Narkolepsie ist eine seltene Krankheit. In Deutschland sind ungefähr 40.000 Menschen davon betroffen. Die Narkolepsie wird auch Schlafsucht oder „Schlafkrankheit“ (nicht zu verwechseln mit der Infektionskrankheit Trypanosomiasis) genannt. Sie zählt zu den neurologischen Erkrankungen (Erkrankungen des Nervensystems) und beginnt meist im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Häufig wird die richtige Diagnose aber erst nach Jahren gestellt. Durch eine Störung der Schlaf-Wach-Regulation sind die Betroffenen tagsüber besonders schläfrig und neigen zu plötzlichen Einschlafepisoden. Zusätzlich können Symptome wie abrupte Muskelerschlaffungen (Kataplexien) und halluzinationsartige Sinneswahrnehmungen beim Einschlafen oder Aufwachen auftreten. Die Erkrankung kann die Lebensqualität und die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen stark einschränken. Die Narkolepsie ist nicht heilbar. Durch eine medikamentöse Behandlung und das Befolgen einiger Empfehlungen für Verhaltensmaßnahmen ist aber eine Besserung der Symptomatik möglich.
Die genauen Gründe für das Auftreten einer Narkolepsie sind noch unbekannt. Ein Faktor ist der Verlust von Nervenzellen im Gehirn, die den Botenstoff Hypokretin bilden (manchmal auch als Orexin bezeichnet). Hypokretin hat eine entscheidende Bedeutung bei der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus. Wenn zu wenig Hypokretin verfügbar ist, kommt es zu Schläfrigkeit am Tag und auch zu einem gestörten Nachtschlaf. Als Ursache für den Untergang der entsprechenden Nervenzellen werden Autoimmunreaktionen vermutet. Dabei richtet sich das Immunsystem des Betroffenen gegen körpereigene Zellen. Bei der Narkolepsie zerstört es die Nervenzellen, die den Botenstoff Hypokretin bilden.
Als weitere mögliche Auslöser der Narkolepsie werden Infektionen mit bestimmten Keimen, zum Beispiel Grippeviren oder Streptokokken, angenommen. Auch als Nebenwirkung von Impfungen kann die sogenannte Schlafkrankheit auftreten. Eine genetische Veranlagung wird ebenfalls diskutiert.
Wenn die Narkolepsie in Folge eines Schlaganfalls (Apoplex), einer Hirnverletzung, eines Gehirntumors oder einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) auftritt, wird von einer sekundären Narkolepsie gesprochen.
Die Symptome, die bei einer Narkolepsie auftreten, können in der Art und in der Ausprägung stark variieren. Unterschieden werden zwei Formen der Erkrankung:
In manchen Fällen geht ein Typ 2 später in einen Typ 1 über. Zu den möglichen Symptomen einer Narkolepsie zählen:
Welche Symptome auftreten und in welcher Intensität, ist individuell sehr unterschiedlich.
Wenn die typischen Symptome Tagesschläfrigkeit und Kataplexie auftreten, liegt der Verdacht auf eine Narkolepsie nahe. Der Arzt führt zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit dem Betroffenen. Hierbei werden die bisherige Krankengeschichte und Fälle von Narkolepsie in der Familie des Betroffenen abgefragt. Zusätzlich lässt sich der Arzt die vorhandenen Symptome genau schildern:
Nach der Anamnese folgen die körperliche Untersuchung und weitere Tests. Durch eine Blutuntersuchung können andere Ursachen für Müdigkeit wie eine Schilddrüsenerkrankung, ein Vitamin-B12-Mangel oder ein Eisenmangel ausgeschlossen werden. Weitere mögliche Untersuchungen zum Ausschluss anderer Erkrankungen sind ein EKG (Elektrokardiogramm) oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) vom Gehirn.
Zu den Untersuchungen, die eine Narkolepsie bestätigen können, zählen:
Zu den Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, die von der Narkolepsie abzugrenzen sind, zählen ein Eisenmangel oder ein Vitamin-B12-Mangel, Schilddrüsenerkrankungen, das Schlafapnoe-Syndrom, das Restless-Legs-Syndrom, die Epilepsie (Krampfanfälle), Nebenwirkungen von Medikamenten oder Drogen und auch Psychosen.
