In Deutschland erkranken jedes Jahr 154.000 Menschen an Sepsis. 36 Prozent sterben an dieser Ekrankung. Eine seltene Ursache für eine Sepsis kann auch eine Nagelentzündung sein.
Eine kleine Verletzung, oft unbemerkt geschehen, kann zu fatalen Folgen führen. Das gilt auch für eine Nagelentzündung, die im schlimmsten Fall in eine Blutvergiftung (Sepsis) übergehen kann. In der Regel klingt eine durch Bakterien ausgelöste Nagelbettentzündung in wenigen Tagen ab, wenn der Heilungsprozess durch die richtige Behandlung unterstützt wird.
Bleibt diese Therapie aus oder ist diese unwirksam, können die Krankheitserreger ins tiefere Gewebe eindringen, Gelenke, Knochen und Sehnenscheiden befallen. Schaffen es die Erreger, die Abwehrmechanismen des Körpers zu überwinden, kann eine lebensgefährliche Blutvergiftung entstehen.
Es gibt einige dokumentierte Fälle. Aus der Presse bekannt geworden sind der 28-jährige Luke Hanoman aus Großbritanien und der 57-jährige Ricky Kennedy aus Schottland. Beide geben an, dass sie an ihren Nägel gekaut haben. Eine kleine Infektion am Nagel löste bei beiden eine schwere Sepsis aus.
Luke Hanomam bekam grippeähnliche Symptome mit Schweißausbrüchen, Fieber und Schüttelfrost. Er dachte jedoch, dass er sich eine Virusinfektion zugezogen hatte, aber im Körper hatte sich eine Sepsis entwickelt. Nur durch eine rechtzeitige Behandlung in einem Krankenhaus konnte die Ekrankung gestoppt werden.
Ricky Kennedy aus Schottland erging es noch viel schlimmer. Er kaute ebenfalls an seinen Nägel. Es entwickelte sich eine kleine Blase am Finger. Weil er besorgt war, ging er zum Hautarzt, der ihm Antibiotika verschrieb. Diese schlugen nicht an und sein Zustand verschlechterte sich. Er musste in ein Krankenhaus gebracht werden, wo er mehrere Monate um sein Leben kämpfte. Viel Glück verhalf ihm dabei, wieder auf die Beine zu kommen.
Auch wenn es sehr selten vorkommt, dass durch eine Infektion am Nagel eine Sepsis ausgelöst wird, kann das nicht ausgeschlossen werden. Wer eine Sepsis entwickelt, gehört in ein Krankenhaus.
Eine Nagelentzündung oder Nagelbettentzündung entsteht meist durch das Eindringen von Bakterien. Das geschieht durch Verletzungen des Nagelbetts oder der Nagelfalz, zum Beispiel bei der Pediküre oder Maniküre, aber auch durch das Einwachsen eines Zehennagels oder durch das Kauen von Nägeln.
Wird die Nagelbettentzündung nicht oder nur unzureichend behandelt, besteht die Möglichkeit, dass diese chronisch wird. Zudem kann die Entzündung auch auf benachbartes Gewebe übergreifen.
Die Nagelentzündung wird hauptsächlich mit desinfizierenden Mitteln (Salben) behandelt. Bäder mit Kernseife und/oder Kräutersud (zum Beispiel Kamille) unterstützen den Heilungsverlauf. Wenn die Entzündung jedoch nicht abklingt, Fieber, Schüttelfrost, Lymphknotenschwellungen und ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten, muss ein Antibiotikum eingesetzt werden. Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Penicilline (zum Beispiel Cefalexin oder Clindamycin) wirken besonders gut gegen Staphylokokken, die meist Auslöser einer Nagelbettentzündung sind.
Nicht immer gelingt jedoch eine erfolgreiche Behandlung der Nagelbettentzündung. So sind in einigen Fällen die anfangs gegebenen Antibiotika unwirksam. Aus einer ursprünglich harmlosen Nagelbettentzündung kann sich eine Sepsis entwickeln, die einen gefährlichen Zustand für den Organismus darstellt. Gerade deswegen ist es so wichtig, umgehend einen Arzt aufzusuchen, wenn der Gesundheitszustand sich plötzlich verschlechtert.
Anzeichen einer Sepsis sind:
Jeder Blutvergiftung liegt ein lokaler Entzündungsherd zugrunde, der sich irgendwo im Körper befindet. Selbst etwas Banales wie eine Nagelbettentzündung kann zu einer Sepsis führen. Die Bakterien verteilen sich im Blutkreislauf und es kommt zu einer starken Entzündungsreaktion, die schwerwiegende Folgen hat. Grundvoraussetzung hierfür ist, dass die Erreger es schaffen, die lokalen Abwehrmechanismen zu überwinden. Gefährdet sind hauptsächlich Personen, die ein geschwächtes Immunsystem haben beziehungsweise bereits an einer schweren Grundkrankheit leiden.
