Nagelpilz ist keine Erkrankung, die spontan und von selbst abheilt. Selbst die beste Hygiene greift nicht, wenn die Infektion sich festgesetzt hat. Ohne eine konsequente Therapie schreitet die Infektion immer weiter fort. Die Behandlung von Nagelpilz richtet sich nach der Schwere und Ausdehnung der Erkrankung.
Therapien wie das Auftragen von Lacken und Tinkturen gegen Pilze oder die Einnahme von wirksamen Tabletten bei Nagelpilz haben sich in der Praxis und in zahlreichen Studien bewährt. Leider existiert noch keine zu 100 Prozent sichere und nachhaltige Behandlung.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Heilung sind eine
bei einem starken Immunsystem.
Auslöser von Nagelpilzinfektionen sind in 80 Prozent aller Fälle Fadenpilze oder Dermatophyten. Vorherrschend sind dabei die Arten Trichophyton rubrum oder mentagrophytes.
Hefepilze wie Candida albicans oder parapsilosis können sich ebenfalls unangenehm an den Fingernägeln oder Fußnägeln bemerkbar machen. In weniger als fünf Prozent aller Infektionen oder als Sekundärinfektion (Ansteckung bei bereits bestehenden Infektionen) tauchen Gewebeproben mit den Pilzarten Aspergillus, Fusarium oder Scopulariopsis auf, die zu den Schimmelpilzen gehören.
Betroffene leiden nicht nur unter unansehnlichen Zehennägeln oder Fingernägeln. Sie wissen auch um das Risiko einer Weiterverbreitung der Erreger des Nagelpilzes. Zusätzlich droht eine ganze Reihe von schmerzhaften Beschwerden.
Mit dem Fortschreiten der Erkrankung werden die Nagelplatten vollständig zerstört. Das ungeschützte Nagelbett entzündet sich und ist eine Eingangspforte für weitere Infektionen (Sekundärinfektionen).
Prinzipiell sind alle Fälle von Nagelpilz heilbar. Die Therapie gestaltet sich oft jedoch schwierig und dauert Wochen, meist sogar Monate. Außerdem ist das Risiko eines Rückfalls (Rezidivs) hoch.
Mehrere Therapieansätze sind möglich:
Begleitet wird jede Therapie durch gezielte Nagelpflege. Diese umfasst
Zusätzlich müssen noch strenge Hygienemaßnahmen im Haushalt des Betroffenen ergriffen werden. Schuhe müssen wöchentlich konsequent desinfiziert werden. Socken und Handtücher sowie Badezimmerteppiche sind bei über 60 Grad Celsius oder am besten in der Kochwäsche zu waschen, um die Pilzsporen abzutöten. Der Boden muss mit Desinfektionsmittel gewischt werden und Barfußlaufen ist tabu.
Tinkturen und Lacke mit einem breiten Wirkungsspektrum gegen Hautpilz und Nagelpilz sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Diese Behandlung empfiehlt sich, wenn nur einzelne Nägel oder nur Teilflächen einzelner Nägel befallen sind. Solange die Nagelwurzel (Matrix) nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, kann gesundes Keratin (Hornsubstanz des Nagels) nachwachsen. Sind diese Bedingungen erfüllt, helfen lokale Mittel zum Auftragen auf den Nagel.
Lacke gegen Nagelpilz lassen sich zeitsparend und ohne Schwierigkeiten anwenden: Die befallenen Nägel werden eventuell mit einer Feile abgetragen oder aufgeraut. Anschließend werden sie mit Alkohol abgetupft und die Lacke aufgetragen.
Die wasserlöslichen Varianten müssen mindestens sechs Stunden auf den Nägeln verbleiben. Baumwollhandschuhe oder -socken empfehlen sich, wenn die Mittel über Nacht aufgetragen werden. Mit dem nächsten Bad oder der nächsten Dusche gehen sie ab und erneutes Auftragen ist möglich. Wasserfeste Lacke verbleiben länger auf dem Nagel.
Die Häufigkeit der Anwendung variiert je nach Präparat und Inhaltsstoff. Ein gängiger Wirkstoff ist Ciclopirox, der gleichzeitig entzündungshemmend und antibakteriell ist. Dies gilt nicht für den zweiten bekannten Wirkstoff, Amorolfin, der jedoch eine etwas höhere Wirksamkeit gegen die Pilze aufweist. Beide Substanzen greifen in den Zellstoffwechsel der Pilze ein und bringen sie so zum Absterben.
Inzwischen gibt es Kombi-Sets mit dem Anti-Pilz-Wirkstoff Bifonazol und einer zweiten Salbe mit Urea (Harnstoff). Das erste Präparat stoppt das Wachstum und die Zellaktivität der Pilze, das zweite hilft, befallenes Nagelmaterial abzutragen und aufzulösen. Dann kann das Anti-Pilz-Mittel auch besser an die Erreger gelangen.
In schweren und hartnäckigen Fällen (mehrere betroffene Nägel, ausgedehnte Nagelveränderung, Befall der Nagelwurzel) ist die Einnahme rezeptpflichtiger Medikamente gegen Nagelpilz notwendig. Diese Substanzen stören ebenfalls den Zellstoffwechsel der Pilze und töten diese nach und nach ab. Die enthaltenen antimykotischen Wirkstoffe sind:
Das exakte Wirkungsspektrum ist jeweils etwas unterschiedlich gelagert. Eine genaue Bestimmung des jeweiligen Pilzes hilft bei der Entscheidung.
