Multiple Sklerose ist keine Erkrankung, die den sofortigen Tod mit sich bringt. Zwar schränken verschiedene Symptome die Lebensqualität von Multiple-Sklerose-Erkrankten teils wesentlich ein. So kann dies auch in Bezug auf den Mobilitätsverlust oder schlimmstenfalls den Verlust des Arbeitsplatzes vorkommen. Allerdings ist die Lebenserwartung nur wenig geringer als bei gesunden Menschen.
Forscher aus Kanada gingen der Frage der Lebenserwartung erkrankter Menschen mit Multipler Sklerose nach. Im Rahmen dieser Studie wurden Daten von 24 Jahren zwischen 1980 bis 2004 von rund 7000 Erkrankten ausgewertet. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen mit Multipler Sklerose liegt bei 79 Lebensjahren. Währenddessen erreichen Männer, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, im Durchschnitt ein Alter von 74 Jahren. Im Vergleich zur Bevölkerung, die nicht an Multipler Sklerose erkrankt ist, sind dies durchschnittlich sechs Jahre weniger Lebenserwartung.
Aber auch zwischen den Krankheitsverläufen bestehen in Bezug auf die Lebenserwartung Unterschiede. So können Patienten mit einem schubähnlichen Verlauf nach Beginn der Erkrankung eine Lebenserwartung von weiteren 50 Jahren aufweisen.
Allerdings sollte kein von Multiple Sklerose betroffener Mensch die in der kanadischen Studie erforschten Resultate auf sich persönlich beziehen. Denn die Krankheitsverläufe sind individuell unterschiedlich und die Daten entsprechen lediglich Patienten, deren Erkrankung in Kliniken in British Columbia registriert wurden.
Die vorgenannte Studie stammt aus dem Zeitraum 1980 bis 2004. Mittlerweile gibt es neue Resultate. Inzwischen hält der Markt verbesserte Medikamente und Therapien gegen Multiple Sklerose bereit. Damit ist die durchschnittliche Lebenserwartung der erkrankten Personen gestiegen.
In der heutigen Zeit dürfen Patienten mit Multipler Sklerose davon ausgehen, dass ihre Lebenserwartung nur noch wenig kürzer ist als die von gesunden Menschen. Insbesondere ist dies der Fall, wenn keine weiteren hochgradigen Behinderungen vorliegen. Sofern im Verlauf der Erkrankung zusätzliche Komplikationen auftreten, ist mit einer kürzeren Lebenserwartung zwischen sechs bis zehn Jahren im Vergleich zur allgemeinen Lebenserwartung zu rechnen.
Multiple Sklerose zieht nicht immer eine schwerwiegende Behinderung nach sich. Durchgeführte Studien in Kliniken haben ergeben, dass rund 50 Prozent aller Erkrankten ohne Behandlung nach 15 Jahren immer noch in der Lage sind, sich ohne Hilfsmittel zu bewegen. Nur knapp zehn Prozent sterben an direkten Folgen von Multipler Sklerose oder auch an Komplikationen indirekter Art. Diese Resultate machen Mut und zeigen auf, dass es sich lohnt, nicht mit seinem Schicksal zu hadern.
Das Kompetenznetzwerk Multiple Sklerose arbeitet ständig an weiteren Studien. Zu welchem Zeitpunkt im Verlaufe der Erkrankung Behinderungen auftreten können, ist nicht voraussehbar. Abhängig sind eventuelle Folgeerkrankungen beispielsweise von der jeweiligen ärztlichen Versorgung. Aber auch
spielen eine entscheidende Rolle.
Eine Vielzahl der von Multipler Sklerose betroffener Menschen meint, nach Bekanntwerden der Diagnose den Rest des Lebens in einem Rollstuhl verbringen zu müssen. Das ist aber nur in den wenigsten Fällen so. Die Therapien konnten im Verlaufe der letzten Jahre stetig verbessert werden. Somit verlaufen die meisten MS-Erkrankungen günstiger als früher.
Multiple-Sklerose-Patienten können heute damit rechnen, sich durchschnittlich 25 Jahre nach Erkrankungsbeginn frei bewegen zu können. Das bedeutet, eine Gehhilfe ist für diesen Zeitraum nicht nötig. Früher war dieser Zeitraum um ein Drittel kürzer.
Da des Öfteren nicht ganz klar ist, wann die Multiple Sklerose genau begann, ziehen Wissenschaftler zu dieser Berechnung das Patientenalter heran. So wird davon ausgegangen, dass noch rund 40 bis 60 Prozent aller Patienten mit MS im Alter von 50 bis 60 Jahren 100 Meter gänzlich ohne Gehhilfe bewältigen können.
Zwar ist die Lebenserwartung im Schnitt nicht ganz so hoch wie die der durchschnittlichen Bevölkerung. Allerdings erlauben immer fortschreitende Entwicklungen zur Behandlung der Erkrankung Multiple Sklerose, dass sich diese erhöht. Entscheidend hierfür ist selbstverständlich auch die Inanspruchnahme möglichst vieler Therapiemaßnahmen von Begleiterkrankungen.
So haben sich in früher durchgeführten Untersuchungen positive Resultate hinsichtlich der Lebenserwartung gezeigt. Forscher aus dem kanadischen Raum können bestätigen, dass die Lebenserwartung bei Multipler Sklerose sich weiter erhöht. In den meisten Fällen müssen Betroffene gegenwärtig damit rechnen, durchschnittlich etwa sieben Jahre weniger zu leben, als dies bei der übrigen Bevölkerung der Fall ist. Interessierte können die genannte Studie aus Kanada im Journal „Neurology“ nachlesen.
Weiterführende Studien belegen, dass unterschiedliche weitere Erkrankungen die Lebenserwartung für Multiple Sklerose Patienten negativ beeinflussen können. Unter anderem können Krankheiten wie beispielsweise
die Lebenserwartung von Patienten mit Multipler Sklerose verkürzen. Demnach ist mit einer verkürzten Lebenserwartung dann zu rechnen, wenn sich zur Multiplen Sklerose Begleiterkrankungen hinzugesellen. Betroffene, die einzig an MS leiden, leben etwas länger.
Nicht berücksichtigt werden konnte in den Forschungen, in welchem Maße die Schwere der zusätzlichen Erkrankungen sich auf die Lebenserwartung bei Multipler Sklerose auswirken. Nimmt der Patienten möglichst viele Behandlungsmaßnahmen wahr, kann er dazu beitragen, dass sich seine Lebenserwartung erhöht.
Wie Dr. Bruce Bebo – US-amerikanische MS-Gesellschaft – zu berichten weiß, beweisen Forschungen eine positive Einflussnahme auf die Symptomatik von Multipler Sklerose. Zudem kann sich durch regelmäßiges Bewegen auch die allgemeine Gesundheit betroffener Patienten verbessern.
Dahingegen wirken sich Übergewicht und der Genuss von Nikotin negativ auf die Erkrankung aus. Erfolgen regelmäßige Teilnahmen an therapeutischen Maßnahmen und werden zugleich Begleiterkrankungen der Multiplen Sklerose behandelt, erhöht sich die Lebenserwartung wesentlich.
Letzte Aktualisierung am 22.08.2017.