Beim Nagelpilz handelt es sich um eine Infektion der Zehen- oder Fingernägel, die durch Sprosspilze oder Fadenpilze (Dermatophyten) verursacht werden. In der Medizin wird sie auch als Nagelmykose, Onychomykose oder Tinea unguium bezeichnet. Viel häufiger sind die Fußnägel betroffen, als die Fingernägel.
Der Nagel selbst ist totes Material, welches ursprünglich aus aktiven Zellen des Nagelbettes entsteht. Fingernägel bestehen aus mehreren Eiweißschichten und besitzen einen Wassergehalt von etwa fünf Prozent. Sie wachsen normalerweise etwa einen Millimeter pro Woche. Es gibt aber eine ganze Reihe von Störfaktoren, sowohl äußerliche als auch innerliche, die das gesunde Nagelwachstum beeinflussen und den intakten Nagel schädigen können. Dazu gehört unter anderem die Pilzinfektion.
Durch den Pilzbefall werden die Nägel dick, rillig und rau. Sie wirken glanzlos, es kommt zur Ausbildung von Streifen und weißlich-gelblichen Färbungen. An den Nägeln kommt es zudem zu Abschilferungen bis hin zum bröckligen Zerfall der Nägel, wenn sie nicht frühzeitig behandelt werden.
Besonders gefährdet sind Patienten die bereits unter einem Fußpilz leiden, denn hier kommt es schnell zu einer weiteren Ausbreitung, mit Befall der Nägel. Weiterhin prädisponiert sind Diabetes mellitus Kranke, Patienten mit Durchblutungsstörungen, Nagelekzemen und Nagelpsoriasis, sowie genetische Faktoren. Aber auch das Tragen von unpassendem Schuhwerk oder von nicht-atmungsaktiven Synthetikstoffen fördert die Ausbreitung von Pilzen.
Auch ein feucht warmes Milieu begünstigt die Entstehung von Pilzen, daher sind die Zehennägel auch häufiger gefährdet. In mehr als 80 Prozent der Fälle ist der Nagel der Großzehe von einem Pilzbefall betroffen. Es handelt sich meistens um den Erreger Trichophyton rubrum. Die Pilzerkrankung ist oft sehr langwierig und auch schwer zu behandeln, da sie sehr hartnäckig und stabil ist.
Jeder fünfte Erwachsene (zwischen 18 und 65 Jahren) leidet unter einem Pilzbefall der Zehennägel und benötigt dringend eine antimykotische Behandlung. Etwa 13 Prozent aller Frauen und Männer in Deutschland leiden unter einer Nagelpilzerkrankung.
Man kann sehen das die Erkrankung in den letzten fünfzig Jahren drastisch zunahm und die Experten vor einer weiteren Ausbreitung warnen.
Der Körper allein ist nicht in der Lage eine Nagelpilzinfektion effektiv zu bekämpfen. Eine konsequente Behandlung ist daher erforderlich, damit sich der Erreger nicht weiter ausbreitet. Hier verwendet man oft eine Kombination aus einem speziellen Nagellack und einem Antimykotikum. Auch muss man immer mit einer langen Therapiedauer rechnen.
Eine Nagelpilzinfektion entsteht nicht über Nacht, meistens geht dem Nagelpilzbefall eine Fußpilzinfektion voraus. Der Fußpilz ist sehr stark verbreitet und betrifft häufig die Zehenzwischenräume. Die Zehenzwischenräume sind meistens sehr feucht und weisen daher eine aufgeweichte Haut in diesem Bereich auf. Das Gewebe wird dadurch angreifbar, besonders für die Pilze. Leiden die Patienten dagegen unter trockener und gesunder Haut, so hat der Erreger hier kaum eine Chance.
Der Fußpilz sollte sofort mit einem Antipilzmittel (erhältlich als Creme, Lösung, Gel oder Puder) behandelt werden. Die Infektion klingt dann in der Regel in zwei bis vier Wochen ab. Wird dagegen aber nichts unternommen, so breitet sich der Pilz meistens weiter aus. Er wandert an den Zehen entlang Richtung Nagel bzw. Nagelbett und dringt hier an unterschiedlichen Stellen in den Nagel ein. Ein gesunder Nagel ist meistens von einer Pilzinfektion nicht betroffen.
Erst wenn im Bereich der Nägel folgende Veränderungen auftreten, so besteht hier die Gefahr einer Infektion:
Die Pilzinfektion wird überwiegend ausgelöst durch Dermatophyten der Gattung
Selten führen Hefepilze (Candida Spezies) und Schimmelpize zu einem Nagelpilz. Weiterhin können Durchblutungsstörungen und bestimmte Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus die Entstehung einer Pilzinfektion fördern.
