Mehr als jeder zehnte Deutsche hat oder hatte bereits einmal im Leben mit Nagelpilz zu tun – eine unangenehme, äußert hartnäckige und hochansteckende Erkrankung. Die Behandlung gestaltet sich schwierig und dauert lange. Eine Laserbehandlung bietet neben den etablierten Methoden eine weitere Möglichkeit, den Nagelpilz zu bekämpfen.
Nagelpilz wird von Fadenpilzen wie Trichophyton rubrum und Epidermophyton floccosum ausgelöst. Auch Hefepilze (Candida) und in seltenen Fällen bestimmte Schimmelpilze können verantwortlich sein. In etwa 80 Prozent aller Fälle sind nicht die Fingernägel, sondern die Fußnägel der Patienten befallen.
Herkömmliche Behandlungsmethoden sind die äußerliche wie die orale Anwendung von Antimykotika: Salben, Tinkturen oder Tabletten, die die Nagelpilz-Erreger zum Rückzug zwingen.
Alternativ kommt zur Bekämpfung von Nagelpilz heute eine spezielle Laser-Therapie in Frage. Doch sie eignet sich nicht für alle Patienten. Zudem sind die Krankenkassen und viele Schulmediziner noch skeptisch, was den Erfolg der Anwendung betrifft.
Nagelpilz ist keine Bagatellerkrankung. Ohne Therapie kommt es zu einer Zerstörung der befallenen Nägel und das Nagelbett entzündet sich. So lange, bis eine Behandlung ihre Wirkung entfaltet, breitet sich die Infektion weiter aus. Andere Haushaltsmitglieder können sich leicht anstecken: Viele Nagelpilz-Erreger sind identisch mit den Auslösern von Fußpilz. Im Falle einer Infektion mit Candida-Pilzen könnten diese sich sogar über Bettlaken oder Handtücher an Stellen wie im Intimbereich ansiedeln – keine appetitliche Vorstellung. Umso wichtiger ist es, Nagelpilz schnell und nachhaltig zu therapieren.
Die konservative Behandlung von Nagelpilz erfolgt mit Hilfe von Antimykotika. Dies sind Präparate, die die entwickelten Pilze samt deren Sporen und den Pilzfäden oder Hyphen zuverlässig abtöten. Das verhindert auch deren Vermehrung. In schweren Fällen wird die Einnahme der Mittel in Tablettenform notwendig. Hier müssen Patienten mit Nebenwirkungen rechnen: Hautallergien, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Irritationen zählen dazu. Liegt beispielsweise eine Leberfunktionsstörung vor, darf das orale Mittel Terbinafin keinesfalls eingesetzt werden. Das erschwert eine effektive Behandlung.
Bis zum vollständigen Abheilen und Verschwinden der Infektion können bei der konservativen Behandlung bis zu zwölf Monate vergehen. Das Rückfallrisiko ist hoch, insbesondere bei Personen, deren Immunabwehr ohnehin durch Vorerkrankungen geschwächt ist, etwa durch Diabetes, Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte).
Je eher die Therapie einsetzt, desto besser ist es: Im Anfangsstadium genügt die äußerliche Anwendung der Anti-Pilz-Präparate. Patienten können hier mit gezielter Fußpflege und Konsequenz beim Auftragen der Mittel selbst viel erreichen. Dabei sollten sie auf Schwimmbad- oder Saunabesuche verzichten, um andere vor Ansteckung zu bewahren.
Dermatologen bieten Patienten mit Nagelpilz eine echte Alternative. Die Nebenwirkungen wie bei der Einnahme von Antimykotika drohen in diesem Falle nicht. Daher kann die Laserbehandlung bei vielen Patienten vorgenommen werden, die keine Tabletten gegen Nagelpilz einnehmen dürfen. Noch fehlt es an Langzeit-Studien, was die Rückfallquote nach der Lasertherapie betrifft. Und nur spezielle Laser helfen. Doch die Anfänge dieser neuen Therapie sind vielversprechend.
Von den Pilzsporen ist bekannt, dass sie vielen gängigen Desinfektionsmitteln und selbst verhältnismäßig hohen Temperaturen widerstehen können. Patienten sollten beispielsweise Bett- und Leibwäsche in die Kochwäsche geben, um Ansteckungsquellen im Haushalt auszuschalten. Bei einer Laserbehandlung werden bis zu 80 Grad Celsius freigesetzt, um das zuvor eingescannte Behandlungsfeld gleichmäßig zu bearbeiten. Das tötet alle Pilzsporen in diesem Bereich zuverlässig ab.
Doch auch die Wellenlänge der Laserstrahlen scheint eine Rolle zu spielen. Erst seit 2010 sind spezielle Laser offiziell zur Behandlung von Nagelpilz zugelassen. Bisher wurden sie eingesetzt, um befallene Nägel chirurgisch zu entfernen. Wie jeder derartige Eingriff war ein solcher Prozess mit längeren Schmerzen und dem Risiko von Entzündungen verbunden. Doch auch bei mehr oberflächlicher Anwendung stellt sich mit modernen Arten von Lasern ein Erfolg ein.
Gängig bei der Nagelpilzbehandlung sind heute vor allem die Neodym:YAG-Laser mit unterschiedlicher, kurz- oder langgepulster Strahlung. Beispielsweise kommen sie oft mit einer Wellenlänge von 1064 Nanometern (nm) zum Einsatz.
