Bei einer Optikusneuritis handelt es sich um eine Entzündung des Sehnervs. Diese kann einseitig oder beidseitig eintreten. Normalerweise heilt sie innerhalb weniger Wochen ohne besondere Behandlung ab.
Typischerweise lässt das Sehvermögen einseitig innerhalb von Stunden oder Tagen nach. Scharfes Sehen ist nicht mehr möglich, auch Ausfälle im Gesichtsfeld können auftreten. Augenbewegungen oder Druck auf den Augapfel verursachen Schmerzen. Kopfschmerzen und Lichtempfindlichkeit stellen sich ein. Das räumliche und das Farbsehen leiden, Kontraste verschlechtern sich.
Treten die Entzündungen wiederholt auf, kann dies sogar zur Erblindung führen, weil der Sehnerv leidet. Daher ist bei einer Sehnerven-Entzündung gründliche Ursachenforschung angezeigt.
Patienten sollten beim Autofahren Vorsicht walten lassen – das räumliche Sehvermögen ist beeinträchtigt – und sich insgesamt zu schonen. Lesen oder Bildschirmarbeit sind problemlos möglich. Hochdosiertes Kortison bessert das beeinträchtigte Sehvermögen rasch und unterbindet die Entzündung. Bei Schmerzen hilft ein Präparat wie Ibuprofen.
Zur Diagnose der Optikusneuritis dient ein Reaktionstest der Pupillen auf helles Licht. Leitet der Sehnerv den Lichtimpuls gebührend schnell zum Gehirn weiter, verengen sich die Pupillen prompt. Verzögert sich die Reaktion, liegt eine zeitweise Störung des Sehnervs nahe, beispielsweise durch eine Entzündung.
Sehnerv-Erkrankungen treten auf, wenn sich der Patient beispielsweise mit Borreliose infiziert hat. Auch andere Infektionen oder Autoimmun-Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Rheuma können Auslöser sein. Eine Reihe von Virus-Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken oder eine Infektion mit dem Eppstein-Barr-Virus führen unter Umständen ebenfalls zu einer Optikus-Neuritis. Ähnlich verhält es sich mit bakteriellen Infektionen wie Syphilis, Katzenkratzkrankheit, Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) oder eine von Kryptokokken (eine Pilzart) ausgelöste Hirnhautentzündung. In diesen Fällen helfen Antibiotika beziehungsweise Anti-Pilz-Mittel (Antimykotika).
Möglicherweise, aber nicht zwingend, ist eine Optikusneuritis ein Hinweis auf den Beginn einer Multiplen Sklerose – bei etwa 20 Prozent aller MS-Patienten war die Sehnerven-Entzündung ein erstes, deutliches Anzeichen. Beinahe 50 Prozent aller MS-Erkrankten leiden früher oder später unter der Entzündung des Sehnervs.
Ein MRT (Magnetresonanz-Tomographie) ist ein bildgebendes Verfahren, das darüber Aufschluss gibt, ob eventuell ein Verdacht auf Multiple Sklerose besteht. Unter Umständen finden sich bei der Untersuchung „Entmarkungs"- oder Entzündungsherde, also Areale im Gehirn, in denen die Autoimmunerkrankung das Zentralnervensystem angegriffen hat. Liegen solche Befunde vor, besteht ein erhöhtes Risiko, dass ein MS-Schub bevorsteht oder im Gange ist. Je rascher die Therapie beispielsweise mit hochdosiertem Cortison einsetzt, desto besser sind die Chancen, die Erkrankung aufzuhalten.
aktualisiert am 08.11.2022