Etwa 12 Prozent aller Deutschen und geschätzte 30 Prozent aller Menschen weltweit haben oder hatten bereits mit Nagelpilz zu tun. Die hochansteckende Erkrankung wird medizinisch als Onychomykose oder Tinea unguium bezeichnet. Sie befällt Fingernägel und Fußnägel. Die Fußnägel sind weitaus häufiger betroffen. Drei Gruppen von Erregern können die Erkrankung auslösen.
In über 90 Prozent aller Fälle liegt eine Infektion mit Fadenpilzen oder Dermatophyten vor, unter ihnen beispielsweise Trichophyton rubrum, der als häufigster Erreger von Nagelpilz angesehen wird. Weitere Fadenpilzarten, die die Nägel befallen, sind beispielsweise Trichophyton interdigitale oder Epidermophyton floccosum.
Bis zu 10 Prozent der Erkrankungen sind auf Hefepilze, überwiegend der Gattung Candida, zurückzuführen.
Weitere circa 5 Prozent entfallen auf spezielle Schimmelpilze, vor allem der Art Scopulariopsis brevicaulis.
Verbreitung der Fußpilzarten
Alle Pilzsporen sind winzig und mit bloßem Auge nicht erkennbar. Sie sind sehr widerstandsfähig beispielsweise gegen eine ganze Reihe von Desinfektionsmitteln. Zudem sammeln sie sich auf oder in Teppichen und Badematten, in Bettwäsche oder Handtüchern.
In einer feuchten, warmen und sauerstoffarmen Umgebung entfalten sich die Pilze besonders gut. Aktive Nagelpilz- und Fußpilzerreger ernähren sich von Keratin, einem Faserprotein, aus dem Fingernägel, Fußnägel und Haare bestehen.
Im Anfangsstadium macht sich eine gelbe bis bräunliche Verfärbung der betroffenen Nägel bemerkbar. Später wird die Nagelsubstanz selbst stark angegriffen. Vermehrtes Hornwachstum (Hyperkeratose) führt zum Wuchern und Zerbröckeln der Nägel oder dazu, dass die Nagelplatte sich von ihrem Bett abhebt.
Wer an Fußpilz leidet, muss damit rechnen, dass die Erreger auf die Nägel übergreifen. Doch die Übertragung ist auch umgekehrt denkbar. Immerhin bleiben gut 70 Prozent der Menschheit lebenslang von Fuß- und Nagelpilz verschont. Ob eine Person einen Nagelpilz bekommt, hängt mit einer Reihe von Risiken zusammen.
Welche Risiken begünstigen die Entstehung?
Pilzerkrankungen bekommt man vor allem unter folgenden Umständen:
Schwimmbäder, Saunen, Duschen in Sportanlagen und Sportschuhe, in denen die Füße kräftig schwitzen, sind Umgebungen, in denen oft Pilzinfektionen entstehen. Hier ist es überwiegend feucht und warm. Die Pilzsporen finden ideale Lebens- und Überlebensbedingungen vor und lauern vermehrt auf allen möglichen Oberflächen. Die menschliche Haut weicht zudem bei länger anhaltender Feuchtigkeit auf. Jede winzige Schwachstelle, etwa eine oberflächliche Verletzung, wird schnell zum Angriffspunkt. Deswegen zählen besonders sportlich Aktive und Menschen, die beruflich „viel auf den Füßen“ sind, zu den Risikogruppen für Fußpilz oder Nagelpilz. Dies ist unabhängig von der Körperhygiene. In der Beweglichkeit eingeschränkte Menschen sind oft nicht in der Lage, sich Füße und Zehenzwischenräume ordentlich abzutrocknen. Sie sind ebenfalls stärker bedroht als andere.
Verletzungen der Nägel durch unsachgemäße Nagelpflege öffnen den Pilzsporen einen Zugang.
Fehlstellungen der Füße (etwa Hammerzehen), Überlastung und so entstandene unbeachtete Scheuerstellen führen zu Hautverletzungen und Nagelschäden. Diese begünstigen wiederum die Entstehung von Fußpilz und Nagelpilz.
Wer an Psoriasis (Schuppenflechte) oder Neurodermitis (atopischer Dermatitis) leidet, ist besonders von Pilzerkrankungen der Haut und der Nägel bedroht. Die wunde, vorgeschädigte Haut oder schuppige Veränderungen der Nägel sind Eintrittspforten für die Pilzsporen.
Veranlagung, Rauchen, Gefäßkrankheiten (zum Beispiel verschiedene Venenkrankheiten, Erkrankungen des Lymphsystems, periphere arterielle Verschluss-Krankheit/pAVK) oder Diabetes führen nicht nur zu kalten Füßen. Die schlechte Durchblutung vor allem in den feinen Kapillargefäßen vermindert die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Haut und der Nägel. Das erleichtert es den Pilzerregern, sich anzusiedeln.
Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, schwächen auch die Barriere der Haut gegen Krankheitserreger wie Pilze. Zu den Medikamenten zählen Cortison, Präparate gegen Krebs oder Mittel, die beispielsweise nach einer Organtransplantation verabreicht werden.
Bei Patienten mit einer HIV-Infektion oder anderen Erkrankungen, bei denen eine Abwehrschwäche auftritt, kommt es leichter zu einer Pilzinfektion. Diabetiker sind dabei besonders anfällig für Pilzerkrankungen aller Art: Mit zum Krankheitsbild gehören verschiedene Hautprobleme oder mangelnde Schmerzempfindlichkeit, so dass kleinere Verletzungen erst spät bemerkt werden.
Vitamin-Mangelerscheinungen gelten in Mitteleuropa als sehr selten. Treten sie dennoch auf, zählen Hautpilz und Nagelpilz zu den häufigen Auswirkungen. Auslöser der Mangelerscheinungen können einseitige Ernährung, Diäten oder Stoffwechselerkrankungen sein.
Nagellack, künstliche Nägel und unsachgemäßer Umgang damit können ebenfalls zu einer Pilzinfektion beitragen. In diesen Fällen schwächen und schädigen die verwendeten Chemikalien die natürlichen Schutzmechanismen der Nägel. Nicht nur der scharfe, acetonhaltige Nagellackentferner, auch die Haftmittel für künstliche Fingernägel können Schaden anrichten. Die Aceton-Präparate trocken die Nägel aus. Die Lacke und Haftstoffe verschließen die Oberfläche der Nägel luftdicht und verhindern so die natürliche Abgabe überschüssiger Feuchtigkeit. Im Falle einer Infektion ergibt dies einen idealen Nährboden für Pilzsporen.
Bei kranken oder älteren Menschen etwa ab dem 60. Lebensjahr treffen oft mehrere Risiken zusammen. Die Haut wird dünner und neigt vermehrt zu Trockenheit, die Nägel werden spröde. Die Durchblutung lässt möglicherweise nach. Das Immunsystem schwächelt leichter als bei jüngeren Menschen.
Die Verbreitung von Nagelpilz verhindern
Die Erreger von Fußpilz oder Nagelpilz sind im Wesentlichen die gleichen, ebenso wie die Risiken, Orte und Gelegenheiten der Ansteckung. Umgekehrt sind beide Erkrankungen keineswegs das Resultat fehlender Reinlichkeit. Wer also betroffen ist, sollte ohne falsche Scham zum Arzt gehen:
Je eher eine gezielte Behandlung einsetzt, desto schneller heilt der Nagelpilz ab, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen oder gar andere anzustecken.
Eine wirksame Therapie begrenzt das Ansteckungsrisiko für die Personen im gleichen Haushalt oder in der näheren Umgebung.
Wichtig innerhalb eines Haushaltes mit einem Erkrankten ist die gute alte Kochwäsche oder zumindest ein Waschgang von 60 Grad Celsius. Dabei werden die Pilzsporen abgetötet. Äußerste Hygiene ist erforderlich bei der Nagelpflege im Haus: Alle dafür verwendeten Utensilien müssen gesondert aufbewahrt und regelmäßig desinfiziert werden. Wer infiziert ist, sollte im Bett Socken tragen – andernfalls verbreiten sich die Pilzsporen in der Bettwäsche. Andere Körperteile oder der Partner könnten so infiziert werden.
Vorbeugung ist möglich
In öffentlichen Einrichtungen ist es sinnvoll, stets nur eigene Handtücher zu verwenden und als Unterlage zu benutzen. Jeder sollte auch Badeschlappen tragen.
Sportler und körperlich aktive Menschen achten gut auf passendes, bequemes Schuhwerk, das sie regelmäßig sorgfältig reinigen und gut trocknen lassen. Spezielle Pflegemittel dafür sind im Handel erhältlich.
Wer zu den gefährdeten Personengruppen zählt, sollte eventuell über regelmäßige medizinische Fußpflege nachdenken, um einem Nagelpilz oder Hautpilz vorzubeugen.
Quellen anzeigenQuellen ausblenden
Netdoktor, Sophie Matzik und Martina Feichter – Nagelpilz: https://www.netdoktor.de/krankheiten/nagelpilz/ (online, letzter Abruf: 19.10.2019)
Lifeline, Silke Stadler – Wie entsteht Nagelpilz und wer ist gefährdet? Ursachen und Risikofaktoren: https://www.lifeline.de/krankheiten/nagelpilz/ursachen/ (online, letzter Abruf: 19.10.2019)
Wikipedia (englisch) – Onychomycosis: https://en.wikipedia.org/wiki/Onychomycosis (online, letzter Abruf: 19.10.2019)