Unter den neueren Lasern sind Dioden-Laser (Laser mit zwei Wellenlängen) mit niedrigen Wellenlängen von 405 und 635 nm. Hier ist die Gefahr von Schmerzen oder Dauerschäden am Nagelbett beinahe ausgeschlossen.
Weitere Varianten sind Diodenlaser mit einer Wellenlänge zwischen 808 nm und 980 nm, Erbium-Laser oder CO2-Laser ebenso wie sogenannte Blitzlampen.
Die CO2-Laser werden bereits seit etwa 30 Jahren verwendet: Mit ihrer Hilfe wurden bisher befallene Nageloberflächen abgetragen, um den Antimykotika leichteren Zugang zu verschaffen.
Vor der Behandlung werden befallene Nägel abgeschliffen. Anschließend werden in einer viertelstündigen Sitzung alle Zehennägel oder Fingernägel, befallen oder nicht, nacheinander bestrahlt. Bis zu sechs Therapieeinheiten im Abstand von mehreren Wochen sind notwendig, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Empfehlenswert ist eine weitere Bestrahlung nach etwa einem halben Jahr.
Die Bestrahlung sollte stets mit der konservativen Salben- und Tabletten-Behandlung kombiniert werden. Die strengen Hygienemaßnahmen vonseiten des Patienten dürfen vor einer vollständigen Heilung nicht gelockert werden.
Mehrere Laborstudien weisen darauf hin, dass die Bestrahlung mit dem Laser das Pilzwachstum verlangsamt und im besten Falle stoppt. Die hohe Temperatur scheint aber nicht das einzige Kriterium zu sein. Einige Lichtwellenlängen erzeugen freie Radikale, die die Pilze schädigen, oder stärken auch die Immunabwehr des Patienten.
Klinische Tests lieferten einige gute Ergebnisse: Nach etwa drei Monaten mit mehreren Laserbehandlungen waren je nach Studie bei 50 bis über 80 Prozent der beobachteten Nagelpilz-Patienten Besserungen zu verzeichnen. Bei vollständiger Heilung wuchsen gesunde, glatte Nägel nach. Doch bis dies vollständig geschieht, vergeht oft mehr als ein Jahr – was eine saubere Diagnose am Ende der Therapie erschwert. In einer Studie betrug die Erfolgsquote sogar über 95 Prozent.
Die Mediziner führen die Erfolge auf
durch die Bestrahlung zurück.
Doch die Studienlage ist widersprüchlich und die richtige Methodik wurde teils nicht eingehalten. Andere Studien zeigen zum Beispiel lediglich einen leichten Anfangseffekt und nach einem Jahr keinen Unterschied zwischen den Patienten, die mit dem Laser behandelt wurden, und denen, die nicht behandelt wurden. Zu der Fragestellung ist demnach weitere Forschung notwendig.
Moderne Laser sind in ihrer Wirkungsweise so angepasst, dass die Nagelsubstanz als solche nicht zerstört wird. Entsprechend beschränken sich etwaige Nebenwirkungen auf leichtes Kribbeln, Pieksen oder Wärmeempfinden. Die Behandlung selbst ist schmerzfrei.
Doch gerade bei einigen Nagelpilz-Hochrisikogruppen dürfen die Laser nicht angewandt werden. Dies sind unter anderem Patienten mit Diabetes mellitus und solche mit Gefäßerkrankungen. Die Gefahr von Gefäßverletzungen ist in diesen Fällen zu groß.
Die Krankenkassen erachten die Laserbehandlung gegen Nagelpilz derzeit noch als uneffektiv. Sie erstatten die Kosten allenfalls dann, wenn der behandelnde Arzt nachdrücklich auf die Notwendigkeit der Therapie hinweist. Pro Sitzung können daher Kosten in Höhe zwischen 150 und 500 Euro auf die Betroffenen zukommen.
Das Argument der Kassen lautet: Noch konnte nicht exakt geklärt werden, wann, warum und wie genau die Bestrahlung zum Erfolg führt. Auch ein echter Zeitgewinn auf dem Weg zur Heilung ist nicht gegeben.
Bislang sind die geeigneten Geräte für die Laserbehandlung bei Nagelpilz noch nicht weit verbreitet. Sie sind teuer und nur wenige spezialisierte Dermatologen verfügen darüber. Das treibt die Behandlungskosten in die Höhe.
Die Laser-Methode ist dennoch eine Alternative für alle, die stark von Nagelpilz betroffen sind und die Einnahme der Antimykotika vermeiden möchten oder müssen.
Pharmazeutische Zeitung, Inga Richter – Laser als neue Behandlungsoption: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-262016/laser-als-neue-behandlungsoption/ (online, letzter Abruf: 05.11.2019)
infoMedizin – Nagelpilz (Onychomykose): https://www.infomedizin.de/krankheiten/nagelpilz/#laserbehandlung-gegen-nagelpilz (online, letzter Abruf: 05.11.2019)
Netdoktor, Sophie Matzik und Martina Feichter – Nagelpilz - Laser: https://www.netdoktor.de/krankheiten/nagelpilz/laser/ (online, letzter Abruf: 05.11.2019)
aktualisiert am 06.11.2019