Muskelkrämpfe können den Alltag erheblich einschränken. Bei jungen Erwachsenen, insbesondere bei Sportlern, treten sie gelegentlich auf. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. So leiden etwa einem Drittel der über 65-Jährigen regelmäßig - mindestens einmal pro Woche - unter Muskelkrämpfen. Sie können sich erheblich auf die Lebensqualität der betroffenen Menschen auswirken. Treten sie nachts auf, beeinträchtigen sie den Schlaf . Es gibt nicht eine einzige Ursache von Muskelkrämpfen, viele Ursachen können dazu führen. In einigen Fällen ist es nicht möglich, eine Ursachen zu finden.
Die meisten Muskelkrämpfe treten an den Waden und in der Fußmuskulatur auf. Grundsätzlich können Krämpfe auch an Beinen, Armen und Rumpf auftreten. Wer Muskelkrämpfe hat, denkt sofort an Magnesiummangel. Aber ein Magnesiummangel ist ein seltener Grund für Muskelkrämpfe.
Es gibt verschiedene Gründe, die Muskelkrämpfe begünstigen oder auslösen können. Welche sind das?
Nervliche Übererregbarkeit Häufig haben nächtliche Wadenkrämpfe keine spezifische Ursache, sondern sind auf eine Übererregbarkeit der Nerven zurückzuführen. Das bedeutet, dass die Nerven, die für die Muskelbewegung zuständig sind, sehr leicht gereizt werden und so Krämpfe auslösen können.
Verspannte Wadenmuskulatur Auch Verspannungen der Wadenmuskulatur können zu Muskelkrämpfen führen. Diese Verspannungen können durch Fehlhaltungen, zu wenig Dehnung, Bewegungsmangel oder manchmal auch durch wiederholte Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) im Unterschenkel hervorgerufen werden. Achte darauf, dich regelmäßig zu dehnen und aktiv zu bleiben, um das Risiko von Krämpfen zu verringern.
Verlust von Flüssigkeit (Störung im Mineralstoffhaushalt) Starkes Schwitzen bei körperlicher Anstrengung kann den Mineralhaushalt beeinträchtigen. Kalium-, Kalzium- oder Magnesiummangel können Muskelkrämpfe begünstigen oder auslösen. Um das zu vermeiden, sollte man beim Sport oder bei heißen Temperaturen darauf achten, genug zu trinken. Ein Mangel an Magnesium ist jedoch viel seltener die Ursache für Muskelkrämpfe, als viele Menschen glauben. Übrigens kann auch Durchfall durch den Verlust von Flüssigkeit Muskelkrämpfe verursachen.
Muskuläre Überlastung Überanstrengung und Ermüdung der Muskeln lösen auch Muskelkrämpfe aus. Die Theorie lautet wie folgt: Wenn unsere Muskeln überanstrengt und müde sind, geraten sie aus dem Gleichgewicht zwischen dem Signal, das sie aktiviert, und dem Signal, das sie beruhigt. Dieses Ungleichgewicht kann schließlich einen lokalen Muskelkrampf auslösen.
Hormonelle Störungen Hormonelle Störungen der Schilddrüse oder der Nebennieren sowie Unterzuckerungen können Muskelkrämpfe ebenfalls begünstigen. Auch in der Schwangerschaft treten Muskelkrämpfe häufiger auf.
Medikamente Muskelkrämpfe sind eine häufige Nebenwirkung von Medikamenten. Verschiedene Medikamente können Muskelkrämpfe auslösen, zum Beispiel entwässernde Medikamente. Welche Medikamente und Substanzen häufig Muskelkrämpfe auslösen, erfährst du in unserem Video.
Neurologische Erkrankungen Neurologische Erkrankungen, die die motorischen Nerven betreffen, können ebenfalls die Ursache für Muskelkrämpfe sein. Das kann der Fall sein bei Polyneuropathien, einer Spinalkanalstenose und Nervenwurzelschädigungen, z.B. durch Bandscheibenvorfälle,
PAVK Viele Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) der Beinarterien beschreiben die in Ruhe auftretenden Beschwerden als „Wadenkrämpfe“. In Deutschland leiden etwa 20 % der über 65-Jährigen an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Bei Patienten mit Muskelkrämpfen sollte an eine PAVK gedacht werden.
Folgende Medikamente können als Nebenwirkung Muskelkrämpfe auslösen:
Vor allem bei älteren Menschen, die häufig eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen, können Medikamente die Ursache für die Krämpfe sein. Welche Medikamente können Muskelkrämpfe auslösen?
Diuretika Diuretika, auch bekannt als entwässernde Medikamente, können Muskelkrämpfe auslösen, indem sie den Mineralstoffhaushalt des Körpers beeinflussen.
Statine Statine sind Medikamente, die zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt werden. Muskelkrämpfe sind eine häufige Nebenwirkung von Statinen.
Beta2-Sympathomimetika und Theophyllin Auch Asthmamedikamente wie Beta2-Sympathomimetika und Theophyllin können Muskelkrämpfe auslösen.
