Die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft geht mit zahlreichen Veränderungen im weiblichen Körper einher. Das Auftreten einer Nesselsucht (Urtikaria) ist eine häufige Begleiterscheinung in der Schwangerschaft.
Eine Frage beschäftigt werdende Mütter vorrangig: Stellt die Nesselsucht eine Gefahr für das Kind dar? Die gute Nachricht ist: Die Urtikaria hat keine Auswirkungen auf das Ungeborene und sie wird nicht von der Mutter auf das Kind vererbt. Auch für die Schwangere ist die Nesselsucht nicht gefährlich. Ausgenommen sind sogenannte Angioödeme, die selten im Rachenraum auftreten und dann Atemnot verursachen können. In diesem Fall ist der Notarzt hinzuzuziehen.
Viele Frauen erleben in der Schwangerschaft erstmals eine Urtikaria – und häufig auch zum letzten Mal. Denn wenn sich die Hormone nach der Entbindung wieder auf das Normalmaß einpendeln, verschwindet die Nesselsucht meist wieder. Umgekehrt können Frauen, die vor der Schwangerschaft unter einer chronischen Urtikaria litten, von der Hormonumstellung profitieren: Bei ihnen kommt es manchmal zu einer Verbesserung der Symptome oder zu einem spontanen Ende der Urtikaria. Verlass ist darauf aber nicht – und so können die Hormone auch eine Verschlechterung der chronischen Urtikaria mit sich bringen.
Die juckenden Hautausschläge können der betroffenen Frau stark zu schaffen machen. Trotzdem sollten Medikamente nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. Nach Möglichkeit sollte vor allem in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft auf eine Einnahme komplett verzichtet werden. Alternativ kann die Urtikaria mit Hausmitteln, Salben und Cremes oder homöopathischen Mitteln behandelt werden. Allerdings kann bei starkem Juckreiz der Leidensdruck so hoch werden, dass eine medikamentöse Behandlung notwendig wird.
Antihistaminika, die als Tabletten eingenommen werden, gelangen in den Blutkreislauf und damit zu dem ungeborenen Kind. Die nicht müde machenden Antihistaminika der zweiten Generation werden gut vertragen. Es gibt keine Hinweise darauf, dass ihre Einnahme in der Schwangerschaft mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko des Kindes einhergeht.
Am umfangreichsten sind die Erfahrungswerte mit den Wirkstoffen Loratadin und Cetirizin, die in der Schwangerschaft niedrig dosiert eingenommen werden können. Eine gute Datenlage gibt es außerdem für den Wirkstoff Clemastin. Eine Einnahme von Clemastin ist auch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft möglich, da umfangreiche Studien gezeigt haben, dass kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko damit verbunden ist. Allerdings gehört Clemastin zu den Antihistaminika der ersten Generation und hat daher eine stärker sedierende (Schläfrigkeit hervorrufende) Wirkung.
Stillende Mütter sollten auch nach der Entbindung eine Einnahme von Antihistaminika und cortisonhaltigen Medikamenten gut abwägen. Auf jeden Fall muss die Einnahme mit dem Arzt abgesprochen werden. Inwieweit die Antihistaminika der zweiten Generation in der Muttermilch das gestillte Kind beeinflussen, ist noch weitgehend unbekannt.
Netdoktor, Lisa Hein – Ceterizin: https://www.netdoktor.de/medikamente/cetirizin/ (online, letzter Abruf 29.05.2020)
Embryotox.de (Charité-Universitätsmedizin Berlin) – Clemastin: https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/clemastin/ (online, letzter Abruf 29.05.2020)
Allergieinformationsdienst, Dr. Katja Nemat – Schwangerschaft und Allergie - Grundlagen: https://www.allergieinformationsdienst.de/vorbeugung-schutz/schwangerschaft/grundlagen.html#c193737 (online, letzter Abruf 29.05.2020)
Nesselsucht Info – Nesselsucht und Schwangerschaft: Wenn Hormone alles verändern: https://www.nesselsucht-info.de/schwangerschaft-stillzeit (online, letzter Abruf 29.05.2020)
Cara Care, Dr. Andre Sommer – Antihistaminika: https://cara.care/de/behandlung/medikamente/antihistaminika/ (online, letzter Abruf 29.05.2020)
aktualisiert am 29.05.2020