Die Therapie besteht in der Regel aus einer Kombination von Verhaltensmaßnahmen und der Einnahme von Medikamenten.
Es gibt viele Dinge, die ein Betroffener selbst dazu beitragen kann, um bestmöglich mit der Erkrankung zu leben. Wichtig ist:
Als medikamentöse Therapie kommen verschiedene Mittel in Frage:
All diese Medikamente sollten in enger Absprache und Kontrolle mit dem behandelnden Arzt verordnet und angepasst werden. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Angstzustände sind möglich. Das Führen eines Tagesbuches zu Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente ist ratsam. Die Beobachtungen helfen dem behandelnden Arzt, die Dosierung optimal festzulegen.
Vorbeugen lässt sich der Erkrankung nicht. Sie könnte aber bei vielen Betroffenen früher erkannt werden. Dafür ist es wichtig, dass Ärzte bei Vorliegen bestimmter Symptome auch eine Narkolepsie in Betracht ziehen und diese abklären. Durch eine frühzeitig einsetzende Therapie kann möglicherweise auch das Fortschreiten der Zerstörung von Nervenzellen im Gehirn verhindert werden.
Eine Narkolepsie ist bislang nicht heilbar. Die Lebenserwartung wird durch die Erkrankung allerdings nicht direkt negativ beeinflusst. Durch die Kataplexieanfälle mit erhöhter Sturz-, Unfall- und Verletzungsgefahr können als Folge der Narkolepsie aber Situationen eintreten, die lebensverkürzend wirken.
Ausprägung und Art der Symptome bei einer Narkolepsie sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Manche sind kaum im Alltag beeinträchtigt. Andere erleben durch die Erkrankung große Auswirkungen auf ihr Sozial- und ihr Berufsleben. Viel Betroffene sind pessimistisch und neigen zu Selbstzweifeln, Gedankenkreisen und depressiven Verstimmungen. Durch die Tagesschläfrigkeit, die Einschlafepisoden und den gestörten nächtlichen Schlaf sind die Betroffenen tagsüber meist weniger aufmerksam und leistungsfähig im Alltag und im Beruf als Gesunde. Das kann bis zur Erwerbsunfähigkeit führen. Generell sind ihre kognitiven (das Denken, Wahrnehmen und Erkennen betreffenden) Fähigkeiten aber nicht gegenüber Gesunden reduziert. Betroffene versuchen häufig, ein intensives emotionales Erleben zu unterdrücken, weil große Freude oder andere intensiv erlebte Gefühle zu Kataplexien führen können. Durch die plötzlichen Einschlafepisoden und die Kataplexien kommt es häufiger zu Unfällen und Verletzungen. Belastungen von sozialen Beziehungen oder Eheprobleme sind nicht unüblich.
Da die Narkolepsie nicht heilbar ist, müssen die Betroffenen oft lebenslang Medikamente zur Behandlung der Erkrankung einnehmen. Diese können Nebenwirkungen haben und die Lebensqualität beeinflussen. Durch die Medikamente und das Befolgen von Verhaltensmaßnahmen können die Symptome gelindert und ein Leben mit mehr Wachheit erreicht werden.
Patienten-Information – Narkolepsie - mehr als nur müde: https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/narkolepsie (online, letzter Abruf: 15.09.2022)
Universität Witten/Herdecke – Forscher decken Ursache der seltenen Schlafkrankheit Narkolepsie auf: https://www.uni-wh.de/detailseiten/news/forscher-decken-ursachen-der-seltenen-schlafkrankheit-narkolepsie-auf-7225/ (online, letzter Abruf: 15.09.2022)
Deutsche Gesellschaft für Neurologie – Narkolepsie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-056l_S1_Narkolepsie_2012_abgelaufen.pdf (online, letzter Abruf: 15.09.2022)
Deutsches Ärzteblatt, Geert Mayer; Sylvia Kotterba – Narkolepsie: Diagnose und Therapie: https://www.aerzteblatt.de/archiv/25878/Narkolepsie-Diagnose-und-Therapie (online, letzter Abruf: 15.09.2022)
aktualisiert am 14.10.2022