Nagelpilz wird oft von den Betroffenen nicht als Pilzerkrankung erkannt. Typische Symptome die auf eine Pilzerkrankung hinweisen, sind:
Wird die Erkrankung durch Fadenpilze verursacht, so beginnt die Verfärbung meist am freien Nagelrand. Dagegen beginnen die Verfärbungen bei Hefeinfektionen vor allem am Nagelwall, das ist der Bereich wo der Nagel herauswächst.
In den meisten Fällen ist ein Nagelpilz mit bloßem Auge zu erkennen. Doch um den Verdacht zu bestätigen werden vom befallenen Nagel Hornteile abgeschabt und näher untersucht.
Durch das Anfärben des Nagelmaterials mit einer speziellen Tinte, werden Pilzfäden unter dem Mikroskop sofort sichtbar gemacht. Anschließend kann man eine Pilzkultur anzüchten, um den Erreger zu finden. Erst wenn der Erreger bekannt ist, kann man eine gezielte Therapie einleiten.
Oft diagnostizieren Ärzte den Nagelpilz falsch, daher sollten Sie am besten auf eine Pilzkultur bestehen. Denn mehr als die Hälfte der Nagelmykosen werden falsch diagnostiziert, laut Schätzungen der Experten. Erst durch die genaue Bestimmung der Erreger in einer Kultur, kann die richtige Ursache ermittelt werden.
In Japan ist es einem Wissenschaftlerteam gelungen, eine neue Technik zu entwickeln, die Pilzerreger schnell und zuverlässig bestimmen kann. Mit dieser neuen Technik kann man ein bestimmtes Gen der Pilzerreger sichtbar machen. Dieses Gen ist wiederum bei den verschiedenen Spezies unterschiedlich lang und macht es deshalb möglich, dass eine schnelle und differenzierte Diagnose gestellt werden kann.
Für die eindeutige Bestimmung des Erregers musste man bisher Pilzkulturen anlegen, die viel Zeit erfordert. Denn bis die individuellen Strukturen einer Pilzkultur sichtbar werden, vergehen oft fünf bis sechs Wochen. Zudem ist eine sichere Diagnosestellung nicht immer einfach, selbst für einen erfahrenen Mykologen (Spezialist für Pilzerkrankungen), da die strukturellen Unterschiede zwischen den Arten oft sehr fein sind.
Hingegen liefert die neue Technik aus Japan eine sichere Diagnose in nur zwei bis drei Tagen. Dies ist in so kurzer Zeit möglich, da hier anstatt einer großen, ausgereiften Pilzkultur nur ein wenig DNS (Erbinformation) des Erregers benötigt wird. Das genetische Material wird hier aus kleinen Pilzkulturen gewonnen, die nach wenigen Tagen entstehen.
Nicht jede Nagelveränderung bedeutet gleich Nagelpilz. Es gibt zahlreiche Ursachen wie beispielsweise Schuppenflechte oder Infektionen, die ähnliche Beschwerden aufweisen können. Besonders Schuppenflechte (Nagelpsoriasis) und Nagelpilz werden leicht verwechselt, da beide Erkrankungen typischerweise gelbe, braune oder graue Verfärbungen an den Nägeln aufweisen können.
Zudem können sich bei beiden Krankheiten eine dicke Schicht aus gelblichem, bröckeligem Hornmaterial ausbilden. Bei der Nagelpsoriasis sind darüber hinaus oft weitere Körperstellen betroffen.
Nagelschäden können auch durch Nagellack oder chemische Reinigungsmittel hervorgerufen werden. Zudem kommt es häufig zu Verfärbungen und kleinen Schäden durch Rauchen, Farben, Putzmittel oder anderen Chemikalien.
Darüber hinaus können Nagelveränderungen auch durch innere Störungen ausgelöst werden. Diese können sein Mangelzustände und Stoffwechselstörungen, seltener auch Infektionen, Haut- oder Schilddrüsenerkrankungen. So entstehen auf den Fingernägeln bestimmte Merkmale, die dem erfahrenen Arzt wertvolle diagnostische Hinweise geben.
Nagelveränderungen und ihre möglichen Ursachen:
Hier handelt es sich um stecknadelkopfgroße Aussparungen auf der ansonsten gesunden Nagelplatte. Sie entstehen durch die Ablösung von Hornzellen auf der Nageloberfläche. Treten die Grübchen vereinzelt auf, so sind sie in der Regel harmlos.
Zahlreiche kleine Grübchen in der Nagelplatte, die an beiden Händen regelmäßig zu beobachten sind. Die Grübchen können entweder einzeln oder auch gruppiert auftreten. Tüpfelnägel kommen typischerweise vor bei Schuppenflechte (Link Special Psoriasis), Ekzeme oder Alopecia areata (runder Haarausfall).