Eine Blutvergiftung ist im Anfangsstadium nicht immer zu erkennen, weil sie oft mit anderen Krankheiten wie einem grippalen Infekt in Verbindung gebracht wird. Der Betroffene leidet unter einer deutlichen Erhöhung der Körpertemperatur. Dazu kommt in den meisten Fällen Schüttelfrost. Die Atmung ist flach und der Pulsschlag beschleunigt, meist begleitet von Bewusstseinsstörungen. Der Blutdruck ist niedrig. Häufig liegt der obere Wert unter 90 mmHg. Eine verminderte Harnausscheidung deutet auf eine Nierenfunktionsstörung hin.
Weit verbreitet ist die Annahme, dass ein roter Streifen auf der Haut mit Ausgangspunkt an einer Wunde ein untrügliches Zeichen für eine Sepsis sei. Ein roter Streifen auf der Haut deutet auf eine Entzündung der Lymphgefäße hin, eine Lymphangitis, die wie die Sepsis oft ebenfalls als Blutvergiftung bezeichnet wird. Es ist zunächst ein Hinweis auf eine örtliche Entzündung. Daraus kann sich aber eine Sepsis entwickeln. Deshalb sollte sofort mit der ärztlichen Therapie begonnen werden, um dies zu verhindern.
Der Arzt wird die Krankengeschichte aufnehmen und eine Blutuntersuchung veranlassen, um die richtige Diagnose zu stellen.
Sind die Zeichen einer Sepsis klar erkennbar und ist der Gesundheitszustand des Betroffenen besorgniserregend, muss er sofort ins Krankenhaus eingewiesen werden. Eine intensivmedizinische Behandlung ist unumgänglich. Ist der Krankheitskeim noch nicht festgestellt, wird ein Antibiotikum verabreicht, das gegen eine möglichst große Zahl von verschiedenen Erregern wirkt. Die Therapie wird später gezielt auf die Art des Keimes eingesetzt, sobald die Laboranalyse vorliegt.
Handelt es sich um eine milde Form einer Sepsis, ist die Gabe eines Antibiotikums meist ausreichend. Bei einem schweren Krankheitsverlauf ist das jedoch nicht genug und weitere intensivmedizinische Maßnahmen müssen ergriffen werden. Dazu gehört die Stabilisierung des Blutdrucks, oft auch ein operativer Eingriff, um befallenes und abgestorbenes Gewebe zu entfernen und den Infektionsherd zu beseitigen. Es ist wichtig, die infizierten Stellen zu spülen oder eine Flüssigkeitsableitung (Drainage) anzubringen.
Die Sepsis kann zu Organschäden führen. Dies erhöht das Sterberisiko deutlich. Aus der Sepsis kann ein septischer Schock entstehen, ein Kreislaufversagen aufgrund der allgemeinen Entzündung. Der septische Schock ist ein besonders gefährlicher Zustand und für circa 60 Prozent der Betroffenen geht er tödlich aus.
Die Spätfolgen einer Sepsis können ebenfalls gravierend sein. Die inneren Organe können irreparabel geschädigt werden. Unter anderem kann es zu einer bleibenden Nierenfunktionsstörung kommen, unter der es notwendig ist, eine Dialyse regelmäßig durchzuführen. Unter Umständen kann das Gedächtnis des Betroffenen dauerhaft gestört sein. Zudem können eine allgemeine Nervenschädigung (Polyneuropathie), Muskelschwäche und psychische Auswirkungen wie Depressionen die Folgen sein.
Die Nagelbettentzündung kann schnell auf umgebende Gewebe-Anteile wandern. Eine Phlegmone, eine sich ausbreitende Entzündung, kann sich entwickeln. Diese gelangt über die Weichgewebe bis zu den Knochen und Gelenken. Alle diese Strukturen können aufgrund der Entzündung geschädigt werden.
Eine Nagelentzündung am Daumen oder eine am kleinen Finger kann zu einer V-Phlegmone führen. Das ist eine ausgebreitete Entzündung entlang der Sehnenscheiden, die sich durch den anatomischen Zusammenhang in einer V-förmigen Anordnung entwickelt.
Als Folge einer Nagelentzündung oder einer Phlegmone können an dem Finger oder an dem Zeh oder auch an weiteren Strukturen Nekrosen auftreten. Das heißt, dass das Gewebe abstirbt. Hier müssen, im schlimmsten Fall, Finger oder Zeh amputiert werden.
aktualisiert am 02.12.2019