
Beide Formen können chronisch werden. Als chronisch gilt eine Nesselsucht, wenn sie länger als sechs Wochen dauert.
Im Einzelnen lassen sich die folgenden Formen unterscheiden:
Die typischen Symptome können ausgelöst werden durch:
Körperliche Anstrengung bei der Arbeit oder beim Sport können ebenfalls die Symptome einer Nesselsucht hervorbringen. Durch die erhöhte Körpertemperatur und den Schweiß reagiert die Haut mit Quaddeln. Auslöser können zudem warme Bäder, scharfe Gewürze oder Stress sein. Die Symptome verschwinden, sobald sich der Körper abkühlt.
Durch Hautkontakt mit bestimmten Stoffen kann eine Nesselsucht ausgelöst werden. Die gängigsten Auslöser sind:
Alle oben genannten werden zu den induzierbaren Arten der Nesselsucht gezählt. Erkrankungen durch die folgenden Auslöser zählen zu den spontanen Arten der Urtikaria:
Durch bestimmte Nahrungsmittel oder Bestandteile in Nahrungsmitteln kann eine Intoleranz-Urtikaria verursacht werden. Häufige Auslöser sind
Zusatzstoffe wie Farb- und Aromastoffe oder Konservierungsmittel können ebenfalls Auslöser für eine Urtikaria sein. Um herauszufinden, welche Nahrungsmittel oder Zusatzstoffe die Auslöser sind, empfiehlt sich das Führen eines Ernährungstagebuches.
Zudem können Medikamente eine Nesselsucht auslösen. Häufig sind das Penicillin, Ibuprofen, Blutdrucksenker und Antibiotika. Nach Absetzen der Medikamente verschwinden die Symptome.
Als Reaktion auf ein Infektionsgeschehen oder einen Entzündungsherd im Körper kann sich eine Infekt-Urtikaria ausbilden. Gerade dann, wenn die Urtikaria chronisch wird und sich keine Auslöser finden lassen, können manchmal chronische Infekte wie eine Blasenentzündung, eine Nasennebenhöhlenentzündung oder das Magenbakterium Helicobacter pylori die Ursache sein. Oft ist der Infektionsherd im Bereich der Mundhöhle oder des Kiefers zu finden, sodass sich bei der Ursachenforschung auch ein Besuch beim Zahnarzt empfiehlt.
Von einer autoreaktiven Urtikaria spricht man, wenn die Nesselsucht durch körpereigene Stoffe ausgelöst wird. Diese Form der Nesselsucht lässt sich mit einem autologen Serumtest (ASST) einfach nachweisen: Dem Patienten wird Blut entnommen. Aus dem zentrifugierten Blut wird Serum gewonnen, das dann wieder in die Unterarmhaut injiziert wird. Bilden sich Quaddeln, heißt das, dass das Immunsystem auf körpereigene Stoffe reagiert.
Nicht zuletzt kann eine Nesselsucht organische Ursachen wie zum Beispiel eine Nebennierenschwäche oder eine Schilddrüsenüberfunktion haben.
Wer unter wiederkehrenden Episoden von Nesselsucht leidet, wird vermutlich im Lauf der Zeit Zusammenhänge herstellen:
Das Führen eines Beschwerdetagebuches kann hilfreich sein, um den Ursachen auf die Spur zu kommen. Sollten sich die Zusammenhänge nicht erschließen, kann ein Besuch beim Dermatologen sinnvoll sein, um Allergietests durchführen zu lassen.
Sobald die Auslöser gefunden sind und sie vermieden werden, verschwindet die Nesselsucht. Sollten sich keine Auslöser finden oder sich diese nicht ausreichend meiden lassen, können Antihistaminika als Medikamente helfen, die Nesselsucht zu unterdrücken.
Pharmazeutische Zeitung, Dr. Annette Immel-Sehr – Urtikaria. Wandernde Quaddeln: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wandernde-quaddeln (online, letzter Abruf: 05.05.2020)
nesselsuchtinfo.de – Nesselsucht: Alle Auslöser auf einen Blick: https://www.nesselsuchtinfo.de/ursachen/nesselsucht-ausloeser (online, letzter Abruf: 05.05.2020)
UNEV urticaria network e. V. – Welche Formen der Urtikaria gibt es?: https://urtikaria.net/welche-formen-der-urtikaria-gibt-es/ (online, letzter Abruf: 05.05.2020)
aktualisiert am 05.05.2020