Furchen können nach Infektionen und Vergiftungen auftreten. Erst wenn alle Nägel betroffen sind und die Querfurchen nicht mehr auswachsen, sollte man nach der Ursache suchen.
Längsfurchen dagegen sind nicht sehr ausgeprägt. Sie treten meist im Alter auf und haben in der Regel keinen Krankheitswert. Weiße Pünktchen und streifenförmige weißliche Verfärbungen entstehen oft durch kleine Verletzungen oder nach einem heftigen Zurückschieben des Nagelwalls im Rahmen der Maniküre. Sind mehrere Nägel gleichzeitig weiß getüpfelt, so kann ein Kalziummangel vorliegen.
Verfärbungen werden oft durch äußere Einflüsse verursacht. Oft sind an der Entstehung Kontakte mit Chemikalien oder Nagellack beteiligt. Aber auch verschiedene Medikamente wie silberhaltige Arzneien (bläulich-graue Nägel) können zu Nagelverfärbungen führen.
Auch ein Pilzbefall, Herzschwäche oder Gelbnagelsyndrom können die Nägel gelb-bräunlich erscheinen lassen.
Ölflecken sind typisch für die Schuppenflechte. Sie entstehen durch entzündliche Veränderungen im Bereich des Nagelbettes (der Haut unterhalb der Nagelplatte), die zu einer Ablösung des Nagels vom Nagelbett, in den betroffenen Bereichen führt. Es entstehen scharf begrenzte, umschriebene Verfärbungen, die durch die Nagelplatte hindurchschimmern.
Diese Ölflecken können nur an einem Nagel oder an mehreren Nägeln vorkommen. Entweder sind sie am Rand der Nagelplatte oder in der Mitte lokalisiert. Da sie in verschiedenen Gelb-, Braun- oder Grautönen schimmern, wurden sie als Ölflecken bezeichnet.
Uhrglasnägel sind große, rundlich gewölbte Nägel, die meistens mit Trommelschlegelfingern kombiniert vorkommen. Diese sind durch nach allen Seiten rundlich, stark vergrößerte Fingerendglieder, charakterisiert. Meistens sind diese Nägel Ausdruck einer Herz- oder Lungenerkrankung, die mit einem Sauerstoffmangel einhergeht. Sie kommen besonders vor bei Lungenfibrose, Lungenkrebs, Lungentuberkulose, neurologischen Störungen, Leberleiden, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder zyanotische Herzfehler (Herzfehler, die zu einer Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff führen).
Die starken Veränderungen von Fingern und Nägeln entstehen durch eine übermäßige Vermehrung der Zellzahl im Unterhautgewebe und in den Kapillaren.
Typisch sind hier muldenförmige Eindellungen der Nagelplatte, mit einer erhöhten Brüchigkeit des Nagels. Häufig kommt es durch chronischen Eisen- oder Vitaminmangel zu diesen Veränderungen. Aber auch Durchblutungsstörungen, feuchte Wärme, chemische Einwirkungen, sowie mechanische Verletzungen ("Automechanikernägel") können die Entstehung begünstigen.
Hier löst sich der Nagel vom Rand her von der Fingerkuppe ab und der abgelöste Bereich erscheint weißlich. Ursachen können sein: langer Kontakt mit Wasser und Seife bzw. Waschmittellösungen, starke Beanspruchung oder zu intensive Nagelreinigung unter dem Rand. Auch können verschiedene Krankheiten wie Schilddrüsenleiden, Diabetes sowie verschiedene Hautkrankheiten und -infektionen zu einer Nagelplattenablösung führen.
Abgesplitterte Nagelränder entstehen oft durch entfettende Seifen, aggressive Reinigungsmittel, Eisenmangel oder Nagellack. Aber auch das Spielen eines Instrument oder berufliche Beanspruchungen, können zu Nagelsplitterung führen.
Sie entstehen meistens durch äußere Einwirkungen. Hierzu zählen häufiges Waschen, Kontakt mit entfettenden Substanzen und Haushalts-Chemikalien, sowie häufige Verwendung von Nagellack und -entferner. Die Ursache kann aber auch ein Mangel an verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen sein, z.B. Mangel an Vitamin A, Vitamin B-Komplex, Biotin, Kalzium und Eisen.
Krümelnägel entstehen als Folge einer besonders stark entzündlich veränderten Nagelmatrix. Anstelle der dünnen, mechanisch belastbaren Nagelplatte bildet sich eine bis zu fünf Millimeter dicke Schicht aus gelblich verfärbtem, bröckeligem Hornmaterial.
