Am Bein kann es zu einem Druck auf Nerven mit daraus resultierenden Schäden kommen (Nervenkompressionssyndrom). Beispiele sind das Tarsaltunnel-Syndrom und das Fibularis-Syndrom. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich, häufig liegt eine Schwellung im Gewebe vor. Die Einengung - oft ist auch von einem Engpass die Rede - kann zu Beschwerden wie Missempfindungen oder einer Kraftminderung führen. Eine Behandlung, gegebenenfalls durch Operation, kann erforderlich sein.
Im Wesentlichen kommen am Bein zwei Nervenkompressionssyndrome vor. Häufig ist das Tarsaltunnel-Syndrom mit Einengung des Schienbeinnerven (Nervus tibialis). Der Schienbeinnerv tritt durch den so genannten Tarsaltunnel, eine enge Vertiefung im Knochen am inneren Knöchel, durch die auch Sehnen und Blutgefäße ziehen und die durch ein Band abgedeckt ist. Möglich ist auch das Fibularis-Syndrom, bei dem der Wadenbeinnerv (Nervus fibularis) von einer Verengung betroffen ist.
Eine solche Nerveneinengung kann durch eine vorangegangene Verletzung mit Bluterguss oder Schwellung oder durch Gewebeschädigung, z. B. bei Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Rheuma, verursacht werden. Gelegentlich bedingen auch Schwellungen anderer Ursache oder Tumore eine Einklemmung. Die Grundursache können ebenfalls Schwangerschaften, Wechseljahre oder andere Hormonstörungen sein. Nicht selten wird auch gar keine Ursache für das Nervenkompressionssyndrom gefunden.
Durch die Nervenkompression entstehen Sensibilitätsstörungen mit Kribbeln („eingeschlafener Fuß“) und Muskelschwäche am Bein und am Fuß. Im Falle des Tarsaltunnel-Syndroms finden sich die Gefühlsstörungen an der Ferse und an der Fußsohle. Auch die Muskellähmungen betreffen die Fußsohlenmuskeln.
Schmerzen treten vor allem nachts auf. Bei Druck auf den Nerv beziehungsweise die Engstelle können Schmerzen provoziert werden. Oft besteht sogar eine Überempfindlichkeit, so dass schon leichtes Berühren zu einem Schmerzreiz führt. Außerdem kommt es vor, dass bei einem Nervenengpass (Nervenkompression) in den dazugehörigen Hautstellen die Schweißabsonderung verringert ist.
Die Diagnose wird vor allem durch die Auskünfte des Patienten (Anamnese) sowie durch die körperliche Untersuchung gestellt. Diese beinhaltet vor allem gezielte Untersuchungsmethoden der Nerven (neurologische Untersuchung). Die Erfassung der Nervenleitgeschwindigkeit kann sinnvoll sein (meist mittels EMG, Elektromyographie). Ebenfalls werden Röntgenaufnahmen angefertigt oder andere bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT (Kernspintomographie) oder CT (Computertomographie) eingesetzt.
Verletzungen wie beispielsweise Knochenbrüche, Durchblutungsstörungen, andere Störungen von Nerven (Polyneuropathie), andere Einengungserkrankungen (z. B. Morton-Neurom) sowie weitere Ursprünge der Schmerzen müssen ausgeschlossen werden.
Das Bein beziehungsweise der Fuß wird zunächst ruhig gestellt. Arzneimittel (Cortison und Schmerzmedikamente) werden gegeben. Gezielte Krankengymnastik kann unter Umständen die Beschwerden lindern. Dies gilt auch für Schuheinlagen (beim Tarsaltunnelsyndrom mit Erhöhung am inneren Sohlenrand).
Wenn eine bestimmte Ursache bekannt ist, kann die Therapie gezielt dahingehend erfolgen, z. B. eine Abschwellung des umgebenden Gewebes mit unterschiedlichen Methoden. Medikamente sind manchmal sinnvoll, bisweilen auch mittels Einspritzen bestimmter Wirkstoffe in das Gewebe.
Bringen die nichtoperativen Maßnahmen keine erfolgreiche Besserung, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden, bevor es zu unwiederbringlichen Schäden des jeweiligen Nerven kommt. Die Operation bei einer Nerveneinengung am Bein wird in Vollnarkose oder in Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches) vorgenommen.
Meist wird eine offene Operation vorgenommen, es kann unter Umständen aber auch notwendig sein, ein Vergrößerungsglas oder Mikroskop für die OP zu verwenden (Mikrochirurgie). In seltenen Fällen kann der Eingriff auch über eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt werden.
Um die Einengung zu beseitigen, wird die jeweils störende Struktur aufgetrennt oder manchmal auch herausgenommen. Bisweilen wird der betroffene Nerv auch an eine andere, geschütztere Position innerhalb des Weichgewebes gelegt.
Nach der Durchführung des Eingriffs wird oftmals ein ruhig stellender Verband, z.B. mit Gips, angelegt.
Komplikationen und unerwartete Befunde können manchmal dazu zwingen, andere Maßnahmen als geplant durchzuführen.
Durch die Operation können Gewebeanteile in der Nähe des Eingriffs geschädigt werden. Schwellungen entstehen sehr häufig nach einem solchen Eingriff. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können auftreten. Durch Verletzung von Nerven kann es unter anderem zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Durch eine eventuelle Blutstauungsmanschette können Druckschäden oder Lähmungen verursacht werden. Knochen und Muskeln können durch die Bewegungseinschränkung schwächer werden. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass es zum so genannten Sudeck-Syndrom kommt, bei dem der Knochen stark abgebaut wird und sich eine schmerzhafte Entzündung ergibt. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Bei einer dauerhaften Einengung hilft nur eine Operation. Zusammen mit entsprechender Krankengymnastik kommt es in den meisten Fällen zur Wiederherstellung der Funktion des betroffenen Nerven. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass bereits eingetretene Schäden bestehen bleiben oder die Verengung wieder auftritt.
Oftmals müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Falls der Eingriff unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so sollte der Patient für 24 Stunden kein Auto mehr selbst fahren und keine Maschinen bedienen. Daher sollte er sich abholen lassen. Ebenfalls sollten bedeutsame Entscheidungen vertagt werden.
Bei stärkeren Schmerzen kann durch den Arzt ein Schmerzmedikament gegeben werden.
Das Bein muss einige Wochen lang besonders geschont werden. Eine Hochlagerung unterstützt den Heilungsverlauf. Das Bein darf in der Zeit nicht belastet werden, hierzu sind Gehhilfen angezeigt. Die anderen Gelenke sollen viel bewegt werden. Krankengymnastik ist sinnvoll. Sport und andere Aktivitäten mit Belastungseinwirkung auf den betroffenen Fuß sollten erst dann ausgeübt werden, wenn der Arzt keine besondere Gefährdung mehr darin sieht.
Der stabilisierende Verband sowie die Fäden, die bei einer eventuellen Naht verwendet werden, können meist nach ein bis zwei Wochen vom Arzt entfernt werden. Zeigen sich Besonderheiten, die Symptome einer Komplikation sein könnten, sollte der Arzt kurzfristig informiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023