Vor der Behandlung müssen die Risiken der Behandlung beurteilt werden. Terbinafin darf auf keinen Fall von Schwangeren und stillenden Müttern eingenommen werden, ist aber im Allgemeinen für ältere Patienten gut geeignet. Bestehen Leberfunktionsstörungen, kommt Terbinafin nicht in Frage. In Schwangerschaft und Stillzeit können in Ausnahmefällen Clotrimazol oder Miconazol verordnet werden.
Itraconazol eignet sich nicht für Patienten mit Herzschwäche oder Leberproblemen. Fluconazol eignet sich aufgrund seiner guten Verträglichkeit auch für Kinder. Doch hier sind vermehrt Wechselwirkungen mit anderen Mitteln möglich.
Natürliche Heilmittel, die als fungizid (pilztötend) gelten, sind beispielsweise
Bäder mit Kaliumpermanganat sollen sich auch bewährt haben. Das Mittel ist als Pulver oder als Lösung erhältlich.
Gut für das Immunsystem und auch lokal anwendbar ist frischer Knoblauch mit seinen stark desinfizierenden Eigenschaften. Auch Backpulver, Kokosöl, Essigsäure oder Zitronensäure sollen hilfreich sein.
Noch liegen kaum Studien über die Erfolge dieser und ähnlicher alternativer Therapien vor. Solche Hausmittel gegen Nagelpilz können parallel zu den ärztlich verordneten Präparaten eingesetzt werden, können diese aber nicht ersetzen.
Verschiedene Nagelpilz-Stifte mit Säuren, ätherischen Ölen, natürlichen und pflegenden Substanzen können eingesetzt werden. Sie verändern das Milieu am Nagel. Pilze sollen dann nicht mehr so gut gedeihen können. Wirksam gegen die Pilze selbst sind sie nicht.
Alternativ können homöopathische Mittel oder Schüßler-Salze eingenommen werden. Zur exakten Auswahl, Dosierung und Anwendung sollten Betroffene einen erfahrenen Heilpraktiker konsultieren. Ein Wirkungsnachweis dieser Mittel ist nicht gegeben. In schweren Fällen sind Experimente oder eine versuchte Selbstmedikation fehl am Platz.
Patienten müssen die teure Laserbehandlung von Nagelpilz noch immer selbst finanzieren – die wenigsten Krankenkassen übernehmen die Bezahlung. Doch für viele Patienten ist der Laser eine gute Alternative. Neben- oder Nachwirkungen sind als gering zu erachten. Behandelte beobachteten ein Wärmegefühl, seltener ein Prickeln oder Stechen.
Wie und warum die Laserstrahlen den Pilz töten, ist noch nicht genau bekannt. Bislang verfügen auch nur wenige Hautärzte über die dafür notwendigen Laser.
Vor der Laserbehandlung wird befallenes Nagelmaterial abgeschliffen und entfernt, anschließend der Laser eingesetzt. Parallel zur Bestrahlung und zwischen den Sitzungen können Cremes, Salben, Tinkturen oder Lacke eingesetzt werden. Auf diese Weise bleiben keine aktiven Pilzsporen übrig. Innerhalb von zwei bis vier Monaten sollten die Nägel wieder glatt und gesund nachwachsen. Notwendig sind zwischen vier und acht Sitzungen in 14-tägigem Abstand.
Die chirurgische Entfernung von betroffenen Nägeln gilt heutzutage als nicht mehr empfehlenswert. Sie kommt lediglich noch in absoluten Ausnahmefällen in Frage, da die Pilze nicht beseitigt werden und weitere Schäden in Kauf genommen werden.
Deutsches Ärzteblatt, Gabler-Sandberger, E. – Onychomykose: Höhere Heilungsraten und kürzere Therapiedauer: https://www.aerzteblatt.de/archiv/10506/Onychomykose-Hoehere-Heilungsraten-und-kuerzere-Therapiedauer (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
Allgemeinarzt-online, Hans-Jürgen Tietz – Erfolgreiche Therapie in der täglichen Praxis: https://www.allgemeinarzt-online.de/politik/a/erfolgreiche-therapie-in-der-taeglichen-praxis-1817650 (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
gesundheitsinformation.de – Nagelpilz: Lack, Creme oder Tabletten?: https://www.gesundheitsinformation.de/nagelpilz-lack-creme-oder-tabletten.2672.de.html?part=behandlung-tl (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
Apotheken Umschau, Dr. Martina Melzer – Nagelpilz richtig behandeln: https://www.apotheken-umschau.de/Nagelpilz/Nagelpilz-richtig-behandeln-278841.html (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
Netdoktor, Sophie Matzik, Martina Feichter – Nagelpilz - Laser: https://www.netdoktor.de/krankheiten/nagelpilz/laser/ (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
Netdoktor, Sophie Matzik, Martina Feichter – Nagelpilz: https://www.netdoktor.de/krankheiten/nagelpilz/ (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
Deximed, Martina Bujard – Nagelpilz: https://deximed.de/home/b/haut/patienteninformationen/nagelerkrankungen/nagelpilz/ (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
Dr. med. Harald Bresser – Nagelpilz-Behandlung: https://www.drbresser.de/haende-und-fuesse/nagelpilz-onychomykose/ (online, letzter Abruf: 13.11.2019)
aktualisiert am 14.11.2019