Ein Nagelpilz muss in jedem Fall behandelt werden. Denn ohne Therapie ist die Ausbreitung des Erregers nicht aufzuhalten. Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Hier kommen verschiedene Maßnahmen in Frage:
Der befallene Nagel sollte regelmäßig geschnitten und gehobelt werden, da er eine ständige Infektionsquelle für den Betroffenen selbst und den Mitmenschen darstellt. Der Nagel sollte immer ganz kurz geschnitten werden und mit einer Feile sollte man soviel wie möglich von der Oberfläche abhobeln. Man sollte sich dabei nicht zusätzlich verletzen. Die Werkzeuge sind nach jedem Gebrauch mit 70-prozentiger Isopropylalkohol oder anderen Desinfektionsmitteln aus der Apotheke zu desinfizieren.
Wenn nur der äußere Nagelrand betroffen ist, so kann man den Pilz noch äußerlich behandeln. Hier sind spezielle Nagellacke oder Salben-Sets mit pilzhemmenden Wirkstoffen zu empfehlen, da sie das harte Nagelmaterial bis auf den Grund durchdringen können. Normale Antipilzsalben und -lösungen sind hier nicht mehr effektiv.
Die Nageloberfläche sollte man vor jedem Auftragen, mit einer Feile aufrauen oder mit einem Schaber abtragen. Erst dann ist es möglich, dass der Wirkstoff gut in den Nagel eindringen kann und so den Pilz abtötet. Es kann passieren, dass am Ende der Therapie der Pilz in den Nägeln bereits abgetötet wurde, aber bei der Verfärbung noch besteht. Daher sollten die Patienten viel Geduld haben, bis wieder ein gesunder Nagel herausgewachsen ist.
Eine Kombination von Nagellack-Therapie und die Einnahme von Antimykotika (Wirkstoff gegen Pilze) lässt die Heilungschancen erheblich steigern.
Medikamente kommen zum Einsatz wenn sich der Pilz bereits im Nagelbett befindet und mehr als die Hälfte des Nagels befallen ist. Denn hier ist der neu wachsende Nagel immer sofort infiziert. In solchen Fällen muss die Behandlung mit Tabletteneinnahme durchgeführt werden, da sich der Pilz nur noch von innen abtöten lässt. Die Wirkstoffe lagern sich in den wachsenden Nagel ein und schirmen ihn vor dem Pilz ab. Die Behandlung wird dann solange durchgeführt, bis ein gesunder Nagel herauswächst.
Die Therapie dauert in der Regel bei den Fingernägeln bis zu drei Monaten, bei den Fußnägeln sechs Monate. In hartnäckigen Fällen (v.a. am großen Zeh) kann die Behandlung sogar bis zu einem Jahr oder noch länger anhalten.
Bei einem schweren Verlauf einer Pilzinfektion wird der Nagel mittels einer Lasertherapie aufgelöst. Der Nagel wird hierbei radikal von der Nagelmatrix durch den Erbium-Laser verdampft.
Es wird empfohlen, den befallenen Nagel, morgens und abends mit 5-25%igem Essig zu betupfen. Da der Pilz zum Überleben ein basisches Milieu benötigt, bildet es sich durch die Essigbehandlung langsam zurück.
Die äußerliche Therapie ist immer schonender als die medikamentöse Behandlung von innen. Man sollte mit der Therapie sofort beginnen und nicht so lange warten, bis der Pilz im Nagelbett sitzt oder mehrere Nägel befallen hat.
Früher wurden den Patienten die Nägel häufig gezogen, da die Nester des Nagelpilzes sich meistens unter der Nagelplatte befinden. Heute wird diese schmerzhafte Prozedur aber nicht mehr durchgeführt.
Auch ist die Behandlung leider nicht immer erfolgreich, da immer noch eine hohe Rückfallquote besteht. Der Grund dafür ist, das immer mehr Pilzspezies gegen die Antimykotika unempfindlich werden.
Egal welche Therapie vom Arzt verordnet wird, für den Patienten heißt es: Geduld, Geduld, Geduld. Denn ein Nagelpilz ist hartnäckig und die Therapie muss daher konsequent und meistens über längere Zeit durchgeführt werden.
Werden die Therapie und die begleitenden Maßnahmen konsequent und ausreichend lange durchgeführt, so kann jede Pilzinfektion vollständig ausheilen. Die Behandlung kann bis zu einem Jahr oder länger dauern und erfordert die Mitarbeit des Patienten. Auch besteht aufgrund der langen Dauer immer die Gefahr, dass sich der Nagelpilz erneut ausbreitet und andere Menschen unter Umständen mit infiziert.
aktualisiert am 21.01.2022