Antidepressiva und Psychopharmaka Bestimmte Antidepressiva und Psychopharmaka können Muskelkrämpfe auslösen.
Lithium Auch Lithium, ein Medikament zur Behandlung bipolarer Störungen, kann Muskelkrämpfe verursachen.
Donepezil Donepezil, ein Medikament zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit, kann als Nebenwirkung Muskelkrämpfe verursachen.
Levodopa/Carbidopa Levodopa und Carbidopa, Medikamente zur Behandlung der Parkinsonkrankheit, können ebenfalls Muskelkrämpfe auslösen.
Cholinesterase-Hemmer Cholinesterasehemmer, die bei Alzheimer und anderen neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden, können Muskelkrämpfe auslösen.
Ramipril Auch Ramipril, ein Medikament gegen Bluthochdruck, kann Muskelkrämpfe auslösen.
Cyclosporin Bei dem Immunsuppressivum Cyclosporin kann es als Nebenwirkung zu Muskelkrämpfen kommen. Es wird unter anderem bei rheumatoider Arthritis und Schuppenflechte eingesetzt..
Tamoxifen Tamoxifen, ein Medikament zur Behandlung von Brustkrebs, kann zu Muskelkrämpfen führen.
Patienten, die diese Medikamente nehmen, sollten mit Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, ob es alternative Behandlungen gibt oder die Dosierung der Medikation angepasst werden kann, um die Nebenwirkungen zu reduzieren.
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Koffein und Alkohol Bei Koffein und Alkohol handelt es sich zwar nicht um Medikamente, aber es sind Substanzen, die auch dafür bekannt sind, Muskelkrämpfe auszulösen. Koffein kann in hohen Dosen Muskelkrämpfe auslösen. Ebenfalls kann Alkohol Muskelkrämpfe Um das Risiko von Krämpfen zu verringern, sollte man den Koffein- und Alkoholkonsum reduzieren.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Folgende Maßnahmen können hilfreich sein, um die Neigung zu Muskelkrämpfen zu reduzieren:
Sofortige Dehnung Wenn Betroffene einen akuten, schmerzhaften Muskelkrampf haben, hilft sofortiges Dehnen gegen die Krampfrichtung. Die meisten Menschen machen das instinktiv. Dadurch kann der Krampf gelöst und der Schmerz gelindert werden.
Regelmäßige Dehnung Um die Neigung zu Muskelkrämpfen zu verringern und Muskelkrämpfen vorzubeugen, kann es hilfreich sein, die betroffenen Muskeln regelmäßig zu dehnen. Bei Krämpfen, die nachts auftreten, ist es sinnvoll, dies abends vor dem Schlafengehen machen.
Medikamente überprüfen Betroffene, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten prüfen, ob Muskelkrämpfe als mögliche Nebenwirkung aufgeführt sind.
Elektrische Muskelstimulation (EMS) Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine gezielte wiederholte Elektrostimulation der zu Muskelkrämpfen neigenden Muskulatur zu einer Verringerung der Muskelkrämpfe führen kann. Das hat ein Team der Sporthochschule Köln rund um den Arzt und Sportwissenschaftler Prof. Michael Behringer entdeckt. Inwiefern dieser Ansatz sich langfristig durchsetzt und welche Patienten davon profitieren können, ist noch nicht ganz erforscht.
Magnesium Magnesium hilft in den meisten Fällen nicht gegen Muskelkrämpfe. Ist jedoch ein Magnesiummangel die Ursache der Muskelkrämpfe, kann Magnesium Abhilfe schaffen. Ein Behandlungsversuch mit Magnesium ist vertretbar, da Magnesium nur wenige Nebenwirkungen hat.
Chinin Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung schmerzhafter Muskelkrämpfe ist etabliert und durch Studien belegt. Allerdings sind mit Chinin potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen verbunden, insbesondere Gerinnungsstörungen und Sehstörungen. Chinin sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
Weitere Medikamente Medikamente, die Natrium- und Kalziumkanäle blockieren (z. B. Antiepileptika oder Medikamente zur Behandlung von Nervenschmerzen), können bei Muskelkrämpfen hilfreich sein. Sie müssen jedoch regelmäßig eingenommen und von einem Arzt oder einer Ärztin überwacht werden.
Alkohol und Koffein reduzieren Gegebenenfalls es hilfreich sein, den Alkohol- und Koffeinkonsum zu reduzieren, um Muskelkrämpfen vorzubeugen. Einen Versuch ist es wert.
Fazit
In den meisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos, aber können, wenn sie häufig auftreten, die Lebensqualität erheblich einschränken. Ein Magnesiummangel ist ein seltener Grund für Muskelkrämpfe. Wenn die Häufigkeit der Muskelkrämpfe zunimmt oder diese an ungewöhnlichen Stellen wie am Rumpf oder den Armen auftreten, dann sollten Betroffene einen Neurologen oder eine Neurologin aufsuchen, um eine genauere Untersuchung durchzuführen. Besonders wichtig ist das, wenn auch Muskelzuckungen oder Muskelschwäche auftreten, um eine neurologische Erkrankung auszuschließen.